Es gibt Erlebnisse im Leben von Freddy Burger, die prägen ihn bis heute - auch wenn sie vierzig Jahre zurückliegen. Ein solches ist seine Erfahrung als Hochbauzeichner-Stift: «Ich hatte einen sehr autoritären Lehrmeister. Wenn er am Morgen ins Büro kam, zuckten alle zusammen. Sobald er das Büro verliess, arbeitete niemand mehr», erinnert sich Burger. Damals habe er sich gesagt: «Wenn ich je ein Unternehmen führen darf, werde ich mich definitiv nicht so verhalten.»
Heute lenkt Freddy Burger ein Unternehmen und sagt: «Ich versuche, ein guter Chef zu sein.» Dazu braucht es in erster Linie den Erfolg. Und den hat er: In den letzten 35 Jahren ist seine Freddy Burger Management-Gruppe (FBM) langsam aber stetig gewachsen.
Was mit öffentlichen Tanzveranstaltungen Anfang der 60er Jahre noch während seiner Hochbauzeichner-Lehre begann, ist heute eine Firmengruppe, die jährlich über 100 Mio Fr. umsetzt und rund 400 Mitarbeitende beschäftigt. Zum Kerngeschäft gehören Grossveranstaltungen wie Musicals, eigene Musical-Theater in Zürich und Basel, die Künstlervermittlung, eine TV-Produktionsfirma sowie Gastrotempel und Hotels.
*Timing ist alles*
«Freddy Burger ist sehr clever und doch topseriös, eine ideale Kombination in diesem Geschäft», sagte der langjährige SF-DRS-Unterhaltungschef Marco Stöcklin einmal über den 57-Jährigen. Burger sei ein Mann der guten alten Schule. Aber einer der nichts verschläft, meinen andere. «Das richtige Timing ist in unserem Geschäft das Wichtigste», sagt Burger selbst. Gerne vergleicht er mit dem Spitzensport. Eine Saison lang spielte er früher beim Zürcher Schlittschuhclub (ZSC) in der Nationalliga B Eishockey, bevor ein schwerer Autounfall seine sportlichen Ambitionen jäh stoppte. «Sehr vieles hat mit Intuition zu tun. Man muss spüren, wann der Pass kommt», so Burger.
Und so erstaunt es wenig, dass Freddy Burgers Curriculum Vitae keinerlei Aus- oder Weiterbildung enthält, ausser einem Sekundarschulabschluss und der Lehre als Hochbauzeichner. «Es gibt den akademischen Weg und das «learning by doing». Ich ging den zweiten Weg und staune manchmal, dass ich Fragen beantworten kann, auf die andere keine Antwort finden», sagt Burger.
*Glänzendes Beziehungsnetz*
Europabekannt ist sein glänzendes Beziehungsnetz, das selbst internationale Unterhaltungsmanager zu ungewöhnlichen Schulterschlüssen mit dem Zürcher bewegte. «Big-Brother»-Erfinder John de Mol etwa stieg mit seiner Endemol bei Burgers TV-Produktionsfirma Bichsel & Burger Media Productions ein. Nicht, wie sonst üblich, mit einer Mehrheitsbeteiligung.
Aus einfachem Grund: Burger wollte partout die Mehrheit nicht abgeben. Nach dem Aus von TV3 und damit «Big Brother» ist die von Hannes Bichsel geführte Firma keineswegs ohne Arbeit. Sie produziert heute unter anderem Telescoop, die tägliche Mittagssendung auf SF DRS 1.
Nicht nur als «überaus vertrauenswürdig» (John de Mol), sondern auch als «knallhart» wird Freddy Burger bisweilen bezeichnet. Früher ärgerte sich Burger über diese Charakterisierung. Heute erklärt er sie so: «Ich bin ein Mensch, der klare Worte spricht. Ich öffne mein Herz und sage, wie ich mir etwas vorstelle. Dann weiche ich in der Regel nicht mehr von meiner Position ab.»
Doch auch Flops gab es im Leben des Erfolgsverwöhnten. Einen ersten gleich zu Beginn seiner Karriere, als er ein Konzert mit Cliff Richard im Hallenstadion organisierte - und ein Defizit von 20000 Fr. einfuhr. «Eine Menge Geld damals, 1965, die ich mühsam meinem Vater abstottern musste.» Oder das Musical «Wilhelm Tell», das Anfang der 70er Jahre ein Loch von über 100000 Fr. einspielte.
Im Showbusiness müsse man immer auch mit dem Worst-Case-Szenario rechnen. Daran habe er sich immer gehalten. «Eine grosse Musical-Produktion kostet heute schnell 10 bis 12 Mio Fr. Da muss man sich stets fragen, ob man einen Misserfolg verkraften kann», so Burger. Obschon heute alle 27 Firmen zu 100% eigenfinanziert sind, hat sich an Burgers Einstellung nichts geändert. «Ich bin ein sehr ängstlicher Mensch. Ich habe noch heute Existenzängste.»
Als «schollengebunden und eigentlich konservativ» bezeichnet sich Burger gerne. Der grosse Partylöwe ist er mitnichten. Abends trifft man ihn höchstens an Events seiner Firmen oder vielleicht an einem Fussballmatch. Seine Freizeit verbringt Freddy Burger lieber im Kreis seiner Familie, mit seiner zweiten Frau und seinen Söhnen. Sein Handy hat er für diese stets eingeschaltet - auch während Sitzungen. «Sie sollen wissen, dass der Papi für sie immer Zeit hat.»
«Ich bin ein sehr treuer Mensch», sagt Burger. Das gilt auch für viele seiner Mitarbeiter. Die meisten Kader sind längjährige FBM-Manager. Doch Vertrauen ist für ihn nicht nur eine Frage der Jahre. «Mein Vertrauen gewinnt, wer sich vetrauenswürdig verhält und mir keine Wahrheiten verschweigt.» Bei Neuanstellungen sind ihm der erste Eindruck und das Charisma wichtiger als der Lebenslauf. Geniesst jemand das Vertrauen von Freddy Burger, so hat er auch die viel zitierten Freiräume: «Die Geschäftsführer der einzelnen Firmen sind völlig autonom. Das geht gar nicht anders. Unsere Gruppe ist längst zu gross, als dass ich mich um alles kümmern könnte.»
Bemerkenswert ist auch, dass Burger seine Person bereits vor sieben Jahren ein gutes Stück aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat. Seither verbringt er rund 13 Wochen des Jahres nicht mehr im Büro, sondern mit seiner Familie. Kontinuierlich will er sich weiter zurücknehmen. Sein Ziel: Ein Unternehmen, das auch ohne Freddy Burger erfolgreich ist.
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Freddy Burger: Selfmademan mit Instinkt
Wenn Mainstream-Kultur in der Schweiz Erfolg hat, steht meist der Name Burger dahinter. Weshalb ist der 57-Jährige mit seinem Firmenkonglomerat so erfolgreich?
Von Michael Zollinger
am 04.11.2003 - 19:02 Uhr
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