«Schauen Sie, das hier nennen wir einen Hammer», sagt Giuseppe Manieri am Geschäftssitz der Arsago Currency Advisors in Hurden SZ. Er tippt mit dem Zeigefinger auf die betreffende Stelle einer Wechselkursgrafik auf einem der Computerbildschirme vor sich. Die hammerförmige Ausformung, die den Puls des Devisenhändlers höher schlagen lässt, deutet für Charttechniker mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine bevorstehende Trendwende hin. Manieri weiss, wovon er spricht. Seit beinahe 20 Jahren platziert er seine Wetten im grössten und liquidesten Markt der Welt. Nach neuesten Schätzungen werden im internationalen Devisenhandel im Schnitt 3,2 Trillionen US-Dollar umgesetzt – pro Tag! Kaum je waren die Opportunitäten für professionelle Trader dabei so zahlreich wie gerade jetzt. Durch die gewaltigen Stützungsaktionen der Zentralbanken und weltweit aus dem Ruder laufende Staatsdefizite in Bewegung gebracht, unterliegen die Wechselkurse der wichtigsten Handelswährungen heute wieder viel heftigeren Schwankungen als in den Jahren zuvor.

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Liquide Produkte. «Die Finanzkrise hat unser Geschäft in zweifacher Hinsicht stimuliert», bestätigt Giuseppe Manieri. Erstens seien die Volatilitäten im Devisenhandel in den letzten Monaten geradezu explodiert, sagt er. Und zweitens hätten im Vergleich dazu die meisten anderen Asset-Klassen an Attraktivität verloren. Nachdem sie auf ihren Wertschriftenanlagen – seien es Aktien, Obligationen oder strukturierte Produkte – massive Verluste hatten hinnehmen müssen, sind die meisten Investoren dazu übergegangen, ihr Vermögen grundlegend umzuschichten. Besonders gefragt sind heute liquide Produkte.

Vom Timing her lag Manieri goldrichtig, als er sich vor zwei Jahren von der Swissfirst Bank löste und mit ein paar Gleichgesinnten die Arsago Currency Advisors ins Leben rief. Das Handwerk des Devisenhändlers von der Pike auf gelernt hat der heute 40-jährige KV-Absolvent bei der Zürcher Evalor von Eduard Giger.

Wie Urs Schwarzenbach oder Marc Rich spielt auch der ultradiskrete, in der Branche jedoch bestens bekannte «Edi» seit Jahren in der obersten Devisenhandels-Liga mit. Unter Gigers Führung erwirtschaftete die Zürcher Citibank-Filiale in den siebziger Jahren phasenweise mehr Profit als alle anderen Auslandfilialen der US-Grossbank zusammen.

Auch Thomas Matter, Gründer der Swissfirst Bank, waren die Meriten des Devisen-Altmeisters zu Ohren gekommen. 2004 gelang es ihm, dessen Schüler abzuwerben und zur Swissfirst-Gruppe zu transferieren, wo Giuseppe Manieri in der Folge die Devisenmandate wohlhabender Privatkunden zu betreuen hatte und die Beteiligungsgesellschaft Premium Currencies ins Leben rief. Schon bald stieg er zum Handelschef auf und wurde von Matter in die Geschäftsleitung berufen, bevor es infolge des verunglückten Mergers mit der Bellevue-Gruppe im Februar 2007 zwischen den beiden zur Trennung kam. Für Manieri erwies sich der Schritt in die Selbständigkeit als Glücksfall: Wenige Wochen bevor die internationale Finanzkrise ihre ersten Schockwellen schlug, dockte er bei der Arsago Hedge Fund Holding in Hurden an. Nach dem Prinzip «klein, aber fein» setzt sich die Finanzboutique aus einem rund zehnköpfigen Team von Kapitalmarktspezialisten zusammen – darunter einige J.P.-Morgan-Abgänger. In diesem hochkarätigen Verbund, der ihm unter anderem die Auslagerung sämtlicher Backoffice-Funktionen ermöglicht, errichtete der Swissfirst-Abgänger die von ihm heute zu 90 Prozent kontrollierte Firma.

