In diesem Jahr feiert die Galerie Lutz & Thalmann ihr fünfjähriges Bestehen. Wie haben Sie diese Zeit als Galeristinnen erlebt?

Gabriele Lutz: Im Rückblick auf unsere ersten fünf Jahre sind meine Partnerin Carina Andres Thalmann und ich doch ein wenig stolz, dass wir uns in dieser Zeit mit einem qualitativ hoch stehenden, unverwechselbaren Programm etablieren konnten. Wir haben in dieser Zeit in harter Knochenarbeit viel Aufbau- und Vermittlungsarbeit geleistet und dadurch einen treuen Kreis von privaten Sammlern und Institutionen gewinnen können. Es sind bedeutende Projekte in Zusammenarbeit mit Museen und international renommierten Galerien zu Stande gekommen. Die AIG Private Bank hat uns als Sponsor begleitet.

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Welches ist für Sie die wichtigste Entwicklung in der aktuellen Kunst in diesen letzten fünf Jahren?

Lutz: Die Documenta 11 hat gezeigt, mit welch unterschiedlichen Strategien sich die Künstler mit den Themen unserer Zeit auseinandersetzen. Nach wie vor spielt Malerei eine wichtige Rolle; von einer Marginalisierung durch die Fotografie kann nicht gesprochen werden.

Spannend ist die gegenseitige Beeinflussung, die Annäherung und auch die Verwischung der einzelnen Gattungen. Wir konstatieren, dass neben der Malerei insbesondere auch die Zeichnung verstärkte Beachtung erhält und auf grosses Sammlerinteresse stösst.

Wie sehen Sie den Kunstmarkt in den nächsten fünf Jahren?

Lutz: Wirtschaftlich schwierige Zeiten wirken sich auf den Kunstmarkt aus. Umso mehr wird sich Qualität durchsetzen. Kunst stellt Fragen und vermittelt Werte, die in Zeiten des Umbruchs um so wichtiger sind.

Wo setzen Sie persönlich Ihren programmatischen Schwerpunkt?

Lutz: Die Malerei steht im Zentrum unseres Interesses. Wir haben zwei Schwerpunkte, einerseits internationale Gegenwartskunst und anderseits die Malerei der Nachkriegszeit, den abstrakten Expressionismus. Wir vertreten die Nachlasse von Hugo Weber und Wilfrid Moser, ausserdem arbeiten wir direkt mit dem Nachlass von Louise Nevelson. Diese Konstellation gibt dem Schaffen unserer jüngeren Künstler und Künstlerinnen einen historischen Kontext. Diesen Bezug betrachten wir als sehr wichtig.

Was zeigen Sie in Ihrer Jubiläumsausstellung?

Lutz: Unter dem Titel «Referenz» präsentieren wir Künstler der Galerie mit Arbeiten, die auf vorhandene Kunst antworten. Wir verstehen die Ausstellung als «Reverenz» an unsere Künstler: Pascal Danz, Barbara Ellmerer, Barbara Heé, Howard Hodgkin, Oliver Krähenbühl, Donald Sultan, Andrew Ward. Erstmals stellen wir den jungen irischen Künstler Eamon O'Kane vor, der 54 Arbeiten aus seiner jüngst entstandenen Serie von Künstlerporträts im Postkartenformat zeigt (Wettingerwies 2B, bis 8. März 2003).

Galerie Haldemann

Bern: Nur noch kurze Zeit sind bei Margit Haldemann «Frozen Flowers» zu besichtigen, eine Winterausstellung mit ganz unterschiedlichen Interpretationen des Themas von sieben Künstlern und Künstlerinnen: Irritierend, verführerisch, befremdlich, klirrend heiss-kalt, archaisch, vibrierend; mit Anklängen an Filmstills, klassische Meisterwerke, feministische Provokationen; in Malerei, Zeichnung, Skulptur, Objekt, Fotografie und Video. Die Werke stammen von Helen Chadwick, Barbara Ellmerer, Andreas Iten, Jupp Linssen, Anna-Kavata Mbiti, Rob de Vry und Uwe Wittwer.

Blumenbilder haben in der Kunst eine lange Tradition. Durch jahrhundertelange Anwendung belastet um nicht zu sagen abgegriffen ist dieses klassische Motiv dennoch höchst aktuell in der Gegenwartskunst. Bei Uwe Wittwer (geb. 1954, Zürich) wuchern in beunruhigenden Schattenbildern Ausschnitte aus üppigen Blumenarrangements in Aquarell, Öl oder als Inkjet, energetisch aufgeladene schwarze Löcher erinnern an ausgebrannte Stellen (1900 bis 9000 Fr.).

Faltenwürfe, jüngst auch mit ornamentalen und floralen Stoffmustern sind seit einiger Zeit das Motiv von Rob de Vry (geb. 1952, Wuppertal). Die Beschäftigung des Holländers mit den Werken vergangener Meister geschieht mit der Überzeugung, zwischen dem traditionellen Tafelbild und unseren modernen Sehweisen einen neuen Zusammenhang zu schaffen (Ölbilder von 1800 bis 4800 Fr.).

