Der Chef der Glasfasernetz-Allianz Swiss Fibre Net (SFN) hat grosse Pläne: «Für die kommenden Jahre haben wir einen Ausbau von mehreren hunderttausend Haushalten in Planung», sagt Andreas Waber im Gespräch mit der «Handelszeitung». Der Ausbau betreffe auch ländliche Regionen in allen Sprachregionen des Landes.

Das Potenzial für Anschlüsse mit Glasfaserleitungen bis in die Wohnungen («Fiber to the Home», FTTH) sei noch bei weitem nicht erschlossen, betont Waber. Damit widerspricht er der gängigen Darstellung von Marktführerin Swisscom.

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Nach einer grossen Euphorie vor zehn Jahren war der FTTH-Ausbau zuletzt ins Stocken geraten. Es wurde bezweifelt, ob die teuren Glasfasernetze je amortisiert werden könnten. Waber ist indes vom Nutzen überzeugt und will jetzt wieder Gas geben. SFN vermarktet die Glasfasernetze von 18 Regionalversorgern und arbeitet unter anderem eng mit den Telekom-Unternehmen -Sunrise und Salt zusammen, die diese Netze für ihre Festnetz-Dienstleistungen nutzen. Auch UPC setzt zunehmend auf FTTH-Glasfasernetze.

Investoren stehen bereit

Derzeit können über die Netze von SFN theoretisch rund 500 000 Wohnungen angeschlossen werden. Waber betont, dass noch mehr Gegenden in der Schweiz rentabel mit Glasfasernetzen versorgt werden könnten. Nun in einem kleinen Teil der Schweiz rechne sich das nicht. Gespräche mit Investoren werden bereits geführt, sagt Waber. «Das ist nicht das Problem.» Aufseiten der Telekom-Anbieter stünden zudem potenzielle Nutzer der Netze bereit.

Allerdings hofft Waber zuvor noch auf eine Gesetzesänderung. Er zielt auf das Fernmeldegesetz (FMG), das kommende Woche im Ständerat behandelt wird. Waber will die Swisscom zurück an den Tisch bringen, den diese vor ein paar Jahren verlassen hat. Den nötigen Druck dazu soll das FMG liefern.

Noch vor ein paar Jahren wurden die meisten Glasfasernetze in Kooperation zwischen Regionalversorgern und Swisscom gebaut. Dies, nachdem die zuvor unabhängig operierenden Investoren vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) in die Zusammenarbeit gedrängt wurden. Das sogenannte Bakom-Modell sah vor, dass gemeinsam mehrere Glasfaserstränge in jede Wohnung gezogen würden, die dann in Konkurrenz von den Investoren vermarktet würden. Solche Netze wurden in den meisten grösseren Städten gebaut.

Doch dann zog die Swisscom eine Kehrtwende. Seit ein paar Jahren baut sie praktisch keine FTTH-Glasfasernetze mehr, sondern sie beschränkt sich darauf, ihre Infrastruktur mit Glasfasern auszubauen, ohne aber die Kupfer-Hausanschlüsse zu ersetzen. Und sie tut dies alleine. Wollen Drittanbieter wie Sunrise solche Leitungen nutzen, sind sie auf ein Angebot von Swisscom angewiesen. Sunrise kauft sich seit Jahren in dieses Hybrid-Netz ein – und konnte nicht zuletzt deshalb ein eigenes TV-Angebot aufbauen.

Im Fernmeldegesetz wollte der Bundesrat eigentlich eine Bestimmung einbauen, die bei einer marktmächtigen Stellung eines Netzeigentümers eine Regulierung für den Netzzugang vorsah. Doch im Sommer strich der Nationalrat diese aus dem Gesetz. Nun ist es am Ständerat darüber zu entscheiden.

SFN-Geschäftsführer Waber erhofft sich, dass diese Bestimmung die Swisscom zurück in die Kooperationen führen könnte. «Denn wo nach dem Bakom-Modell gebaut wurde, gibt es keine Marktbeherrschung.» Gleichzeitig erhoffen sich die in einer Lobby-Allianz organisierten Swisscom-Konkurrenten einen einfacheren Zugang zum Netz des dominanten Staatsunternehmens.

Günstiger und schneller bauen

Die Swisscom verteidigt den Strategiewechsel und kämpft gegen eine Netz-Regulierung an. Man habe sich das Ziel gesetzt, bis 2021 rund 90 Prozent der Anschlüsse in der Schweiz mit 80 Mbit/Sek. Zu versorgen, sagt Sprecher Armin Schädeli. Das sei mit den heutigen Technologien möglich. Der Ausbau mit Glasfaser bis in die Wohnung dagegen würde länger dauern und wäre «ums Dreifache teurer».

Eine Regulierung des Netzzugangs bewirke zudem, dass «Swisscom als flächendeckend präsentes Unternehmen geschwächt würde, und würde dazu führen, dass sich die Investitionen vor allem auf die Gebiete konzentrieren werden, in denen die Aussicht auf Rendite am sichersten ist.» Mit dieser Argumentation lobbyiert Swisscom erfolgreich auf dem Land.

Man sei nicht zwingend auf eine Kooperation mit der Swisscom angewiesen, betont SFN-Chef Waber. Zusammen mit ihr könnte der Ausbau aber «volkswirtschaftlich verträglicher» erfolgen. Ansonsten drohe der Bau paralleler Infrastruktur.