Der Goldpreis hat sich in der vergangenen Woche parallel zu den Aktienmärkten bewegt: Nämlich abwärts. Damit erwies er sich als ein hoch mit Dividendenpapieren korrelierendes Anlagevehikel, das anscheinend keinen Schutz gegen die scharfe Korrektur an den Aktienmärkten bietet. In der Theorie war dies anders prognostiziert worden. Inzwischen kostet die Unze Gold rund 640 Dollar, das entspricht einer Korrektur von 10% seit den Höchstständen.
«Gesunde Gewinnmitnahmen»
Beobachter weisen aber darauf hin, dass der Goldmarkt ähnlich wie der Aktienmarkt überverkauft sei und der Goldpreis während einer längeren Phase auf hohem Niveau stagnieren werde. John Hill, Analyst bei der Citibank in New York, bezeichnet diese Gewinnmitnahmen als «gesund», nachdem der Goldpreis andere Anlageklassen weit überflügelt hatte. Grundsätzlich bildeten, so Hill, die Prognosen für Zinsen und Inflation «edelmetallfreundliche Rahmenbedingungen». Und auch ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum in einem inflationären Umfeld, eine «Stagflation», ist keine Gefahr für den Goldpreis, wie Chintan Karnani, Analyst bei Isignia Consultants in Neu-Delhi, sagt.
Laut Robert Davis, Goldhändler bei BNP Paribas in London, bildet Gold weiterhin eine Absicherung gegen Inflationsrisiken. Von einer saisonalen Abschwächung aufgrund geringerer Nachfrage nach Schmuckgold sei derzeit nichts zu spüren. Und im jüngsten Gold-Survey der unabhängigen Londoner Edelmetallexperten von GFMS heisst es, auch Ängste um eine Abschwächung der US-Konjunktur drückten die Goldpreise nach oben.
Für Anleger stellt sich damit die Frage, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für Zukäufe oder Verkäufe ist. Gold wird auch physisch gehandelt, aber davon sollten Anleger aus fiskalischen Erwägungen und Lagerhaltungsgründen absehen.
Wer in Gold-Derivate anlegen will, sollte aber das Kleingedruckte genau lesen. Insbesondere die Passage mit den Währungen, denn Gold wird in Dollar gehandelt. Deshalb weisen die meisten Produkte neben dem Kursrisiko des Basiswertes auch ein Währungsrisiko auf.
Kurzfristig extreme Volatilität
Die Derivate-Übersicht von Derivative Partners in Zürich listet auf ihrer Webseite 73 Calls, 47 Puts, 15 KO-Calls, sechs Kapitalschutzprodukte und vier «Tracker» auf das Londoner Gold-Nachmittagsfixing auf. Daneben führen die Zürcher Kantonalbank und die Bank Vontobel auch einige Calls und Puts auf Spotpreise.
Die Spotpreise unterscheiden sich in der Regel kaum von den Londoner Fixings. Die vergangenen zwei Wochen war die Volatilität aber so hoch, dass einige Male 20 Dollar zwischen Vormittags- und Nachmittagsfixing lagen. Der Spotpreis machte diese Entwicklung ebenso mit. Viele Calls liegen weit «im Geld», das heisst, die Kurse liegen über dem Ausübungsniveau, dem Strike. Eine Reihe von Scheinen zeigt aber hohe Spannen von 10 bis 12% zwischen Kaufs- und Verkaufskursen.
Ebenso fehlt vielen Scheinen die Liquidität. Auch rege gehandelte Calls mit Kürzeln wie XAUAU, XAUZE, XAUFR, XAUGU oder XAUER weisen deutlich tiefere Umsätze auf als volumenstarke Warrants auf SMI-Basiswerten oder Indizes. Ziemlich still blieb es letzte Woche bei Puts, lediglich bei XAUKP wurden einige Positionen verschoben.
Bei den Trackern, welche die Schwankungen des Basiswertes eins zu eins nachzeichnen, kam lediglich GOLDQ auf nennenswerte Umsätze. Zudem ist hier der Spread sehr tief. Tracker machen aber die Korrekturen ebenso mit wie die Haussen.
Kapitalschutz gesucht
Defensive Anleger ziehen deshalb kapitalgeschützte Produkte vor. Hohe Umsätze hatte letzte Woche das Produkt VUGOL, das einen Kapitalschutz von 95% bietet. Allerdings kostet dieser Schutz rund 10% der Performance. Klettert der Goldpreis um 20%, steigt der Preis von VUGOL um 10%. Bei 30% Goldpreisanstieg sind es 20%. Wer aber zu Beginn der Rally dabei war, hat einen 20%-Gewinn erzielt auch nach der Korrektur.