Anna-Kavata Mbiti (geb. 1976, Berlin), Meisterschülerin von Antony Cragg an der Universität Berlin, hat kürzlich ihr Studium abgeschlossen. Auffallend sind ihre kraftvollen skulpturalen Arbeiten, wie die wilde, üppige Holzblüte aus der Werkgruppe «Identities». Ihre neuesten Holzobjekte aus der Serie «Grüsse aus Saipan» dagegen sind Blumen der Sehnsucht und der Ferne, die zart farbig auf der Wand schimmern (800 bis 2800 Fr.). Zur Ausstellung ist eine Publikation erschienen (Brunngasse 14/Brunngasshalde 31, Bern, bis 1. Februar 2003).

Galerie Henze & Ketterer

Wichtrach/Bern Anlässlich des 14. Galerien-Wochenendes des Vereins Berner Galerien am 18. /19. Januar hat die Galerie Henze & Ketterer eine Ausstellung mit neuen Werken des in Bern lebenden Griechen Nakis Panayotidis eröffnet. Der 1947 in Athen geborene Künstler fand nach 1966 als Architekturstudent im Kreise der Arte Povera in Turin und Rom zur Kunst. Seit 1973 lebt und arbeitet er in Bern, im Sommer auf Seriphos.

Aus einfachsten Materialien Teerpappe, Stroh, Pflastersteinen, Bleiblechen (bisweilen mit eingeritzter Schrift), geäderten glatten Steinen, Neonröhren und elektrischen Birnen, seit 1989 auch mit kargen, leicht (und neuerlich auch stärker) überarbeiteten schwarzweissen Fotos griechischer Natur- und Kulturlandschaften abseits der bekannten Orte schafft er seine Zeichen, baut er sein Memento in raumgreifenden Installationen. Panayotidis bildet so Orte der Erinnerung von intensiver Materialität und dies fast ausschliesslich in Grautönen, nur bisweilen mit farbigem Schimmer überzogen.

Nach den Formationen aufgelassener Bergwerke und stillgelegter Industriebauten in Griechenland hat sich Panayotidis seinem ureigensten Element, dem Wasser, in seiner ganzen Vielfalt von unterschiedlichen Oberflächen-Zuständen und -Strukturen genähert und dies in Verbindung mit neuer Farbigkeit. Seine überarbeiteten Fotografien kommentiert er nach wie vor durch Konstruktionen aus den oben erwähnten Materialien. Bei diesen Fotoinstallationen kommt dem Licht eine besondere Bedeutung zu.

Preislich liegen die gezeigten Werke zwischen 8000 und 34000 Fr. Zu der Ausstellung ist ein ausführlicher Katalog erschienen. Vom 7. März bis 21. April zeigt auch das Museo d'Arte Moderna der Stadt Genua im Palazzo Ducale eine umfassende Ausstellung von Werken Panayotidis (Kirchstrasse 26, Wichtrach, bis 26. April 2003).

Galerie Hufschmid

Zürich Unter dem Titel «In Bildern schreiben» zeigt Esther Hufschmid ausgewählte Werke aus dem Nachlass des 1993 verstorbenen Werner Hartmann. Der 1945 in Zug geborene Hartmann bildete sich nach einer Lehre als Maschinenzeichner in den 60er Jahren an den Kunstakademien von Oslo und Den Haag weiter und absolvierte Studienaufenthalte in Hamburg, Paris, Schweden, Spanien und Italien. Der Künstler erhielt verschiedene Schweizer Stipendien und arbeitete 1988 auch in New York, 1992 in Genua, jeweils in einem Atelier der Stadt Zürich. Seit 1965 nahm er an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen in Museen und Galerien in der Schweiz, Österreich, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden teil.

In den 60er Jahren malt Werner Hartmann zunächst tachistisch zentimeterdick trägt er die Farbe auf riesige Leinwände auf. Die nachfolgende Entwicklung ist von einer zunehmenden Entmaterialisierung gekennzeichnet, von der Abkehr vom Öl, dann von der Aquarellfarbe. Die Zeichen werden zu Schriftzeichen. 1975 entdeckt Hartmann das Tuch als Bildträger; daneben verwendet er Papier - neu, handgeschöpft oder alt, Büchern oder Annalen entnommen , Schiefer und Holz.

Verwitterungsspuren oder vergilbte Partien des Untergrunds verbinden sich mit den hieroglyphenartigen Gebilden zu scheinbaren Zeugen versunkener Kulturen von hohem ästhetischem Reiz. Auch die poetischen Titel sind Ausdruck der unerschöpflichen Fabulierlust Hartmanns. Er notiert die assoziationsreichen Bildchiffren als zarte Liniengespinste Zeile für Zeile, waagrecht oder von oben nach unten: «Symbolisch für das, was heute geschieht, ist meine geschriebene Sprache nicht verständlich, nicht entzifferbar.»

