Der US-Konzern General Electric schliesst seinen Standort im aargauischen Oberentfelden und beendet die Produktion dort: Die Aufgaben werden weitgehend nach Frankreich verlagert. Am Vormittag wurden die Mitarbeiter über den Schritt informiert. Von der Einstellung sind 436 Mitarbeiter betroffen.
Grund für den Abbau seien die schwierigen Aussichten auf dem Markt für gasisolierte Schaltanlagen (GIS) und die Notwendigkeit der Sparte Grid, ihre Produktionsstandorte zu konsolidieren. Wie der Konzern zur Mittagszeit per Communiqué mitteilte, könnten womöglich rund 57 Stellen erhalten werden. Diese Stellen wären hauptsächlich in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Logistik, Verkauf sowie Dienstleistungen zur Betreuung der installierten Basis in der Schweiz angesiedelt.
Problem der Überkapazitäten
Der Markt für gasisolierte Schaltanlagen sei durch «erhebliche Überkapazitäten» geprägt, was zu einem starken Preisverfall geführt habe: Laut GE sind die Preise seit ihrem Höchststand 2008 um rund 40 Prozent gefallen.
Noch besteht etwas Hoffnung: Der Abbau-Vorschlag sei dem Europäischen Betriebsrat von General Electric vorgelegt worden. Eine endgültige Entscheidung zu Oberentfelden werde erst getroffen, wenn die Konsultationsverfahren des Betriebsrats sowie auch auf lokaler Ebene in der Schweiz abgeschlossen seien. Beide Konsultationen dürften bis Ende dieses Jahres laufen.
Macht 700 Stellen
Im Mai 2018 hatte GE angekündigt, 500 Stellen von Oberentfelden nach Birr AG zu verlagern. Im Februar 2019 wurde dann gemeldet, dass der Standort Oberentfelden dopch sehr gut ausgelastet sei und deshalb vorläufig auf einen Umzug ins Birrfeld verzichtet werde. Im Juni 2019 kam dann die Ankündigung, dass rund 450 Jobs in Baden und Birr gestrichen würden.
Nach Abschluss des Konsultationsverfahrens erhielten dann auch lediglich 200 Mitarbeitende den blauen Brief: Mit Fluktuationen, Vereinbarungen mit Dritten, Frühpensionierungen konnte der Abbau gedämpft werden.
Ein GE-Sprecher bezifferte die Anzahl der Beschäftigten von GE in der Schweiz damals auf noch rund 2'700 Personen – nach 3'050 Personen vor der damaligen Restrukturierung. Nun könnte die Anzahl der hiesigen Mitarbeiter also auf unter 2'300 fallen.
GE habe sich aber verpflichtet, die potenziell betroffenen Mitarbeitenden zu unterstützen und ihnen unter anderem Zugang zu einem eigenen internen GE-Stellenvermittlungszentrum zu ermöglichen, schreibt der Konzern.
Der Aargauer Regierungsrat äussert sich enttäuscht darüber, dass General Electric frühere Zusicherungen zum Erhalt der Arbeitsplätze im Kanton nicht mehr einhalten will: Man fordere zusammen mit Wirtschaftsminister Guy Parmelin die GE-Leitung auf, auf die Verlagerung des Standorts Oberentfelden nach Frankreich zu verzichten.
Man erwarte, dass GE ernsthaft nach Lösungen suche, um möglichst viele Stellen der Produktionsbetriebe in der Schweiz beziehungsweise im Aargau zu erhalten, so das Statement der Kantonsregierung.
«Wir sind enttäuscht und betroffen, dass die GE-Führung die im Zusammenhang mit dem Standort Oberentfelden gemachten Versprechen bezüglich Stellenerhalt nun nicht mehr einhalten will», wird Regierungsrat Urs Hofmann (SP) zitiert.
Für den Regierungsrat ist es in betriebswirtschaftlicher Hinsicht unverständlich, dass der Standort Oberentfelden beziehungsweise Birr geschlossen werden soll. Noch vor der Sommerpause sei intensiv am Umzug von Oberentfelden nach Birr gearbeitet worden. Der Regierungsrat sieht «ernsthafte Reputations- und Glaubwürdigkeitsrisiken» für GE wegen der bisher abgegebenen Zusicherungen zum Erhalt des Standorts Oberentfelden/Birr.