Obwohl der Name auf ein anderes Land hinweist, hebt die Germania Flug AG ab sofort als reine Schweizer Fluggesellschaft ab. Die Aktien sind zu 100 Prozent in Schweizer Händen, gab die Fluggesellschaft am Dienstag bekannt. Zu den Details hinsichtlich des Aktionariats wurde jedoch Stillschweigen vereinbart. Vor der Insolvenz der deutschen Germania hielt diese 40 Prozent an der Schweizerischen Partnerin.
Anders als bei der deutschen Germania sollen hierzulande keine Flieger am Boden bleiben. «Wir halten unser Versprechen, den Flugbetrieb in der Schweiz planmässig und stabil aufrecht zu erhalten», sagt Chef Tobias Somandin. Man sei auf Kurs und freue sich über das grosse Vertrauen von Schweizer Reiseveranstalter, so Somandin. Eine Herausforderung: Das Ferienfluggeschäft ab Zürich ist zum Beispiel fest in der Hand von Edelweiss. Dessen Chef beobachtet mit Interesse die Entwicklung bei Germania Schweiz, wie er im Interview mit der «Handelszeitung» bestätigt.
Markenwechsel kommt allenfalls später
Zunächst einmal ist Germania Schweiz mit dem Umbau beschäftigt: Künftig sollen verschiedene Prozesse, die jetzt noch in Berlin erbracht würden, in eigene Strukturen eingegliedert oder an Anbieter in der Schweiz übergehen. Zu Fragen, wie zum Namen oder der Positionierung, wollte sich Somandin nicht konkret äussern: «Unsere oberste Priorität ist ein zuverlässiger und stabiler Flugbetrieb.» Ein Markenwechsel sowie eine Anpassung des Erscheinungsbildes seien weitere Schritte im Transformationsprozess, so der Chef. Am laufenden Winterprogramm, aber auch am Sommerflugplan 2019 halte die Airline unverändert fest – und will auch weiterhin ausbauen, so Somandin. Welche Kosten durch das Rebranding als Schweizer Marke entstünden, würde das Unternehmen derzeit eruieren, sagt Urs Pelizzoni, Verwaltungsrat der Germania Schweiz, gegenüber der «Handelszeitung».
Offen ist auch, wie die Schweizer Airline Dienstleistungen beziehen möchte, die vorher von der deutschen Germania abgedeckt wurden. «Das war ein Austausch, ähnlich wie ihn Lufthansa, Swiss und Edelweiss untereinander haben», sagt Pelizzoni. Germania Schweiz habe Dienstleistungen von der Berliner Partnerin bezogen, aber auch welche erbracht. Hier würde sich die Situation nun ändern. «Jetzt sprechen wir über ein Unternehmen von 124 Mitarbeitern in der Schweiz, während bei der deutschen Germania mehr als 1000 Mitarbeiter angestellt waren.» Einige Anforderungen für diese 124 Mitarbeiter müssten jetzt outgesourct werden. Pelizzoni sagt: «Ich gehe aber auch davon aus, dass wir aufgrund dessen in einem Jahr mehr Mitarbeiter haben werden als jetzt.»
Die Germania Flug AG wurde 2014 als eigenständiges Unternehmen in Glattbrugg gegründet. Für die deutsche Germania haben sich beim Insolvenzverwalter inzwischen mehr als 30 Interessenten gemeldet. So könnten Investoren den rentablen Teil der Airline «mit profitablen Slots und ohne Altlasten» übernehmen.
(tdr/mbü/ise/me)