Die in der Ausstellung gezeigten Werke kosten zwischen 950 und 9000 Fr. (Predigergasse 14, Zürich, bis 22. Februar 2003).

Galerie Kornfeld

Bern Gemälde und Gouachen von 1930 bis 1983 und Grafik aus dem Zeitraum 1922 bis 1969 zeigt die Galerie Kornfeld in ihrer «Hommage à Marc Chagall». Möglich wurde diese Ausstellung durch eine nahezu 50 Jahre dauernde Freundschaft zwischen dem Künstler (der 1985 in Saint-Paul-de-Vence verstarb) und seiner Familie mit Eberhard W. Kornfeld, der seit den 1950er Jahren immer wieder Ausstellungen mit Werken des Künstlers realisiert und sich auch einem Werkverzeichnis der Radierungen und Holzschnitte gewidmet hat.

Die gezeigten 24 Ölbilder und Gouachen (Preise von 75000 bis 500000 Fr.) stammen meist aus der späteren Schaffenszeit Chagalls und sind kleineren oder mittleren Formats, wobei die Themen seiner frühen Jahre oft eine dominierende Rolle spielen. Häufig sind es imaginäre Ansichten von Witebsk, wo der Künstler 1887 geboren wurde, verbunden mit Erinnerungen an seine Kindheit, wie sie das gesamte Werk des Künstlers immer wieder geprägt haben. Andere Werke thematisieren Liebespaare, Zirkusszenen, das Stetl oder biblische Inhalte. All diese Arbeiten stammen aus dem Nachlass des Künstlers und kommen erstmals in den Handel. Aus dem grafischen Bereich sind 30 Blätter zu sehen (Preise von 7500 bis 30000 Fr.), darunter bereits erste Arbeiten, die Chagall 1922 in Berlin geschaffen hat. Für seine autobiografischen Aufzeichnungen aus Russland unter dem Titel «Mein Leben» schuf er eine 20 Blatt umfassende Folge von Radierungen und Kaltnadelarbeiten. Da sich der Text als schwer übersetzbar erwies, beschränkte man sich jedoch auf die Herausgabe der grafischen Arbeiten. Diese Folge steht am Anfang von Chagalls grafischem Îuvre.

Der farbigen Lithografie wandte sich Chagall erst einige Jahre nach seiner Emigration 1941 in die USA zu. Das Medium faszinierte den Künstler, und als er 1948 nach Frankreich zurückkehrte, besuchte er regelmässig die Druckerei von Fernand Mourlot. So begann eine eindrückliche Produktion von Meisterwerken in farbiger Lithografie, die Chagall von nun an zeit seines Lebens parallel zum malerischen und grafischen Schaffen ausüben sollte. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Laupenstrasse 41, Bern, bis 8. März 2003).

Galerie Martin Krebs

Bern Dieter Hall (geb. 1955), als Maler Autodidakt, hat sich der Vorstellung dessen verschrieben, was er «das Selbstverständliche» nennt, obwohl er sich des Künstlichen an der Kunst und des wenig Selbstverständlichen am künstlerischen Tun natürlich bewusst ist. Stilleben, Porträts oder Memento mori verleiht er durch den direkten Bezug zu seinem Alltag ebendiese Selbstverständlichkeit. Über die Jahre hinweg sind so Betten und Stühle, Spiegeleier und Fischgräten, ausgetrunkene Weingläser auf einem verlassenen Wirtshaustisch, ein einsamer Liegestuhl am Strand oder ein Haufen Bananen zusammen mit zwei Besen in einer Zimmerecke zu Stilleben zusammengeführt worden.

Halls zweite Einzelausstellung in der Galerie Martin Krebs versammelt über 40 Werke der letzten beiden Jahre: In zumeist kleinformatigen Ölbildern, weitgehend entstanden unter der sanften Einwirkung karibischen Lichts, wagt sich Dieter Hall an eine intensive malerische Farbigkeit und widmet sich den unerschöpflichen Schätzen der Lebensfreude: Blühende Gärten unter einer wärmenden Sonne, eine Wolke in einem blauen Himmel über einem goldgelb leuchtenden Strand, ein schattiges Zimmer, eine schlafende Katze. Es sind Szenen voller Intimität, kurze Erzählungen von scheinbar Belanglosem. Der Betrachter erlebt nostalgische Stimmungen und Zeit, die ohne Eile die Tage aneinander reiht, fernab von der Hektik des modernen Alltags.

Dieter Hall, der seit 1983 in New York lebt und arbeitet, balanciert meisterhaft auf dem stets heiklen Grat der Schönheit. Die Preise für seine Ölbilder reichen von 1800 Fr. für «Blauer Kübel auf Balkon» (54 x 34 cm) bis hin zu dem 140 x 80 cm grossen Gemälde «Trotzky's Badewanne» für 7200 Fr. (Münstergasse 43, Bern, bis 15. Februar 2003).