Die US-Notenbank Fed wagt am Mittwoch voraussichtlich die Zinswende. Mit der ersten Anhebung seit fast zehn Jahren läutet sie das Ende der Ära des ultrabilligen Geldes ein. Auch wenn die Fed die geldpolitischen Zügel nur sanft anzieht, hat das an den internationalen Finanzmärkten grosse Effekte. Ein Überblick über die Gewinner und Verlierer dieses geldpolitischen Manövers.

Anders als in den USA ist in der Euro-Zone der Nullzins längerfristig zementiert. Daher dürfte die Gemeinschaftswährung, der Euro, wohl tendenziell abwerten.

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Hiervon profitieren die Exporteure aus dem Euro-Zone, da ihre Produkte im Dollarraum günstiger werden. BayernLB-Chefökonom Jürgen Michels erwartet, dass der Euro nach einer US-Zinswende unter die im März ereichten Jahrestiefstände von rund 1,05 Dollar rutschen wird. Andere Börsianer sehen den Euro sogar erstmals seit 2002 wieder unter der Marke von einem Dollar, der sogenannten Parität. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung knapp 1,10 Dollar.

Bewegung des Euro wichtig für die Schweiz

Wie stark der Euro in die Knie geht, hängt davon ab, wie aggressiv die Fed die geldpolitischen Zügel anzieht. «Die Fed wird mindestens eine Sitzung Abstand zwischen den Zinserhöhungen lassen», prognostiziert Holger Schmieding, Chefökonom der Berenberg Bank. Seine Kollegin Elga Bartsch von Morgan Stanley erwartet den zweiten Zinsschritt sogar erst für Juni 2016.

Fliesst dank höherer Verzinsung mehr Geld in die USA, würde der Dollar attraktiver und der Franken schwächer. Wichtiger für die Schweiz ist allerdings die Bewegung des Euro.

Verschuldung

«Höhere US-Zinsen bedeuten höhere Finanzierungskosten für Firmen, die sich in Dollar verschuldet haben», betont Thomas Gerhardt vom Vermögensverwalter Edmond de Rothschild. Eine zusätzliche Belastung sei es für jene Unternehmen, die keine oder nur geringe Dollar-Einnahmen hätten. Firmen in China halten Schätzungen zufolge ein Viertel ihrer Unternehmenskredite in Dollar, machen ihre Gewinne aber in Yuan. Vor dem gleichen Problem stehen auch zahlreiche Schwellenländer, die häufig Dollar-Anleihen ausgeben.

Deren Regierungen müssen sich darauf einstellen, dass verstärkt Geld aus ihren Ländern abfliesst. Sie gehörten zu den Profiteuren der bisherigen Fed-Politik, da sie ausländische Anleger mit hohen Zinsen und starkem Wirtschaftswachstum lockten.

Nun ziehen Investoren ihr Geld wieder ab und stecken es in US-Papiere, weil diese jetzt weiter steigende Renditen versprechen und als weniger riskant gelten. Rohstoff-Exporteure wie Brasilien oder Russland, die bereits jetzt wegen des Preisverfalls von Rohöl, Kupfer & Co. in einer Rezession stecken, trifft die US-Zinswende doppelt hart: Denn ein höherer Dollar-Kurs macht die meist in US-Währung abgerechneten Rohstoffe für Anleger ausserhalb der USA unattraktiver. Dies drückt die Preise noch weiter.

(sda/ccr)