Die Geschichte der Firma Oyster & Pop aus dem englischen Devon lässt sich auf zweierlei Weise lesen. Als Erfolgsstory zweier Schwestern, die eine Geschäftsidee haben und ein florierendes Familienunternehmen schaffen. Oder als die klassische Erzählung von einem Kampf zwischen David und einem übermächtigen Goliath. Der Goliath ist dabei ziemlich bekannt. Es ist der wertvollste Uhrenhersteller der Welt, Rolex aus Genf.
Die erste Story beginnt 2020, als Emma und Sarah eine Beobachtung machen: Vielen Kindern fällt es schwer, mit herkömmlichen Uhren das Zeitlesen zu lernen. Die Geschwister designen mithilfe von befreundeten Lehrerinnen eine bunte Wanduhr, an der Kinder die Zeit mühelos ablesen können. 2021 kommt die «Learning Clock» auf den Markt und wird zum Besteller in Grossbritannien und den USA.
Ein Uhrengigant fühlt sich bedroht
Die zweite Story hat kürzlich begonnen. Denn Emma und Sarah tauften ihre Firma Oyster & Pop nach einer Strasse im Südwesten Englands beim Meer, wo sie ihre Kindheit verbrachten, der Oyster Bend. Nun aber stellt Rolex bekanntlich eine sehr teure Uhrenreihe unter dem Namen Oyster Perpetual her. Und sieht seine Prestigebrand durch die englische Kleinfirma bedroht.
Die Genfer versuchen nun zu verhindern, dass die Schwestern ihre Marke schützen lassen können. Und wollen Emma und Sarah juristisch zwingen, alle Oyster & Pop-Uhren aus dem Handel zu ziehen und die Firma umzubenennen.
In der Bibel gelingt es David, Goliath zu besiegen. Ob dieser moderne Schlagabtausch mit einem Happy End für den englischen David endet, steht noch nicht fest.
Viel Unterstützung für die Schwestern
Emma und Sarah sammeln online Stimmen für ihren Kampf gegen den übermächtigen Gegner, 76’000 Menschen haben die Petition gemäss der Branchenwebsite Watchpro bereits unterschrieben. Ein Scheitern im Rechtskampf würde für die kleine Firma das Ende bedeuten. «Wir verwendeten unsere Ersparnisse dafür, Oyster & Pop zu starten. Wenn wir gezwungen werden, die Firma umzubenennen, würden uns die Mittel fehlen, um von vorne zu beginnen.»
Rolex-Uhren kosteten zwischen 6500 und 75’000 Dollar, sie hingegen verlangen für ihre Uhren und andere Produkte zwischen 10 und 25 Dollar. «Es ist ausgeschlossen, dass uns irgendjemand mit Rolex verwechselt», schreiben die Schwestern.
1 Kommentar
Ehrlich?
Wenn da ein Richter nur schon die Klage annehmen würde, so hätte ich gewisse Fragen.
Ja - Markenschutz muss sein!
Aber er muss sich auf klaren Verwechslungsindikatoren abstützen. Diese sind in diesem Fall offensichtlich nicht vorhanden ausser durch die Bezeichnung eines Meerlebewesens. Es unterscheiden sich
a) Grösse (Armbanduhr zu Wanduhr)
b) Nutzung (unterwegs zu an der Wand im Kinderzimmer)
c) Design (es gibt auf der Homepage von Rolex kein auch nur annähernd ähnlich aussehendes Modell)
d) Typbezeichnung der Uhr (Rolex bezeichnet mit Oyster einen Armbandtyp, ein Element, das bei dieser Uhr gänzlich wegfällt!)
e) Nutzung der Markenrechte von Rolex (solche sind nicht erkennbar und damit für eine Klage hinfällig)
Ich wiederhole mich – in diesem Fall gerne - es gibt keine Hinweise auf eine Verwechslungsgefahr oder auf mögliche Verluste durch ausfallende Verkäufe aufgrund einer Fälschung und damit – sie erraten es sicher – auch keine Begründung für einen Rechtsfall.
Manchmal frage ich mich auch, ob die Firmenanwälte – ob intern oder extern – sich ihre Existenz sichern müssen und darum Mikroben zu Blauwalen machen.