Da es sich beim Zocken mit Währungen um eine 24-Stunden-Veranstaltung handelt, steht Giuseppe Manieri fast permanent unter Strom – nicht selten auch nachts. Er verfolgt die Zuckungen der Weltwährungen, kauft und verkauft im grossen Stil US-Dollars, Euros, Yen, Pfund oder Schweizer Franken. Je grösser die Gewinnchancen, desto hektischer wird es für Manieri, weil seine Strategie unter anderem vorsieht, Gewinnpositionen rollend zu erhöhen, wenn nötig auch mit entsprechendem Fremdmitteleinsatz. «Nur solange wir uns mit einer Position im Gewinn befinden, setzen wir einen Fremdkapitalhebel ein», beschwichtigt er. Disziplin ist in diesem Metier das A und O – vor allem dann, wenn der Trend plötzlich kehrt und man unerwartet Gefahr läuft, mit seinen Engagements ins Minus zu geraten. In diesem Fall gibt es nur eins: Positionen unverzüglich glattstellen.

«2008 haben wir vor allem mit Yen und dem britischen Pfund gut verdient», verrät Manieri. Im Moment konzentriere man sich hingegen vermehrt auf den Dollar, der mit höheren Renditen locke. Obwohl die steigenden US-Defizite längerfristig auf eine Abschwächung des Greenback schliessen lassen, kann dieser in der Krise von seinem Status als «sicherer Hafen» profitieren. Auch für das Pfund ist Manieri neuerdings wieder bullish, während der Yen, wie er bemerkt, bei sich erholenden Aktiennotierungen eher zur Schwäche neige – und vice versa. Keine Frage: Wer es versteht, solche Entwicklungsmuster mit einer konsistenten Strategie auszunützen, dem winken gute Ertragschancen.

Trendorientiert. Das von ihm entwickelte Handelssystem bezeichnet Manieri als «Trend-Folge-Ansatz». Sein Handwerk ist die technische Analyse, was nichts anderes heisst, als dass er versucht, kurzfristige Wechselkursverschiebungen anhand bestimmter Chart-Formationen und historischer Vergleichswerte vorherzusehen. Zwar hält auch er sich über aktuelle gesamtwirtschaftliche Phänomene und makroökonomische Entwicklungen permanent à jour – im Grunde neigt Manieri jedoch zur Überzeugung, dass die meisten kursrelevanten Daten in den aktuellen Wechselkursen eingepreist sind: «Was wir versuchen, ist, für drei bis fünf Tage einen Trend zu antizipieren und diesen mitzugehen», erklärt er: «Wenn der Trend nach oben zeigt, dann positionieren wir uns auch so – selbst wenn die Fundamentaldaten auf das Gegenteil hindeuten.»

Weltweiter Erfolg. Im Verlauf der letzten 24 Monate ist es dem Devisenprofi gelungen, die von ihm für vermögende Privatkunden (ab 500  000 Euro) und institutionelle Investoren gemanagten Gelder mittels Trend-Folge-Ansatz auf über 600 Millionen Franken hochzustemmen. Dazu kommen nochmals knapp 400 Millionen Franken in Form von passiven Absicherungsmandaten für Firmen (Wechselkurs-Hedging). Mit seiner vor fünf Jahren gegründeten Beteiligungsgesellschaft Premium Currencies konnte Manieri bis anhin eine Durchschnittsrendite von jährlich 10,5 Prozent erzielen. 2008 belief sich die Jahresperformance auf stolze 15,6 Prozent. Kein Wunder, findet sein Name in letzter Zeit vermehrt in einschlägigen Publikationen Erwähnung, gilt Manieri mittlerweile doch als einer der erfolgreichsten Devisenmanager weltweit. Die Deutsche Bank etwa listet ihn unter den fünf Top-Performern der Branche. Sowohl den breit akzeptierten Barclay Currency Index als auch den Parker FX Index, der risikoadjustierte Performancevergleiche erlaubt, hat Manieri in den letzten Jahren weit überflügelt (siehe PDF-Grafik).

Dass dieser Leistungsausweis potente Kunden anlockt, versteht sich von selbst. In der Branche wird kolportiert, sogar die Weltbank aus Washington D.C. habe Manieri kürzlich einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verwaltung überlassen. Doch bei diesem Punkt winkt der jugendliche Italoschweizer ab: «Zu Kundennamen äussere ich mich grundsätzlich nicht. Das müssen Sie verstehen.» Zwei «Sovereign Wealth Accounts» stünden auf seiner Kundenliste, lässt Manieri gleichwohl durchblicken: «Eine multinationale Organisation sowie eine Zentralbank, die einen Teil ihrer Währungsreserven von uns verwalten lässt.»

Wo die Grossen Schlange stehen, ist auch der Geschäftsmann Rumen Hranov nicht weit. Als Investor sei er mit der Performance des Hurdener Devisenhändlers bisher «sehr zufrieden», sagt der vormalige Geschäftspartner von Thomas Matter. Manieri sei «ein ungeschliffenes Juwel», befindet der Bulgare.