Während viele jüngere Golfclubs verzweifelt nach Einnahmen und Mitgliedern suchen, können sich die traditionellen Nobelclubs rund um Zürich ihre Members aussuchen. «Wir sind in allen Kategorien hoffnungslos überfüllt», sagt Christian Malär, Vizepräsident im Golfclub Schönenberg und Chef des Aufnahmekomitees. Im goldenen Dreieck Zürich–Schwyz–Zug ist die Nachfrage nach edlen Golfplätzen enorm. Rund 50 Interessenten werden jährlich in Schönenberg abgewiesen. Es gibt keine eigentliche Warteliste, man muss sich einfach später nochmals melden, ergänzt Malär.

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Das gilt auch für UBS-Präsident Marcel Ospel. Er spielt zwar nicht zu oft, aber nachdem er mit seiner frisch angetrauten Adriana Bodmer nach Wollerau gezügelt ist, möchten die beiden auch gern standesgemäss Golf spielen. Anfang Jahr hat Ospel bereits zum zweiten Mal einen schriftlichen Antrag beim Golf & Country Club Schönenberg gestellt – und wurde wieder nicht in den Zürcher Nobelclub aufgenommen. Sein Gesuch wurde zurückgestellt, es waren einfach keine Aktien frei, sagt ein Mitglied. Seither brodelt die Gerüchteküche, und im Club-Restaurant wird über das prominente Nichtmitglied getratscht. Pikant ist die Nichtaufnahme oder das Vertrösten auf später schon: Schönenberg galt lange als Hochburg der UBS. Nikolaus Senn oder Peter Studer sind dem Klub seit langem freundschaftlich verbunden. Immerhin werde UBS-Chef Marcel Ospel behandelt wie jeder andere, freuen sich die einen, eine Machtdemonstration des Vorstands, monieren andere.

Christian Malär ist hauptberuflich Leiter von Pictet Zürich und nennt auch bei den abgewiesenen Membergesuchen «sicher keine Namen». Man könne aber pro Jahr nur ganz vereinzelt neue Mitglieder aufnehmen, etwa wenn jemand sterbe oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr spielen könne. Die Liste der Interessenten enthält bekannte und unbekannte Namen. Nur wer vom Komitee aufgenommen wird, findet sein Porträt an der Infowand, samt Foto, Handicap und den zwei «Göttis», welche die Neumitglieder vorweisen müssen. In der abgelaufenen Saison waren dies gerade mal 18 neue Mitglieder. Unter ihnen der ehemalige Swiss-Verwaltungsrat Walter Bosch und seine Ehefrau Ellen. Nicht auf der Liste erscheinen unter anderem auch Exbotschafter Thomas Borer und Ehefrau Shawne Fielding. Auch sie fanden, ähnlich wie Marcel Ospel und Adriana Ospel Bodmer, noch keine Aufnahme.

Auch Borer/Fielding könnten sich in Schönenberg die Eintrittsgebühr von 57 000 Franken pro Person locker leisten, aber der Privatclub kann frei entscheiden, wen man als Member aufnehmen möchte, und ist auch niemandem Rechenschaft schuldig, sagt ein früheres Mitglied des Aufnahmekomitees. Etwas grösser stehen die Chancen für eine Temporärmitgliedschaft. Die gibt es allerdings nur für Ausländer und für maximal fünf Jahre. So spielt seit kurzem unter anderem Formel-eins-Star Kimi Räikkönen auf dem gediegenen Platz Schönenberg am Hirzel.

Auf der anderen Seeseite in Zumikon spielen eher Vertreter des «alten Geldes», so etwa Autoimporteur Walter Frey, Banker Raymond Bär, Ex-Lebensmittelhändler Beat Curti und Lindt-&-Sprüngli-Chef Ernst Tanner. Auch unter Golfern war nie bekannt, wie viel die Traditionsplätze als Eintrittsgebühr verlangen. BILANZ präsentiert deshalb die erste Übersicht, die unter anderem zeigt, was Breitenloo, Basel und Luzern verlangen und dass Zumikon mit 55 000 Franken nicht am meisten für die Mitgliedschaft fordert.

In Zumikon fliessen 30 000 Franken à fonds perdu, für 25 000 Franken erhält man Aktien, die bei einem späteren Austritt wieder verkauft werden können. Allerdings gibt auch in Zumikon nur ganz selten jemand freiwillig sein Spielrecht ab – und so muss man schon gute Beziehungen zu Clubmitgliedern haben, um überhaupt eine Chance auf einen Platz auf der Mitgliederliste zu bekommen. Für Gäste ist der Zutritt auf maximal 20 pro Tag beschränkt, und zudem muss man ein vergleichsweise gutes Handicap von 24 vorweisen können. Ähnlich strenge Regeln befolgen diverse andere traditionelle Plätze rund um Zürich, schliesslich sollen die Mitglieder möglichst jederzeit freie Bahn haben. Neben einem schönen und anspruchsvollen Platz ist dies der wahre Golfluxus.

