Der Sanitärtechnikkonzern Geberit geht in Skandinavien auf Einkaufstour. Mit der angestrebten Vollübernahme der finnischen Sanitec für 1,3 Milliarden Franken weitet Geberit die bisherige strategische Ausrichtung aus. Neu bietet Geberit auch Keramikprodukte im Badezimmer an.
Für die angestrebte Übernahme von Sanitec bietet Geberit 97 Schwedische Kronen je Sanitec-Aktien oder insgesamt 1,29 Milliarden Franken. Dies entspreche einer Prämie von 54,6 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von Sanitec an der schwedischen Börse in Stockholm am gestrigen Montag sowie einer Prämie von knapp 42 Prozent gegenüber dem Durchschnittskurs über die letzten 30 Handelstage, teilt Geberit am Dienstag mit. Gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate liegt die Prämie noch bei 29 Prozent.
Verwaltungsrat empfiehlt Annahme des Angebots
Die unabhängigen Sanitec-Verwaltungsräte haben gemäss Geberit das Angebot einstimmig zur Annahme empfohlen. Überdies hätten sich die Grossaktionäre EQT mit einem Anteil von 20 Prozent an Sanitec und Zeres Capital mit 5,5 Prozent unwiderruflich dazu verpflichtet, das Angebot anzunehmen. Die Mitglieder des Sanitec-Verwaltungsrats, die gleichzeitig bei den genannten Grossaktionären Einsitz haben, dürften aus rechtlichen Gründen keine Empfehlung zum Angebot abgeben.
Die Übernahme wird vollständig durch eigene Mittel sowie durch neu aufzunehmende Schulden finanziert. Geberit hat dazu mit JP Morgen eine Kreditvereinbarung abgeschlossen. Für das Angebot gälten marktübliche Konditionen, darunter eine Annahmequote von über 90 Prozent der Aktien und die Genehmigung der zuständigen Kartellbehörden.
Erweiterung der strategischen Ausrichtung
Die Übernahme bedeute für Geberit eine «Erweiterung der bisherigen strategischen Ausrichtung», heisst es in der Mitteilung. Das künftige Produktangebot werde um den Bereich Sanitärkeramik ergänzt. Dadurch werde das technische Knowhow im Bereich Sanitärtechnik «hinter der Wand» mit der Designkompetenz «vor der Wand» vereint. Man freue sich auf die künftige Zusammenarbeit mit den Experten und Fachkräften von Sanitec, wodurch «beträchtliche Vorteile» aus dem Zusammenschluss ausgeschöpft werden sollen.
Sanitec ist in Finnland beheimatet und an der Nasdaq in Stockholm kotiert. Das Unternehmen mit 6'200 Mitarbeitern stellt Keramik-Produkte für Badezimmer im mittleren bis oberen Preissegment her. Sanitec hat in den ersten neun Monaten 2014 einen Umsatz von 533,3 Millionen Euro oder von rund 644 Millionen Franken erwirtschaftet, 1,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie der Homepage des Unternehmens zu entnehmen ist. Der operative Gewinn wird mit 62,6 Millionen beziffert und die entsprechende Marge mit 11,7 Prozent. Das sind 1,6 Prozentpunkte mehr als in 2013. Der adjustierte EBITDA belief sich auf 82,0 Millionen EUR (+5,2 Prozent) oder auf 15,4 Prozent des Umsatzes.
Leicht gewinnverwässernd
Geberit beziffert in einer pro-forma-Berechnung basierend auf den Zahlen von 2013 und unter Ausklammerung von positiven Effekten aus dem Zusammengehen einen kombinierten Nettoumsatz von 2,9 Milliarden Franken bei einem Ebit von knapp 600 Millionen Franken, entsprechend einer Ebit-Marge von rund 21 Prozent. Der Reingewinn hätte bei knapp 500 Millionen gelegen. Die von Geberit allein ausgewiesene Ebit-Marge für 2013 lag bei 22,3 Prozent, die Übernahme ist also leicht gewinnverwässernd.
«Diese Transaktion macht uns zum Marktführer für Sanitärprodukte und wird das Spektrum der von Geberit bearbeiteten Märkte erweitern», wird Geberit-CEO Albert Baehny in der Mitteilung zitiert. Der Zugang zu den Endkunden und die Präsenz in den Showrooms würden gestärkt. Dies sei entscheidend in jenen Märkten, wo die Endkunden die wichtigsten Entscheidungsträger seien.
(awp/ise)