Zur Demonstration der Wickelmaschine führt Firmeninhaber Pierre-André Schaerer den Besuch in den Produktionsraum der ehemaligen Textilmaschinenfabrik in der Zürcher Seegemeinde Erlenbach. Die Werkstatt befindet sich hinter dem Lager, wo auf hohen Regalen hunderte von Garnrollen in verschiedenen Farben aufgestapelt sind. «Dies ist unser halbautomatisches Standardmodell. Dieser Typ hat schon über 1 Mrd Knöpfe vor dem Abfallen bewahrt», sagt Pierre-André Schaerer und deutet auf einen Apparat in der Grösse und Form einer Haushaltsnähmaschine.
Schaerer nimmt ein Stück Stoff mit verschiedenen lose angenähten Knöpfen zur Hand und hält einen Knopf in den trichterförmigen Aufsatz des Wickelgerätes, das in Sekundenschnelle Garn um den Knopfstiel wickelt und in einer 120 Grad heissen Gabel verschweisst. Dieser Vorgang ist nur möglich, weil es kein gewöhnlicher Faden, sondern ein elastisches Spezialgarn ist: Die Schmelzkomponente im Innern sorgt dafür, dass die Umwicklung verklebt und sich nicht mehr löst.
Der Erfinder dieses Systems war der Vater des heutigen Firmeninhabers, der 1995 verstorbene André Schaerer. Einerseits ärgerte er sich persönlich immer über Kleidungsstücke mit abfallenden Knöpfen. Anderseits besichtigte er schon 1970 die Bekleidungsfabrik eines Bekannten, der ihm erzählte, dass das Abfallen der Knöpfe der häufigste Reklamationsgrund sei. Das scheinbar unlösbare Problem reizte den erfinderischen Chemieingenieur. Im Laufe der 70er Jahre begann er, den Prototypen des heutigen vollautomatischen Knopfwickelgerätes zu entwickeln.
Renommierte Kunden aus der Modebranche
Schaerer liess sein «Knopfstielwickel-System mit Thermofixierung» 1989 patentieren und gründete 1991 mit seinem Sohn die Firma Ascolit Schaerer AG, die heute Ascolite AG heisst. Der Durchbruch kam vier Jahre später mit der dritten Generation der Maschinen: Der elektronisch gesteuerte Vollautomat umwickelt einen Knopf in 0,7 Sekunden. Einen grossen Teil des Umsatzes erzielt Ascolite mit dem thermofixierbaren Spezialgarn in 30 Farben. Heute vertreibt die Firma Maschinen in vier Kontinente und erreicht damit einen Umsatz von 4 Mio Fr.
Dank neuen Auftraggebern konnte das Unternehmen den letztjährigen Umsatz trotz Rezession auf dem Niveau von 2001 halten. Zu den Kunden von Ascolite zählen renommierte Marken: Die Schweizer Label Strellson und Akris, die englischen Anbieter Burberry und Marks & Spencer gehören ebenso dazu wie Gerry Weber, Max Mara, Van Lack sowie Teile der C&A-Produktion und die im Tessin produzierte Hemdenluxuslinie Baldessarini von Hugo Boss.
Weil Ascolite sich weltweit als einzige Firma ausschliesslich mit der Knopfbefestigung beschäftigt, bleibt das System ein Nischenprodukt. «Knöpfe sind und bleiben in der Bekleidungsindustrie eine Nebensache. Die Branche ist unter Druck und schenkt dem Thema nicht genügend Aufmerksamkeit», stellt Schaerer fest, der ursprünglich aus der Finanzbranche kommt. «Zuerst sind alle begeistert von der Idee. Sobald es um die Finanzierung geht, erklären manche Produzenten jedoch, sie hätten keine Mittel für das System oder abfallende Knöpfe seien für sie kein akutes Problem.»
Grosses Potenzial im Hemden-Sektor
Der Grund für das mangelnde Bewusstsein ist einfach: Die Kunden nehmen das Abfallen der Knöpfe an ladenneuen Kleidungsstücken einfach hin. Pierre-André Schaerer: «Die Konsumenten haben sich daran gewöhnt, dass Knöpfe lose werden und abfallen. Sie werten es als Qualitätsmerkmal, wenn zu einer Jacke oder Hose zwei Ersatzknöpfe geliefert werden. Wenn nicht, vermissen sie die Ersatzknöpfe sogar.» Laut Schaerer hat sich die Qualität der Knopfbefestigung in den letzten Jahren zwar etwas verbessert. Aber gemäss Umfragen bei Konsumenten fallen immer noch bis zu einem Fünftel der Knöpfe an neu gekauften Kleidungsstücken ab.
Der Geschäftsführer blickt optimistisch in die Zukunft. Mit dem jüngsten Gerät mit automatischer Zuführung der Knöpfe will Ascolite den Hemdensektor erobern, der gemäss Schaerer ein grosses Potenzial darstellt. Die Firma geht auch im Marketingbereich in die Offensive und wird dieses Jahr ein günstiges Handmodell der Knopfwickelmaschine lancieren. Damit werden Haushalte und Textilreinigungen in der Lage sein, Knöpfe dauerhaft zu fixieren eine Arbeit, die eigentlich der Produzent übernehmen sollte.
Pierre-André Schaerer ist überzeugt, dass das Gerät ein wichtiges Bedürfnis befriedigen wird. Sein Ziel ist jedoch schon erreicht, wenn er bei den Konsumenten und Produzenten das Bewusstsein fördern kann, dass Knöpfe keine Nebensache sind.
KMU-PROFIL
Gründung: 1991 als Ascolit Schaerer AG, seit 1994 Ascolite AG
Umsatz 2001: 4 Mio Fr.
Beschäftigte: 12
Produkte: Knopfwickel- und Knopfbefestigungssysteme mit Garn
Produktion: Maschinen in Uster, Wetzikon und Leeds (England), Garn in St. Gallen und Wallisellen, Handelsbetrieb in Erlenbach
Firma: Ascolite AG, Seestrasse 78, 8703 Erlenbach ZH