Antibiotikaresistente Bakterien stellen Forscher und Medikamentenentwickler noch immer vor ein grosses Problem. Denn sie werden von zwei Membranen geschützt und verhindern so die Wirkamkeit von Antibiotika.

Die Forscher der Roche-Tochter Genentech haben nun einen Weg gefunden, um in diese sogenannten gramnegativen Bakterien einzudringen. Damit könnte eine ganz neue Art von Antibiotika entwickelt werden.

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In Zusammenarbeit mit RQx Pharmaceuticals – einem US-Hersteller von Breitband-Antibiotika – haben sie ein Molekül namens G0775 entwickelt. Es wurde in Zellproben und an Mäusen getestet und wirkt gegen mehrere gramnegative Bakterien, die gegen fast alle vermarkteten Antibiotika resistent sind.

«Die zweite Membran ist im Grunde genommen das Äquivalent eines Kraftfelds. Es schützt die Zelle vor Antibiotika, die in ihr Zellinneres eindringen», erklärt Dr. Chris Heise von Genentech.

Das Problem ist, dass die natürlichen Formen des Moleküls nicht stark genug sind. Heise und sein Team bildeten es nach und veränderten es so, dass es in die Aussenmembran der gramnegativen Bakterien eindringen konnte. Damit liessen sich die Keime töten – ein Aha-Moment für die Forscher von Genentech.

Bahnbrechende Forschung

Diese Erkenntnisse sind bahnbrechend für die künftige Entwicklung von Antikörpern, die in multiresistente Keime eindringen und sie töten können. Seit 50 Jahren wurden keine neuen Arten von Antibiotika entwickelt, die zur Behandlung gramnegativer Infektionen zugelassen sind.

Allein in den USA erkranken jährlich über 2 Millionen Menschen an antibiotikaresistenten Infektionen – 23'000 Menschen sterben daran, so offizielle Schätzungen.

Genentech schloss sich vor fünf Jahren mit RQx Pharmaceuticals zusammen, um Medikamente zu entwickeln, die aus natürlich vorkommenden Stoffen gewonnen werden und die Mechanismen umgehen können, die Bakterien zum Aufbau von Resistenzen nutzen. Einen Zeitplan für die Weiterentwicklung des Moleküls G0775 gibt es derzeit noch nicht.

(mlo)