Der französische Staats-Stromriese Electricité de France (EDF) verhandelt mit der Schweiz über die Verlängerung der bisherigen Strom-Importverträge. Dabei geht es um 8 Mrd Kilowattstunden (kWh) aus Leistungsbereitstellungen von rund 1400 Megawatt (MW) pro Jahr. Dieser Wert entspricht der Jahresleistung des Kernkraftwerks Gösgen. Offen ist aber, ob zusätzliche Verträge verlängert werden, die nicht speziell an die Laufzeiten existierender französischer Kernkraftwerke gebunden sind. Diese Verträge umfassen weitere Leistungen über 1100 MW (respektive 6,6 Mrd kWh). Derzeit kostet der aus Frankreich gelieferte Atomstrom 4 bis 4,5 Rp. pro kWh - mit Tendenz nach unten, je stärker die Anlagen amortisiert sind. Der Wiederverkaufspreis an der Börse ist doppelt so hoch, die Gewinnspannen sind beträchtlich.

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Die schweizerische EGL bestätigte vor einigen Wochen die laufenden Verhandlungen. Wenn die Verlängerung zustande kommt, könnten die Preise sinken, und die berüchtigte «Stromlücke» dürfte sich um ein paar Jahre nach hinten verschieben.

EDF braucht Geld

Die Aussichten dafür stehen gar nicht schlecht. Der Chef der staatlichen französischen Nuklearaufsicht ASN, André-Claude Lacoste, sagte dem Branchendienst «Platts» Ende Januar, er halte Betriebszeiten von bis zu 60 Jahren für die französischen Atommeiler für realistisch - Atomstrom aus dem Nachbarland wird es also weiterhin geben. Das trifft sich für die EDF ideal, denn sie benötigt nach milliardenteuren Einkäufen in England und den USA Bares. EDF-Finanzchef Daniel Camus sagte kürzlich in London, in ihrer Situation sei jedes zusätzliche Jahr mit Strom zu Billigkonditionen aus abgeschriebenen Kernreaktoren «so gut wie Bares».

Die Schweizer können also von der französischen Geldbeschaffungsstrategie profitieren. Das gleicht der Situation in den 80er Jahren, als sie schon mal der EDF aus der Patsche halfen und die Importverträge eingingen. Eine Sorge allerdings bleibt: Die Wettbewerbshüter der EU wollen grenzüberschreitende Energie-Langzeitverträge aus Wettbewerbsgründen verbieten. Doch weil die Versorgungssicherheit auch in Brüssel mehr und mehr ein Thema ist, haben die Wettbewerbshüter derzeit einen schweren Stand gegen die EU-internen Befürworter von Langzeitverträgen.