Die UBS hat im vierten Quartal 2022 deutlich mehr verdient und damit die Erwartungen von Analysten klar übertroffen. Insgesamt haben Kunden der Bank im vergangenen Jahr rund 60 Milliarden US-Dollar an neuen Geldern zur Verwaltung anvertraut.
Der Konzerngewinn erreichte im Schlussquartal 1,65 Milliarden Dollar, wie aus einer Mitteilung vom Dienstag hervorgeht. Das waren 22 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten im Schnitt mit knapp 1,3 Milliarden Dollar gerechnet.
Trotz diesem Ergebnis gab die UBS-Aktie deutlich nach. In einem um 0,7 Prozent schwächeren SMI sackt der Kurs am Dienstag nach Handelseröffnung um 2,8 Prozent ab.
Gewinn vor Steuern von 1,94 Milliarden Dollar
Vor Steuern erzielte die UBS einen Gewinn von 1,94 Milliarden Dollar, was einem Plus von 12 Prozent entspricht. Der Gewinnsprung im vierten Quartal ist vor allem auf tiefere Kosten zurück zu führen. Denn der Gesamtertrag sank um acht Prozent, die Kosten dagegen gingen um 13 Prozent zurück.
Dies ist auf einen Vergleichseffekt zurück zu führen. Denn im Vorjahresquartal verbuchte die UBS neue Rückstellungen für den Steuerstreit mit Frankreich von 740 Millionen Dollar. «Ohne diese Rückstellung wäre der Vorsteuergewinn um 22 Prozent zurück gegangen», schreibt die UBS.
Analysten zeigen sich zufrieden: «Ein solides viertes Quartal beendet ein starkes Jahr für die UBS», kommentierte Andreas Venditti, Bank-Analyst bei Vontobel.
10 Prozent höhere Dividende
Denn im Gesamtjahr verzeichnete die grösste Bank der Schweiz einen Gewinn von 7,63 Milliarden. Das ist das beste Ergebnis der UBS seit dem Jahr 2006. Die Aktionäre erhalten eine um 10 Prozent höhere Dividende von 0,55 Dollar. Das hatte die Grossbank bereits vor einigen Monaten so in Aussicht gestellt.
Ausserdem will die UBS 2023 eigene Aktien im Wert von über 5 Milliarden Dollar zurückkaufen. Im vergangenen Jahr 2022 hatte die Bank Aktienrückkäufe über 5,6 Milliarden getätigt.
Die angekündigten Aktienrückkäufe übersteigen die Erwartungen leicht. Laut dem von der UBS publizierten Konsens hatten die Experten im Schnitt mit neuen Aktienrückkäufen für das laufende Jahr von 4,7 Milliarden Dollar gerechnet.
2022 zog der grösste Vermögensverwalter der Welt derweil so genannte gebührengenerierende Netto-Neugelder in der Höhe von 60 Milliarden Dollar an, davon allein im vierten Quartal gut 23 Milliarden. Die verwalteten Vermögen gingen im Quartalsvergleich nicht mehr weiter zurück: Im Zuge der Erholung an den Finanzmärkten stiegen die verwalteten Vermögen per Ende Dezember wieder auf 3,96 Milliarden - nach 3,71 Billionen Ende September. Ende 2021 hatten sie aber noch bei 4,60 Milliarden gelegen.
Vermögensverwaltung profitierte UBS nicht von CS-Geldern
Die Kernsparte Vermögensverwaltung zeigte im vierten Quartal etwas Schwäche: Dank höhere Zinsen stiegen zwar die Zinseinnahmen der Sparte sowohl auf Jahressicht als auch im Quartalsvergleich deutlich. Doch die Unsicherheit an den Aktienmärkten führten dazu, dass sich Kunden zurück hielten und der Wert der Anlagen sanken. Dies führte zu tieferen Verwaltungsgebühren und Transaktionserlösen, so dass unter dem Strich die Einnahmen im Quartal und Gesamtjahr leicht sanken. Analysten zeigten sich hier enttäuscht.
Die Sparte profitierte davon, dass auch in der Vermögensverwaltung im Vorjahresquartal die Rückstellung für den Frankreich-Fall verbucht worden war. Daher verzeichnete die Sparte einen Sprung beim Vorsteuergewinn von 88 Prozent auf rund eine Milliarde Dollar. Rechnet man diesen Effekt heraus, bleibt ein Rückgang im Quartalsergebnis von 13 Prozent.
Einmal mehr als Gewinnträger erwies sich das Schweiz-Geschäft. Hier stiegen die Einnahmen dank höhere Zinsen um 10 Prozent. Da zudem auch in der Schweiz-Sparte eine Rückstellung für den Frankreich-Fall im Vorjahresquartal gebucht worden war, profitierte auch diese Sparte von tieferen Kosten im vierten Quartal. Unter dem Strich stieg der Vorsteuergewinn um 51 Prozent auf 504 Millionen Dollar. Aber auch ohne Frankreich-Effekt verzeichnet die Schweiz-Sparte immer noch ein dickes Gewinnplus im Schlussquartal von 23 Prozent.
In der Analystenkonferenz erklärte UBS-Chef Hamers, dass der Zufluss an Neugeld gerade in Asien nicht mit Abflüssen bei der Credit Suisse in Verbindung stünden. Diese Gelder sei sicher nicht der «primäre Driver» des Erfolgs. Die UBS sei mit Abstand grösster Vermögensverwalter in Asien, entsprechend hätten die Kunden längst ein Konto bei der Grossbank. Im übrigen habe man nicht den gleichen Risikoappetit in der Vermögensverwaltung, wie ihn andere Banken an den Tag legten.
Wie schon bei der US-Konkurrenz liefen die Geschäfte im Investmentbanking nicht rund: Die Einnahmen sanken um 24 Prozent, auch wegen einer Flaute bei Fusionen und Übernahmen. Auch das Handelsgeschäft litt. Dagegen stiegen die Kosten aufgrund höherer Vergütungskosten. Der Vorsteuergewinn sank daher um 84 Prozent auf 112 Millionen Dollar.
Hamers zuversichtlich für 2023
CEO Ralph Hamers zeigte sich in der Mitteilung mit den Ergebnissen zufrieden: In einem schwierigen makroökonomischen und geopolitischen Umfeld seien solide Ergebnisse für das Gesamtjahr und das vierte Quartal erzielt worden. «Unsere Performance zeigt, dass unsere Strategie richtig ist.» Man habe auch die Kosteneinsparungen planmässig vorangetrieben und in Wachstum investiert.
Auch im Ausblick auf das laufende Jahr 2023 zeigt sich der Konzernchef zuversichtlich: «Wir starten aus einer Position der Stärke ins Jahr 2023.» Dabei verfolge die UBS nach wie vor eine progressive Dividendenausschüttung.
Im Vergleich zu den US-Banken fällt beim Ausblick auf, dass die UBS auch im ersten Quartal mit Rückenwind durch die gestiegenen Zinsen rechnet, vor allem im Euro-Raum und beim Franken. Dagegen haben die US-Banken bei ihrem Ausblick betont, dass sie den Höhepunkt beim Zinsergebnis bereits erreicht zu haben glauben, da nun höhere Sparzinsen die Zinsmarge wieder drücken dürften.
(awp/gku/ali/bar)