In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht unter dem Titel «The Hidden Cost of Jewelry» hat die NGO Human Rights Watch die Praktiken von 13 Luxusunternehmen, die in den Bereichen Schmuck und Uhrenmacherei tätig sind, genauer untersucht.
Darunter sind auch Schweizer Marken wie Chopard oder Rolex, oder Marken, die zu Schweizer Konzernen gehören, wie die Richemont-Tochter Cartier. Untersucht wurden aber auch internationale Marken wie Tiffany aus den USA oder Bulgari, das zum französischen Luxusgüterkonzern LVMH gehört.
Keine Marke vorbildlich
Human Rights Watch hat dabei die Sicherstellung der Menschenrechte bei den Gold-und Diamantenzulieferern untersucht. Die NGO schätzt, dass weltweit rund 40 Millionen Menschen in Bergwerken arbeiten, in denen Kinderarbeit, Menschenhandel und Umweltschäden, unter anderem durch die Verwendung von Quecksilber, an der Tagesordnung sind.
Die ernüchternde Erkenntnis des Berichts: Keines der Unternehmen gilt als «vorbildlich». Die Unternehmen würden nicht sicherstellen, dass die Rohstoffe für die Herstellung der Luxusgüter aus Minen stammen, die keine fragwürdigen Praktiken an den Tag legen. Am besten schneidet noch der amerikanische Juwelier Tiffany ab. Das Unternehmen hat laut dem Bericht «bedeutende Schritte» für eine verantwortungsvolle Beschaffung unternommen. Die Luxusmarken Bulgari (Italien), Cartier (Frankreich), Pandora (Dänemark) und Signet (UK und USA) hätten «wichtige Schritte» unternommen, ihre Bemühungen werden allerdings als «moderat» eingestuft.
Rolex konnte nicht bewertet werden
Juweliere wie die britische Kette Boodles, der deutsche Filialist Christ oder Schweizer Marken wie Chopard und Harry Winston von der Swatch Group hätten «nur wenige Schritte» in diese Richtung unternommen, so Human Rights Watch. Der indische Schmuckhändler Tanishq hätte gar keine Massnahmen zur einer verantwortungsvollen Beschaffung getroffen.
Die drei Marken Rolex ( Schweiz), Kalyan (Indien) und Tribhovandas Bhimji Zaveri (Indien) haben Human Right Watch keinerlei Informationen zur Verfügung gestellt und konnten deshalb nicht bewertet werden.
Feldstudie vor Ort
Human Rights Watch kontaktierte diese dreizehn Unternehmen und bat sie um Terminvereinbarungen, um die Praktiken im Detail zu besprechen. Darüber hinaus reisten Mitglieder der NGO nach Ghana, auf die Philippinen, nach Tansania und in die Zentralafrikanische Republik, um Feldstudien durchzuführen.
Besonders ist der Fall des Schweizer Unternehmens Chopard, welches oft über die Qualität seiner Liefer- und Handelsketten kommuniziert. Von allen untersuchten Unternehmen zeichne sich Chopard durch seine Bemühungen zur Unterstützung eines verantwortungsvollen Bergbaus aus, schreibt die Menschenrechtsorganisation. Allerdings habe das Unternehmen wenig Informationen darüber geliefert, wie es seine Lieferkette genau kontrolliert hat. Daher beurteilt Human Rights Watch die Massnahmen als «schwach».
Würden sich bemühen
Chopard bestätigt, dass es bestimmte als vertraulich eingestufte Informationen nicht an die Organisation weitergegeben hat – und erinnert an die enge Zusammenarbeit mit «unabhängigen Stellen für Zertifizierungen und Audits, die in der Branche anerkannt sind», wie zum Beispiel der NGO «Alliance for Responsible Mining».
Bis heute ist Chopard der wichtigste Unterstützer von «Fairmined», das die Herkunft von Gold und Edelmetallen aus sozial verantwortlich handelnden Bergwerken bescheinigt. Das betont das Unternehmen auf Anfrage der Tageszeitung «Le Temps».
Rolex nicht klassifiziert
Im Falle von Rolex erklärt Human Rights Watch, dass das Unternehmen nicht auf seine Briefe geantwortet habe und keine öffentlichen Informationen über seine Beschaffung zur Verfügung stelle. «Auf dieser Grundlage konnten wir nicht feststellen, ob Rolex die notwendigen Kontrollen durchführt», schreibt die NGO.
Auf Nachfrage von «Le Temps» bestätigte der Genfer Uhrmacher sein Schweigen gegenüber den Aussagen von Human Rights Watch. Das bedeute aber keineswegs, dass die Rohstoffe «nicht zurückverfolgbar» seien, «ganz im Gegenteil», teilt Rolex mit.
Human Rights Watch verweist auf den «Responsible Jewellery Council» (RJC) und die Tatsache, dass viele Unternehmen «zu sehr» auf diese 2005 gegründete Organisation vertrauen, der zahlreiche Schweizer Marken angehören.
Human Right Watch fordert mehr Massnahmen
Das RJC habe sich, so Human Rights Watch, als führend im verantwortungsvollen Handel mit Schmuck und Juwelen positioniert, aber seine Governance, seine Standards und sein Zertifizierungssystem seien fehlerhaft. Trotz dieser Mängel nutzten viele Schmuckunternehmen diese Zertifizierung, um ihr Gold und ihre Diamanten als «fair gehandelt» zu präsentieren. «Das reicht aber nicht aus», findet die NGO.