Vergleicht man die Berichterstattung zum Thema strukturierte Produkte vor und nach der Finanzkrise, ist der Unterschied markant: In der Boomphase bis und mit 2007 standen vor allem die Chancen der Produkte im Vordergrund. Mit den einbrechenden Aktienkursen und den steigenden Kreditrisikoprämien 2008 schlug die Stimmung dann plötzlich um. Ausser Ausfall- und Marktrisiken schienen die Finanzinstrumente wenig zu bieten. Wie meistens liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Beachtet man vor dem Kauf von strukturierten Produkten die folgenden fünf Grundsätze, lässt sich die Gefahr enttäuschter Erwartungen minimieren.

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Kontext im Auge behalten In Bezug auf die Risikosteuerung bieten strukturierte Produkte Vorteile, die man mit Direktanlagen oder kollektiven Anlagen nicht nutzen kann. Bei der Konstruktion eines Wertschriftenportefeuilles können sie deshalb eine sinnvolle Ergänzung sein. Entscheidend ist jedoch, dass die einzelnen Instrumente im Portfoliokontext optimal aufeinander abgestimmt sind. Wird ein Portefeuille durch strukturierte Produkte ergänzt, sollte der Anleger ein klares Ziel vor Augen haben. Ein konservatives Obligationenportefeuille kann so etwa durch Kapitalschutzprodukte ergänzt werden, mit denen eine Partizipation an der Entwicklung anderer Anlageklassen ermöglicht wird, ohne gleich das volle Risiko zu tragen. Vor jedem Kauf ist deshalb zu klären, welche Funktion das Instrument im Kontext des Portfolios übernehmen soll.

Die Risiken kennen Strukturierte Produkte weisen neben der Marktrisikodimension immer auch eine Kreditrisikodimension auf. Bei der Beurteilung der Instrumente und der Bestimmung der Positionsgrösse ist es hilfreich, in Worst-Case-Szenarien zu denken: Was bietet das Auszahlungsprofil im schlimmstmöglichen Fall, und was wäre dann die Auswirkung auf das Gesamtvermögen? Aus Kreditrisikosicht ist der Worst Case immer der Totalausfall. Deshalb ist Diversifikation absolute Pflicht.

Handlungsfreiheit bewahren

Ziele und Bedürfnisse eines Anlegers können sich im Zeitablauf ändern. Eine Anlagestrategie, die explizit ausformuliert oder auch nur im Hinterkopf des Anlegers präsent sein kann, muss deshalb jederzeit angepasst werden können. Die Bewahrung der Handlungsfreiheit ist der dritte wichtige Grundsatz. Wie sieht der Sekundärmarkt des Instrumentes aus? Lässt sich das Produkt jederzeit verkaufen? Ist die Preisbildung im Sekundärmarkt transparent? Hier gilt: Je einfacher das Auszahlungsprofil, desto transparenter die Preisbildung im Sekundärmarkt.

Komplexität vermeiden Der Konkurrenzkampf unter den Anbietern von strukturierten Produkten ist hart. Die Einführung von neuen und meist auch komplexeren Auszahlungsprofilen stellt für die Emittenten eine bedeutende Möglichkeit zur Differenzierung dar. Von der Angebotsseite ist deshalb ein natürlicher Trend zu mehr Komplexität zu erwarten. In den Boomjahren vor der Finanzkrise war er denn auch besonders ausgeprägt zu beobachten. Anleger tun gut daran, kritisch zu hinterfragen, ob die zusätzliche Komplexität tatsächlich auch einen zusätzlichen Nutzen bringt. Einfache Produkte lassen sich nicht nur zielgerichteter einsetzen, auch ihr Pricing im Sekundärmarkt ist deutlich transparenter.

Professionelles Reporting Der Einsatz von strukturierten Produkten stellt hohe Anforderungen an das Reporting einer Bank. Strukturierte Produkte sind keine eigene Anlageklasse für sich und bezüglich ihrer Rendite-/Risikoeigenschaften äusserst heterogen. Eine besondere Herausforderung ist die Tatsache, dass sich der Charakter eines Instrumentes im Zeitablauf je nach Entwicklung des Basiswertes verändern kann. Eine statische Zuordnung in eine eigene Kategorie greift deshalb zu kurz. Durch ein konsequentes Unbundling der Instrumente lassen sich die Marktrisiken für jedes Instrument aufzeigen und anschliessend auf Portefeuille-Ebene aggregieren. So sieht der Kunde jederzeit die effektive ökonomische Zusammensetzung seines Portefeuilles.

Mit den derzeit rekordtiefen Kapitalmarktzinsen sehen sich viele Anleger nach Anlagealternativen um. Nichts steigert den Risikoappetit mehr als langfristig tiefe Zinsen. Dies verleiht auch der Nachfrage nach strukturierten Produkten wieder Auftrieb. Diese profitieren auch nach der Krise von ihrem grössten Trumpf: Ihrer Flexibilität. Zaubern kann man damit aber immer noch nicht. Für mehr Rendite muss auch mehr Risiko übernommen werden.