Wer das Portemonnaie für einen gemeinnützigen Zweck öffnet, ist gut beraten, der Frage nachzugehen, welcher Anteil seiner Spende den Bedürftigen zugute kommt und welcher in der Administration der Organisation landet. Im Durchschnitt fliessen 75% eines Spendenfrankens in Projekte, 8% ins Fundraising und 17% in die übrige Administration. Dies zeigt eine Studie, die erstmals in dieser Art von der Zewo, der Aufsichtsstelle der 480 gemeinnützigen Organisationen, durchgeführt wurde. «Diese Durchschnittswerte dienen uns bei der Verleihung des Gütesiegels als Orientierungsgrössen», sagt Geschäftsleiterin Martina Ziegerer. Ist der Anteil des Administrationsaufwandes sehr hoch, stellen sich Fragen zur Effizienz.
Mehr Professionalisierung
Die Erhebung der Administrationskosten ist ein weiterer Schritt in der Professionalisierung der Hilfswerke. Für dieses Jahr müssen die Zewo-zertifizierten Organisationen zudem ihre Rechnung erstmals nach dem Standard Swiss GAAP FER 16 ausweisen. Angesagt sind seit einigen Jahren nicht nur das Outsourcing von Fundraisingaktivitäten, sondern auch die Zusammenarbeit mit Beratungsunternehmen, die Einführung von betriebswirtschaftlichen Controllingprozessen (ISO-Zertifizierung) und das Benchmarking mit Privatunternehmen und anderen NGO. Mit dem Administrationsanteil verfügen die gemeinnützigen Dienste nun auch über eine Kennzahl.
Zwar dürften die Spendeneinnahmen im laufenden Jahr wegen der Tsunami-Katastrophe zunehmen. Tendenziell kämpfen aber immer mehr Organisationen um den gleich bleibenden Spendenkuchen und die Aufmerksamkeit von immer wählerischeren Einzelspendern.
Kein Wunder, sind die Hilfswerke darauf bedacht, ihre administrativen Kosten weiter zu senken, um potenzielle Gönner von ihrem Return on Investment zu überzeugen. Caritas beispielsweise wies für 2005 einen administrativen Aufwand von 5,3% aus. Im Jahr 1995 waren es noch 8,7%. Laut Caritas-Kommunikationschef Odilo Noti sank der administrative Aufwand in den letzten drei Jahren um 0,8 Mio Fr. oder 11%. Teuerungsbereinigt lägen die administrativen Kosten sogar deutlich unter dem Niveau von 1991. Caritas wies in der Zewo-Studie den zweittiefsten Satz aus. Die NGO führt dies auf eine effiziente Kontrolle sowie das ausgebaute Rechnungswesen und das Controlling zurück.
Ähnlich bemüht sich auch Swissaid um die Senkung des administrativen Aufwands, welcher 2004 inklusive Fundraising 18% betrug. «Wir wollen den administrativen Aufwand so stark wie nur immer möglich verringern», sagt Swissaid-Sprecherin Pia Wildberger. Allerdings seien administrative Kosten nicht per se schlecht. Professionalität, Kontrolle und Begleitung seien wichtig und würden immer wie stark man auch die Kosten senke Kosten verursachen.
Auf der Agenda für eine weitere Senkung der Administrationskosten bei Swissaid sind unter anderem die Dezentralisierung und das Delegieren von Aufgaben in den Süden, in die so genannten Koordinationsbüros. Die lokalen Angestellten arbeiten zu ortsüblichen Tarifen und oft unter dem Niveau internationaler Organisationen.
Allerdings kann der administrative Aufwand, auch wenn er einheitlich erhoben wurde, nicht immer verglichen werden. Wie die Zewo-Studie zeigt, wird die Kennzahl durch drei Faktoren beeinflusst die Aktivität, die Grösse und die Struktur der Organisation. So fliessen bei humanitären Auslandorganisationen im Schnitt 81% der Ausgaben in Projekte und Dienstleistungen, während es bei Inlandorganisationen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich rund 70% sind. Bei sehr grossen Organisationen fliessen im Schnitt 90% der Mittel in Projekte und Dienstleistungen. Bei kleineren ist der Anteil der administrativen Kosten naturgemäss höher, es fliessen rund 72% in Projekte.
Gegen Schnellurteil
«Es wäre falsch, die Leistungsfähigkeit einer Hilfsorganisation auf eine Kennzahl zu reduzieren», warnt die Zewo-Chefin. So drückten freiwillige Helfer den «Anteil am administrativen Aufwand», wenn sie für administrative Tätigkeiten eingesetzt werden. Werden sie hingegen für die Erbringung von Projekten eingesetzt, wird die Kennzahl in umgekehrter Richtung beeinflusst, weil ihre unentgeltliche Leistung nicht in die Finanzdaten der Organisation einfliesst.
Gemeinnütziges Engagement von Unternehmen: Politisch korrekte Spenden angesagt
Wenn sich Schweizer Grossunternehmen gemeinnützig engagieren, dann tun sie dies zu 90% mit Geldspenden. Dies zeigt eine Studie der Genfer Stiftung Philias bei 20 Schweizer Grossfirmen, darunter sind 12 multinationale Konzerne. Firmen, die wie Novartis zudem Unterstützungen mit Freiwilligenarbeit leisten, gehören eher zu den Ausnahmen. Nur 25% der Firmen nutzen die Möglichkeit anderer Formen von Spenden. Zögerlich angewendet werden zudem Materialspenden.
Die befragten Unternehmen engagieren sich vorwiegend in klassischen Bereichen wie Kinder und Jugend (50%) und Behinderte (45%). «Heiklere soziale Themen werden in der Schweiz selten berücksichtigt», sagt Philias-Projektleiter Michael Arnold. Bei den sensibleren Bereichen wie Integration von Immigranten, Working Poors oder Gleichstellung von Mann und Frau bestehe ein grosses Bedürfnis nach mehr Engagement seitens der Unternehmen.
Die meisten Unternehmen richteten ihr Engagement eher nach den Unternehmenswerten als nach dem Kerngeschäft aus. Auch Kultur-, Sport- und Sozialsponsoring spielten eine wichtige Rolle, allerdings verstehe man Sponsoring nicht als gemeinnütziges Engagement, denn die Firmen erwarten eine klar definierte Gegenleistung, in erster Linie Markenpräsenz. (clu)
Weniger Einzelspenden: Legate im Plus
Die 480 zertifizierten gemeinnützigen Organisationen in der Schweiz erhöhten die Gesamteinnahmen 2004 leicht um 5,3% auf 2,16 Mrd Fr. Die Einzelspenden schrumpften erneut, von 290 auf 277 Mio Fr. Die Einnahmen von Firmen und Sponsoren sanken von 31 auf 29 Mio Fr. Gestiegen sind die Erbschenkungen (um 7% auf 114 Mio Fr.). Die Spendertätigkeit 2005 war bisher erfreulich. (clu)