Geschäftsreisende setzen sich wieder vermehrt ins Flugzeug. In China reisen laut dem Zahlungsdienstleister Airplus mittlerweile sogar mehr Personen per Inlandflug als vor der Pandemie. Bei Schweizer Firmen gibt man sich derweil noch zurückhaltend.
Die Corona-Pandemie hat Geschäftsreisen weltweit deutlich eingeschränkt. Inzwischen würden sich die Zeichen einer Erholung aber verdichten, wie Airplus mitteilte. In Europa seien vermehrt steigende Buchungszahlen zu beobachten und in China würden zumindest innerhalb des riesigen Landes inzwischen sogar mehr Menschen als noch vor der Pandemie beruflich verreisen.
Kürzer und spontaner
Konkret lag die Zahl der innerhalb Chinas getätigten Flugreisen gemäss Airplus von Januar bis Mai um 9,5 Prozent über denen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019. Im Vergleich zum Jahr 2020 habe sich die Anzahl mehr als verdreifacht.
Sehr beliebt seien etwa Flüge zwischen Schanghai und Peking oder Shenzhen und Schanghai. Grosse Unterschiede zu 2019 gebe es derweil etwa beim Buchungsverhalten: Flugreservationen würden deutlich spontaner erfolgen als noch vor der Pandemie. Auch sei die Dauer einer Geschäftsreise mittlerweile kürzer als 2019.
In Europa zeichne sich ein ähnliches, wenn auch etwas verzögertes Flugverhalten ab: Laut Airplus haben europäische Kunden im Mai dieses Jahres über als ein Drittel mehr Flugreisen unternommen als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahresmonat habe sich die Zahl fast verfünffacht.
In der Schweiz flogen gemäss den Airplus-Zahlen im Mai 40,6 Prozent mehr Geschäftsreisende als im Vormonat. Drei Viertel der Flüge seien dabei innereuropäisch erfolgt. Von den Vor-Pandemie-Zahlen sei Europa allerdings noch weit entfernt. Im Mai lag die Gesamtzahl der Flüge von Geschäftsreisenden auf dem Kontinent bei rund einem Zehntel des Werts vom Vergleichsmonat im Jahr 2019.
UBS: Auf notwendige Reisen beschränken
Auf Anfrage zeigen sich hierzulande denn auch viele Firmen noch zurückhaltend, was die Wiederaufnahme von Geschäftsreisen angeht. Zwar heisst etwa beim Technologiekonzern ABB, dass man wieder mit steigenden Kosten in diesem Bereich rechne, konkrete Zahlen oder Vergleichswerte seien indes schwierig zu beziffern.
«Die Rückkehr zum Reisen wird langsam und allmählich erfolgen und sich weiterhin auf notwendige Reisen beschränken», erklärt auch eine Sprecherin der Grossbank UBS gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Aber auch in der «Post-Pandemie-Phase» würden die neuen Arbeitsformen wie Homeoffice und Videokonferenzen nicht verschwinden.
Betreffend Geschäftstreffen erwarte man, dass zukünftig eine Mischung aus persönlichen und virtuellen Kontakten vorherrsche. Bei der Grossbank brachen die Geschäftsreisen laut der Sprecherin im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 80 Prozent ein.
Novartis: Nur mit Bewilligung des höheren Managements
Die Geschäftsreisen noch stärker zurückgeschraubt hat der der Pharmariese Novartis. Die Geschäftsreisetätigkeit sei schon in einer frühen Phase der Pandemie ausgesetzt worden und schon länger beinahe vollständig eingestellt, teilt eine Sprecherin mit. Ausnahmen bedürften einer Bewilligung des höheren Managements.
In den kommenden Monaten erwarte man zudem keine Rückkehr zum Niveau vor Corona. Covid-19 habe die Verwendung und Akzeptanz von virtuellen Treffen signifikant gesteigert. Generell gebe man den Mitarbeitenden aber nicht vor, wie viel sie reisen sollen, sondern erwarte, dass sie «nur dann geschäftlich reisen, wenn dies wirklich nötig ist.»
(awp/gku)