Mit der Regierungsübernahme durch Donald Trump kehrt die US-Investmentbank Goldman Sachs zurück ins Scheinwerferlicht. Eine Riege ehemaliger oder noch aktiver Goldman-Banker übernimmt unter dem künftigen US-Präsidenten zentrale Schaltstellen der Macht.
Darunter ist Trumps Chef-Berater Stephen Bannon, der von 1984 bis 1990 für die New Yorker Bank arbeitete und sich danach einen Namen als ultrarechter Publizist machte. Finanzminister Steven Mnuchin stand 17 Jahre in den Diensten des Geldhauses, bevor er eine Investmentfirma gründete und sich als Hollywoodproduzent betätigte. Für Goldman brechen mit Trump neue Zeiten an: Die öffentlichkeitsscheuen Jahre nach der Finanzkrise sind vorbei.
«Jede Falte, jede Narbe, jeder Hautflecken wird sichtbar»
«Goldman Sachs hat sich in den vergangenen Jahren im Stillen auf die Geschäfte konzentriert», sagt Wirtschaftsprofessor Erik Gordon von der Uni Michigan: «Jetzt stehen sie wieder im Fokus - und im harten Rampenlicht wird jede Falte, jede Narbe, jeder Hautflecken sichtbar.»
Bereits vor der Amtsübernahme Trumps am 20. Januar werden Stimmen laut, die davor warnen, mit den Goldman-Sachs-Managern im Weissen Haus drohten die Reformen im US-Finanzsystem nach der Finanzkrise abgewickelt zu werden. Dass Trump voraussichtlich den zweiten Mann in der Bank, Gary Cohn, zu seinem Chef-Wirtschaftsstrategen berufen wird, hat solchen Sorgen noch einmal zusätzliche Nahrung gegeben.
Schon Roosevelt griff auf Goldmans Dienste zurück
In den USA ist es fast schon eine Tradition, dass neue US-Präsidenten ihr Team mit Spitzenleuten aus dem Umfeld von Goldman Sachs verstärken: angefangen mit Franklin D. Roosevelt in den 1930er-Jahren, der sich in Wirtschaftsfragen («New Deal») eng mit dem damaligen Goldman-Chef Sidney Weinberg beriet.
Bei Trump sah es zunächst nach einer Ausnahme aus, schliesslich hatte er den aktuellen Bank-Chef Lloyd Blankfein im Wahlkampf noch als Mitglied einer «globale Machtstruktur» bezeichnet, welche die US-Arbeiterschaft ausbeute. In seiner Regierungsarbeit will Trump aber offensichtlich nicht auf die Banker verzichten.
Ramponiertes Image
Seit der Finanzkrise versucht das Geldinstitut sein ramponiertes Image aufzupolieren. «Wir haben uns aus einigen Geschäften und Gelegenheiten zurückgezogen. Wir haben beschlossen, dass wir solche Geschäfte nicht mehr machen sollten, weil unsere Marke und Reputation zu wertvoll sind», sagte Cohn 2014 in einem Interview mit einer kanadischen Zeitung.
Goldman Sachs, für viele ein Synonym für Elitarismus, startete eine landesweite Werbekampagne, die sich an normale Bürger richtete und das Engagement der Bank bei der Förderung alternativer Energien hervorhob. Mittlerweile haben auch Normalbürger die Chance, über eine Online-Plattform mit der Bank Geschäfte zu machen.
Aus ihrer besonderen Rolle als eine der Schaltstellen im komplizierten Zusammenspiel zwischen Washington und der Wall Street kommt das Geldhaus nicht heraus - und will es wohl auch gar nicht. «Goldman wird immer eng mit der Politik verbunden sein, auch wenn es Zeiten gibt, in denen die Verbindung schwächer ist», sagt Jerry Braakman von der Beteiligungsgesellschaft First American Trust, die Anteile an Goldman Sachs hält: «Geld und Politik finden sich immer.»
(reuters/ccr)