Nicht einmal den deutschschweizerischen Sanitärinstallateuren ist der Name Gétaz Romang geläufig. Dabei decken sich unzählige von ihnen in den Verteilzentren der Waadtländer Grossistin mit Badewannen, Wasserhahnen und Plättli ein. Gétaz Romang, Anfang Jahr mit dem Stahlhändler Miauton und einem Dutzend Tochterfirmen zur Holding gestrafft, expandiert kontinuierlich vom Genfersee Richtung Nordosten.

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In der Romandie sind die zusammengeschmolzenen Familienunternehmen die erste Adresse der Handwerker für Baumaterial, Holz-, Plättli- und Sanitärbedarf sowie für Eisenwaren, Werkzeuge und Arbeitskleider. Mit kontinuierlichen Akquisitionen und der laufenden Angleichung eines Universalangebotes für Handwerker, will Gétaz Romang nun auch in der Deutschschweiz ihre Position verbessern. «One-stop-shops so nahe wie möglich beim Kunden», lautet das Rezept des neuen CEO Hans Steiner. Eine wachsende Zahl von Universalläden, in denen Handwerker aller Couleur schnell und gut beraten ihren gesamten Einkaufsbedarf auf einmal abdecken können.

Stille Expansion von Westen

Die Waadtländer wissen, dass sie den umkämpften Baumaterialmarkt auch diesseits der Saane nicht mit Neueröffnungen, sondern nur mit Übernahmen regional verankerter Anbieterprofis erobern können. Die Liste stiller Mehrheitsbeteiligungen ist in den letzten Jahren kontinuierlich länger geworden: In der Deutschschweiz sind es die Sanitär Material und die Sabez AG, die in der Innerschweiz, um Zürich und in der Ostschweiz mehrere Verteilzentren, Ausstellungen und Sanitärshops betreiben und für die Gruppe inzwischen über 100 Mio Fr. Umsatz jährlich generieren.

Auch in der ausserwaadtländischen Romandie konnten Gétaz Romang und Miauton ihrem Imperium jüngst mehr als ein halbes Dutzend regionale Händler angliedern. Richtung Osten wurde die Wachstumseuphorie letztes Jahr allerdings etwas gedämpft, weil einige potenzielle Übernahmekandidaten, wie die Waadtländer glauben, ihren Rentabilitätskriterien noch nicht genügen. «Wir schlagen bei erster Gelegenheit zu, aber nur wenn sie profitables Wachstum verspricht», bekräftigt Steiner die Expansionsstrategie.

Letztere entspringt allerdings nicht nur der puren Lust am Grösserwerden, sondern ist auch präventiver Überlebenskampf: Gétaz konnte ihren Umsatz unter anderem dank Akquisitionen um rund einen Zehntel steigern, aber Gewinn- und Renditeentwicklung zeigen seit 2002 wieder nach unten. 2003 ist im besten Fall ein ähnliches Resultat zu erwarten, und das inklusive der fiskalischen und strukturellen Verbesserungen, welche durch die neugegründete Holding erstmals wirksam werden sollen.

Wie alle anderen Baugrossisten kämpft auch Gétaz Ro-mang mit der immer noch verhaltenen Bautätigkeit in der Schweiz. Seit 1993 ist der Anteil vom Bau am schweizerischen Bruttosozialprodukt von 15 auf erstmals unter 10% gesunken. Der Baupreisindex zeigt seit 2000 zwar eine Trendwende nach oben, liegt aber immer noch weit hinter der Entwicklung der Produktionskosten zurück. Trotz einer besorgniserregenden Leerwohnungsquote (2002: 1,13%, gesund wären 1,5%) und einem immer höheren Renovationsbedarf (bis 2005 gegen 50% aller Bauvorhaben) gehen die Grossisten für 2003 unisono von einer Stabilisierung, kaum aber einer Steigerung des Gesamtabsatzes aus.

Wenn der Markt stagniert, muss man Anteile gewinnen und Kosten sparen, lautet die Devise. Die Baumaterial-grossisten tun beides, indem sie regionale Anbieter übernehmen und die Logistik- und Verteilkosten ihrer riesigen, schwer überblickbaren Sortimente (über 80000 referenzierte Artikel bei Gétaz Romang) auf ein grösseres Verkaufsnetz verteilen.

Konkurrenz aus dem Osten

Darin stehen die Deutschschweizer Konkurrentinnen, HG Commerciale und Richner AG, den Welschen in nichts nach: Erstere hat sich als Genossenschaft des Baumeisterverbandes umsatzmässig zur Nummer eins im Baubedarf gemausert und ist mit der Übernahme der Sponagel bereits 1996 auch ins Keramikplättligeschäft eingestiegen. Mit 38 Verkaufspunkten und rund 20 weiteren Ablegern zieht sich ihr Netz durchs ganze Mittelland, hat sich kürzlich aber auch mit der Erneuerung oder der Übernahme von Filialen in Freiburg, Lausanne und Genf festgesetzt. Ähnlich propagiert auch Gétaz ein «vollständiges, preisgerechtes und zukunftgerichtetes Produktesortiment». Die Waadtländer sehen HG Commerciale mit über 3000 Genossenschaftern drum auch als ernst zu nehmende Konkurrentin, «die sich in der Produktebreite mit uns anlegen kann».

Mit Respekt verfolgt man am Genfersee aber auch das spektakuläre Wachstum der Deutschschweizer Nummer zwei im Markt: Die Richner AG wurde als Grosshändlerin für Baumaterial, Keramik und Sanitär zwar selbst der globalen Baugigantin CRH (Irland) einverleibt, konnte ihren schweizerischen Umsatz letztes Jahr mittels Akquisitionen aber nahezu verdoppeln. Mit der Baubedarf-Gruppe und Vicom bringt es Richner auf das grösste Filialnetz in der Deutschschweiz, scheint aber nichtüber Freiburg hinauskommen zu wollen.

Fazit: Im März erfolgte ein Split und ein Umtausch der früheren Namenpapiere und PS in neue Namenaktien. Seither bewegt sich der Kurs weitgehend horizontal. Grosse Sprünge sind auch künftig kaum zu erwarten.