Die italienische Grossbank Unicredit treibt ihre Planungen für eine Übernahme der Commerzbank zufolge voran. Dies meldet die Nachrichtenagentur «Reuters» unter Berufung auf drei «mit der Angelegenheit vertraute Personen».
Unicredit habe die Investmentbanken Lazard und JP Morgan als Berater für eine mögliche Übernahmeofferte engagiert. Der Mailänder Finanzkonzern, der 2005 bereits die Münchener HypoVereinbank schluckte, ist schon seit längerem an einem Ausbau seines Deutschland-Geschäfts interessiert.
Ein Zusammenschluss mit der Commerzbank würde zu dem Ziel von Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier passen, die Abhängigkeit vom italienischen Heimatmarkt weiter reduzieren.
Erst müsste «viel Blut fliessen»
Die Investmentbank Lazard solle nun helfen, skeptische Politiker in Berlin für eine Fusion der Commerzbank mit den Italienern zu gewinnen, sagte einer der Insider zu «Reuters». Der Staat hat bei der zweitgrössten deutschen Privatbank ein gewichtiges Wort mitzureden, da er nach der Rettung des Instituts in der Finanzkrise immer noch 15,6 Prozent besitzt. Unicredit, JP Morgan, Lazard, die Commerzbank und das Bundesfinanzministerium lehnten eine Stellungnahme ab.
Die Gewerkschaft Verdi hat bereits Widerstand angekündigt. «Bevor wir mit Italienern fusionieren, würde sehr viel Blut fliessen», hatte Commerzbank-Aufsichtsratsmitglied Stefan Wittmann am Montag gesagt. Das Beispiel der Münchner HypoVereinsbank zeige, dass nach einer Übernahme durch die UniCredit «nicht mehr viel übrig bleibt».
Steigt auch ING ein?
Insidern zufolge ist neben Unicredit auch die niederländische ING an der Commerzbank interessiert. Das Frankfurter Institut selbst hat zuletzt versucht, Fusionsspekulationen zu dämpfen. Er sehe im Moment kein grosses Bieterrennen auf die Commerzbank zukommen, sagte Finanzchef Stephan Engels vergangene Woche. «Ich höre hier jetzt nichts klopfen», sagte Engels, als er gefragt wurde, welche Auslandsbanken bei der Commerzbank Interesse angemeldet hätten.
(Reuters / rap)