Das wird ein ganz grosser Wurf werden, ein superneuer Globus!» Marcel Dietrich, der Leiter der Globus Warenhäuser, gerät ins Schwärmen, wenn er über den Totalumbau seines Flaggschiffs an der Zürcher Bahnhofstrasse spricht. «Wir haben ganz verrückte Ideen etwa für die Parfümerie oder die Lingerie. Das sind ganz neue Welten, die wir kreieren wollen.»
*Mittlere bis obere Preisklasse*
Dietrich verrät, dass die Kinderabteilung in der obersten Etage zu einer Kinderboutique zusammenrücken soll, dass die Sportabteilung sich von Nike- oder Adidas-Shops verabschieden will, dass die Accessoires verstärkt und die Damen- und Herrenkleider mit zusätzlichen Angeboten in der oberen Preisklasse abgerundet werden sollen. Ab nächstem Jahr werden die Arbeiten beginnen und bis 2006 fertig sein.
Der weisse Konsumklotz an Zürichs teuerster Flaniermeile wurde in den 60er Jahren errichtet und seither nur moderat erneuert. Damals galt der Bau als visionärer Wurf und Globus als Trendsetter, der europaweit die Aufmerksamkeit auf sich zog. Sogar jugendliche Revoluzzer, die damals das leer werdende Globus-Provisorium an der Limmat als autonomes Zentrum erobern wollten, kauften heimlich nebenan im neuen Prachtbau ein ? Globus-Krawall hin oder her. Geschichte soll nun auch der neue Globus schreiben. Allerdings nicht Revolutionsgeschichte, sondern Warenhaus-Geschichte.
*Kein Luxuswarenhaus*
«?Globus to the Top? heisst der Schlachtruf», sagt Dietrich. Der neue Schlachtruf gilt für alle zwölf Warenhäuser. «Das Potenzial von Globus liegt in der oberen Mitte, wir wollen aber nicht zur Luxuswarenhauskette mutieren, sondern das mittlere bis obere Segment abdecken.» Nicht nur mit neuem Sortiment, neuer Präsentation und neuen Marken wie &Dolce, Joseph Janard oder Max+Co will sich Globus neu positionieren. Seit letzter Woche laufen auch erstmals Werbespots im Fernsehen.
*Abheben von der Konkurrenz*
Ziel all dieser Bemühungen: Globus soll sich von den Konkurrenten klarer abheben als bisher. Die grösste Schweizer Warenhauskette Manor und auch Coop City, der die Epa geschluckt hat, positionieren sich in der Mitte. Das untere Segment mit den Kleinpreiswarenhäusern ABM und Epa ist von der Bildfläche verschwunden.
Ein Umbau bei Globus ist dringend nötig ? nicht nur beim Flaggschiff. Denn die Umsätze der Warenhauskette schrumpfen noch ausgeprägter als bei der Konkurrenz. (siehe Tabelle). Während Manor im ersten Halbjahr 2003 «bloss» 2% Umsatz-Schwund verzeichnete, musste Globus einen Rückgang von 5% wegstecken. Manor hat eben sein Flaggschiff an der Zürcher Bahnhofstrasse bereits Ende letztes Jahr radikal umgebaut, was den Sinkflug abfederte. Auch Globus blieb angesichts der schon im Vorjahr sinkenden Umsätze nicht untätig: Im Mai dieses Jahres wurde der neue Globus am Bellevue eröffnet und liegt bereits weit über Budget. Als Goldgrube entpuppt sich «Fastfood für die Goldküste», wie es in der Werbung heisst.
Der Umsatzrückgang hat zu Kündigungen geführt. Insgesamt werden in der ganzen Schweizer Globus Gruppe (Interio, Office World, Warenhäuser, Herren Globus) 50 Personen gekündigt. Wie viel davon die Warenhäuser betreffen, wird nicht kommuniziert.
Mit der neuen Strategie «Globus to the Top» will der neue CEO Marcel Dietrich das Steuer wieder auf Erfolgskurs drehen. 2000 Kunden und Kundinnen wurden befragt. Das Ergebnis: Globus muss wieder innovativer und dynamischer werden. Die ersten Schritte mit Globus am Bellevue und mit dem geplanten Umbau des Flaggschiffs sind eingeleitet.
Das Warenhaus bei der Zürcher Bahnhofstrasse soll radikal umgebaut werden. «Globus to the Top» heisst der Schlachtruf. Er gilt für die ganze Warenhauskette.
Von Gret Heer
am 09.09.2003 - 20:07 Uhr
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