Nachdem die Elektrifizierung von Limousinen im sechsstelligen Bereich zu SUV übergeschwappt ist, nimmt sie nun endlich die exotischste Form der Autoindustrie ins Visier: den kleinen Pick-up-Truck. Mindestens zwei grosse Autohersteller erwägen, kleine, batteriebetriebene Pick-ups in ihre wachsende Parade von E-Fahrzeugen aufzunehmen.
Beim grössten US-Autokonzern General Motors (GM) sagt Sprecher Stuart Fowle, dass ein kleiner Pick-up eine von mehreren elektrischen Optionen ist, die von einem Team von Ingenieuren und Designern, die sich auf die Entwicklung von erschwinglichen Modellen konzentrieren, entworfen wurden. Dennoch handelt es sich im Moment nur um einen Designvorschlag. «Es gibt noch einige Schritte, bevor etwas in die Produktion geht», sagt er.
Nissan hat unterdessen seine nächste Welle von Elektroautos im Blick und hat versprochen, zwei batteriebetriebene Modelle in seinem Werk in Mississippi herzustellen. Das erste ist der Ariya EV, der gerade auf den Markt gekommen ist. Was das zweite Modell betrifft, so soll Beiratsmitglied Tyler Slade gesagt haben, dass eine elektrische Version des Frontier-Pick-ups der Marke logisch wäre. Ein Nissan-Sprecher bezeichnete den Bericht als Spekulation und sagte, das Unternehmen äussere sich nicht zu künftigen Produktplänen.
Kleinlastwagen sind ein natürliches Ziel für die Elektrifizierung. Sie sind bereits leichter und aerodynamischer als ihre robusteren Pick-up-Geschwister, was es für die Ingenieure leichter macht, sie mit kleineren Batterien auszustatten. Die kleineren Batterien machen diese Lkw noch leichter – eine schwungradähnliche Gleichung, die der Autoindustrie bei der Produktion von riesigen Elektro-SUV zu schaffen macht. Kleine Elektro-Lkw sind ausserdem relativ günstig in der Herstellung, was die Batteriekosten ausgleicht.
Pick-ups bleiben attraktive Fahrzeuge
Nur wenige Fahrer brauchen einen kleinen Pick-up – sie bieten nicht viel mehr Nutzen als eine ähnlich grosse Limousine, sind schwieriger zu handhaben und besitzen oft nur halb so viele Türen. Dennoch scheinen die Menschen sie zu mögen, besonders die Amerikaner. Wie sie aussehen. Wie sie sich anfühlen, wenn man in ihnen sitzt. Was sie können, auch wenn sie es nur selten wirklich tun.
«Es gibt sehr viele Leute, die sagen: ‹Ich will einen Lkw, aber ich brauche keinen Lkw, also ist dieser kleine Pick-up genau das Richtige.›», sagt Kevin Tynan, Analyst bei Bloomberg Intelligence. «Für einen Autokonzern ist das eine grossartige kleine Strategie, über die niemand wirklich spricht.»
Alle zwanzig bis dreissig Jahre, wenn die Benzinpreise in die Höhe schiessen, geben die Autohersteller den Startschuss für eine Welle von Kleinlastern. In den 1970er Jahren brachten sie uns den Chevrolet LUV, den Ford Courier und den Subaru BRAT. In den 90er Jahren waren es der Chevrolet S-10 und der Dodge Dakota. Heute haben wir den Ford Maverick und den Hyundai Santa Cruz. Beide kamen Ende 2021 auf den Markt; ihre rasche Popularität ist zweifellos ein Faktor, der die Autohersteller dazu veranlasst, ähnliche elektrische Alternativen in Betracht zu ziehen.
Obwohl der Maverick nur 22’195 Dollar kostet, hat er nach Schätzungen von Bloomberg im vergangenen Jahr rund 2,1 Milliarden Dollar Umsatz für Ford erwirtschaftet, fast so viel wie sein grösseres Geschwistermodell, der Ford Ranger. Entscheidend ist, dass der Maverick die Käuferinnen und Käufer nicht von den anderen Lkw von Ford abzulenken scheint, sondern Fahrer anzieht, die sich normalerweise für Pkw entscheiden.
Der Maverick war so beliebt, dass Ford zeitweise keine Bestellungen mehr entgegennahm, um die Produktionskapazitäten aufzufüllen.
Pick-ups bieten Raum für Ladekapazität
Mit dem Santa Cruz erschliesst Hyundai zum ersten Mal den lukrativen amerikanischen Pick-up-Markt. Bei der Entwicklung des Fahrzeugs stellte das Unternehmen nach eigenen Angaben in Fokusgruppen fest, dass viele Menschen kleine SUV fahren, sich aber nach mehr Ladekapazität sehnen. Der Santa Cruz ist bei dieser Zielgruppe gut angekommen und hat dazu beigetragen, dass die Marke in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 einen Anstieg der verkauften Fahrzeuge um 17 Prozent verzeichnen konnte.
Die Vorliebe der Amerikanerinnen und Amerikaner für Kleinlaster wird mit Sicherheit weiterwachsen. Dank der Kombination aus Verbraucherinteresse und der guten wirtschaftlichen Lage der Automobilhersteller sieht das Marktforschungsunternehmen LMC Automotive den Markt für Kompakt-Pick-ups – mit Benzinmotor, Hybrid- und Elektroantrieb – in den USA bis zur Mitte des Jahrzehnts auf bis zu 200’000 Fahrzeuge pro Jahr anschwellen, was fast einer Verdoppelung der derzeitigen Grösse entspräche.
Laut Fowle arbeitet die Arbeitsgruppe für Technik und Design bei GM an Elektroautos, die «von Anfang an erschwinglich sind, anstatt sie zu dekonstruieren». Mit anderen Worten: Das Unternehmen will Elektromodelle entwerfen, bei denen der Schwerpunkt auf erschwinglichen Teilen, Materialien und Lösungen liegt, anstatt ein opulentes Modell zu entrümpeln.
Praktischerweise stellt GM derzeit keinen Lkw her, der die gleiche Grösse und den gleichen Preis hat wie der Maverick oder der Santa Cruz. Das nächstgelegene Produkt ist der mittelgrosse Chevrolet Colorado, der bei etwa 31’000 Dollar beginnt und mindestens alle 40 Kilometer 4 Liter Benzin verbrennt.
(bloomberg/spi/rul)
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“When Henry Ford decided to produce his famous V-8 motor, he chose to build an engine with the entire eight cylinders cast in one block, and instructed his engineers to produce a design for the engine. The design was placed on paper, but the engineers agreed, to a man, that it was simply impossible to cast an eight-cylinder engine-block in one piece.
Ford replied,''Produce it anyway.”
― Henry Ford