Der boomende Generikamarkt Schweiz hat eine ähnliche Struktur wie der Detailhandel: Die Pendents zu Migros und Coop heissen Mepha und Sandoz. Die Rolle der «dritten Kraft», Denner, hat die Firma Spirig inne. Diese drei Anbieter kontrollieren zusammen 83% des Marktes für Nachahmermedikamente.

Doch nun möchten gleich zwei Firmen Spirig vom Thron stossen. «Wir wollen die Nummer drei werden», sagt Axel Müller, CEO von Cimex Pharma, die unter dem Holding-Dach der börsenkotierten Schweizerhall steht. Und die Firma Zur Rose, zu der der Generikaanbieter Helvepharm gehört, will einen Marktanteil von 15% erobern was auf dasselbe heraus kommt. Denn Spirigs Marktanteil liegt bei 11%. Beide Verfolger verfügen über Trümpfe, die ihren Anspruch glaubhaft machen.

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Schweizer Markt als Labor

Cimex, die im 4. Quartal 2006 mit einer Produktepalette von 17 bis 20 Generika neu in den Schweizer Markt einsteigen will, hat ein hohes Profil im Business-to-Business-Geschäft. Die Basler beliefern europaweit alle Grossen der Generika-Branche mit Wirkstoffen und vergeben Lizenzen für ihre Nachahmerprodukte. Dass man diese Kunden im Schweizer Markt nun konkurrenzieren wird, sei kein Problem, sagt Müller. Man habe den Markteintritt mit den wichtigsten Abnehmern abgesprochen und die eigenen Ambitionen seien wohlwollend aufgenommen worden. «Der Schweizer Markt wird zu einem wertvollen Labor für Europa», so Müller.

Die Stärke von Cimex ist ihre Schnelligkeit in der Produkteentwicklung, die sie verschiedentlich unter Beweis gestellt hat, und ihr technisches Know-how etwa im Bereich innovativer Verabreichungsformen: Cimex' Wirkstoffe werden zum Beispiel in der Form eines Implantats unter die Haut gespritzt. Das Spaghetti-förmige Implantat gibt dann während eines Monats den Wirkstoff frei, bis es sich ganz auflöst. Eine andere Möglichkeit der kontrollierten Medikamentenabgabe geschieht über ein Heftplaster durch die Haut oder mit Spezialtabletten, die den Wirkstoff ebenfalls über eine längere Zeit im Körper freisetzen. Solche Technologien besitzen wohl nicht viele Generikafirmen.

Cimex will sich konsequent als Nischenplayer im hochwertigen Segment positionieren. Damit rechnet sie sich insbesondere gute Chancen aus, in die Distributionskanäle zu kommen. Dort hat es neben einem der beiden Grossen Platz für maximal zwei weitere Generikaanbieter. Denn kein Apotheker möchte zusätzlich zum Originalmedikament noch ein halbes Dutzend Nachahmerprodukte auf Lager haben.

Helvepharm startet im Gegensatz zu Cimex nicht bei null, sondern als Nummer vier mit einem Marktanteil von 3,4%. Zur Rose kauft dieses Jahr den Joint-Venture-Partner Stada aus und wird der Marke Helvepharm im Juni ein neues Erscheinungsbild verpassen. Das Unternehmen stellt zwar keine eigenen Produkte her: Es kauft die Produktelizenzen und Wirkstoffe bei Dritten ein.

Sein Hauptvorteil liegt aber im Vertrieb. Sich einen Platz beim Apotheker, beim Arzt oder im Spital zu ergattern dürfte zum grossen Nadelöhr werden für die ausländischen Hersteller, die bereits in den Schweizer Markt eingestiegen sind (Teva und Sanofi-Aventis) oder dies bald tun dürften, wie die beiden Inder Dr Reddy's und Ranbaxy.

Die Zur Rose hingegen ist Teil der Distributionskette und beliefert als Grossistin 3000 Ärzte. In diesem so genannten Selbstdispensationsgeschäft hat sie einen Marktanteil von 25%. Die belieferten Ärzte haben zudem handfeste materielle Interesssen, Helvepharm-Generika zu verkaufen, denn sie sind die Aktionäre der Zur Rose. «Wir sind eine standeseigene Unternehmensgruppe, welche die Interessen der Ärztinnen und Ärzte vertritt», lautet das Firmenmotto. Daneben können die Generika auch über den zweiten Distributionskanal vermarktet werden, die Versandapotheke. Im Versandgeschäft habe man einen Marktanteil von rund 37%, schätzt Zur-Rose-Chef Walter Oberhänsli.

Wie ehrgeizig die Thurgauer sind, haben sie mit ihrem Eintritt in den Versandhandel Deutschland bewiesen. Das Generikageschäft läuft rund: Helvepharm konnte letztes Jahr den Umsatz um 114% steigern. Auch dies ein Zeichen der Zeit: Die Jahreszahlen werden nicht mehr in Frauenfeld präsentiert, sondern im Zürcher Fünfsternhotel Park Hyatt.