Mit dem ersten Migros-Golfpark in Rotkreuz ZG vor elf Jahren ist der frühere Snobsport aber für jedermann erschwinglich geworden. Gäste zahlen während der Woche 60 Franken für eine 18-Loch-Runde, und sie bringen rund die Hälfte der Einnahmen von jährlich gut zehn Millionen Franken. Normale Clubmitglieder können für ihren Jahresbeitrag so oft spielen, wie sie möchten, aber auch beim Migros-Park in Rotkreuz ist die Nachfrage viel grösser als das Angebot an Jahreskarten. «Wir haben eine Warteliste mit 700 Personen», sagt Golfplatzchef Marco Bopp. Im April des nächsten Jahres eröffnet der Grossverteiler in der Nähe von Sursee LU seinen siebten Golfpark, und laut Bopp haben sich bereits mehr als 530 Leute fest eingeschrieben.

Nun geht die Migros noch einen Schritt weiter. Zusätzlich zu den bestehenden Clubs auf ihren Anlagen kündigt sie auf 2007 eine eigene M-Card mit Vergünstigungen auf den eigenen Plätzen und einer Handicap-Verwaltung an. Gerade mal 220 Franken pro Jahr soll die Karte für Leute ohne Clubmitgliedschaft kosten. Die Migros tritt damit in direkte Konkurrenz zum mittlerweilen grössten Golf-«Club» der Schweiz, der Vereinigung der unabhängigen oder clublosen Spieler (ASGI). Dort kostet die Jahresgebühr 365 Franken. Die Vereinigung zählt mittlerweile mehr als 13 000 Mitglieder, alles Leute, die keinem traditionellen Club angehören wollen oder können. Sie sind über die ASGI indirekt dem Golfverband angeschlossen, haben aber keinen eigenen Platz und zahlen deshalb für jede Runde separat.

Für diverse Clubs sind die unabhängigen Golfer zur wichtigen Einnahmequelle geworden. Gleichzeitig fragen sich viele, was mit den rund vier Millionen Franken Einnahmen der ASGI pro Jahr genau passiert. Schliesslich hat der Verband nur wenige Angestellte und muss keinen teuren Platz unterhalten. Auch die Migros wollte vom grossen Kuchen der ASGI ein Stück, schliesslich ist sie der mit Abstand wichtigste «Zulieferer» von neuen Mitgliedern. Nachdem die Verhandlungen zwischen der ASGI und der Migros gescheitert sind, lanciert der Grossverteiler nun einen eigenen kleinen Verband. Viele Clubs haben noch nicht definitiv entschieden, wie sie mit der neuen Billigkonkurrenz umgehen sollen. Er beurteile das Vorgehen der Migros nicht negativ, sagt etwa Andreas W. Keller, Präsident des Golfclubs Zumikon. «Ganz sicher nicht spielen» dürfen Leute mit der M-Card beispielsweise auf dem kleinen Stadtzürcher Dolder. «Wir werden die Migros-Spieler grundsätzlich gleich behandeln wie die Spieler von ASGI oder ASG-Clubs mit billigen Fernmitgliedschaften. Diese haben bei uns heute kein Spielrecht. Weil wir bloss 9 Löcher haben und unsere citynahe Lage sehr attraktiv ist, müssen wir unseren Mitgliedern die Spielmöglichkeit sichern», sagt Erich Baumgartner.

Auf der anderen Seite der Skala versuchen immer mehr Golfclubs abseits der Zentren, mit Billigaktionen zu neuen Einnahmen zu kommen. Für Daniel Weber, einen Betreiber von kommerziellen Golfplätzen in Sempach LU und Kyburg ZH, sind rund 60 Prozent der Clubs «Not leidend». Viele wüssten nicht, wie sie den Winter ohne Einnahmen überstehen könnten, und gleichzeitig sollten die Betreiber zusätzlich investieren. Speziell Payerne VD verärgert die etablierten Clubs mit einer sogenannten Fernmitgliedschaft für bloss 500 Franken pro Jahr. «Das ist der grösste Humbug», ärgert sich Schönenbergs Vizepräsident Malär. Normale Mitglieder zahlen in Payerne immerhin fast 18 000 Franken, und wegen der umstrittenen Fernmitglieder können sie auf vielen Plätzen der Schweiz gar nicht mehr spielen. Da hat es Marcel Ospel als Mitglied von Basel wesentlich besser. Nun spielt er halt auf dem vergleichsweise einfachen 9-Loch-Platz in Nuolen bei Lachen SZ und zahlt dort seine Green Fee.