Die Credit Suisse bekommt Ärger in Genf. Eine seit über drei Jahren laufende Untersuchung gegen einen kleinen Vermögensverwalter wird nun auf die Grossbank ausgeweitet. «Die Credit Suisse lehnt jegliche strafrechtliche Verantwortung entschieden ab und setzt sich mit allen Mitteln gegen die Vorwürfe zur Wehr», sagte eine Konzernsprecherin am Dienstag der Nachrichtenagentur AWP. Zuvor hatten verschiedene Medien über die Vorgänge berichtet.
Es geht um folgendes: Der Genfer Vermögensverwalter TG Investment Services, für den die Credit Suisse als Depotbank agierte, soll seine Kundschaft um Millionen gebracht haben, wie der «Tages-Anzeiger»(Dienstagausgabe) schrieb. Der Vermögensverwalter wurde laut der Zeitung 2008 von ehemaligen CS-Bankern gegründet, die einen guten Draht in die Türkei hatten und dort vermögende Kunden anzogen.
Nachdem die türkische Lira allerdings 2013 absackte, rutschten die Kundenpositionen ins Minus. Um Handelsaufträge bei der Credit Suisse auszuführen, soll TG Investments Unterschriften der Kunden gefälscht haben. Als ein Kunde dann bemerkte, dass mit seinen Positionen etwas nicht stimmt, und er sich bei der Bank erkundigte, meldete diese dies 2015 bei der Meldestelle für Geldwäscherei. Die Chefs der Kleinfirma gestanden: Sie hätten nur Verluste wettmachen wollen, sich aber nicht bereichern wollen. Der Schaden soll rund 150 Millionen Franken betragen.
Vorwurf organisatorischer Mängel
Nun wurde das Verfahren offenbar auf vier Mitarbeiter der Credit Suisse ausgeweitet, einer von ihnen ist heute noch bei der Bank tätig. Sie bestreiten jede Mitschuld.
Auch die Bank selbst soll für organisatorische Mängel zur Rechenschaft gezogen werden, weil die Vorkehrungen nicht ausgereicht hätten, um eine Straftat wie Geldwäscherei zu verhindern. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg konzentriert sich die Staatsanwaltschaft auf 40 Transaktionen von 50'000 Transaktionen zwischen 2009 und 2015.
Bekanntlich wird einem ehemaligen Vermögensverwalter der CS vorgeworfen, in Genf rund 100 Millionen Franken veruntreut zu haben, namentlich zu Ungunsten des georgischen Ex-Premierministers Bidsina Iwanischwili und russischer Kunden. Der Ex-Banker, der laut früheren Medienberichten 99 Prozent des Sachverhalts zugibt, soll das Überwachungssystem der Credit Suisse ausgetrickst haben. Im September 2015 entdeckte das Institut die Täuschung.
Iwanischwili soll Anfang 2016 im Übrigen auch gegen die Bank Strafanzeige erhoben haben, weil diese nicht genügend Sicherheitsvorkehrungen getroffen habe.
(sda/mbü/bsh)