Seit Anfang Juni 2004 wird auf dem Areal des Hallenstadions in Zürich-Oerlikon mit Hochdruck gearbeitet. Nach nur knapp 14 Monaten soll die umgebaute multifunktionale Arena Ende Juli kommenden Jahres an die Bauherrschaft übergeben und ab August 2005 wieder ihrer Bestimmung zugeführt werden.

Der Neu- respektive Umbau des 147-Mio-Fr.-Projektes stellt hohe Anforderungen an den ausführenden Totalunternehmer, gilt es doch, den Anforderungen verschiedenster Partner gerecht zu werden:

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- die Betreiber erwarten ein Maximum an Wirtschaftlichkeit, und

- die Denkmalpflege wacht mit Argusaugen über die Erhaltung der geschützten Substanz.

Das Hallenstadion Zürich ist weit mehr als bloss die grösste Mehrzweckhalle der Schweiz. Im Laufe seiner 65-jährigen Geschichte hat sich das unter Denkmalschutz stehende Oval vom «Wädlitempel» zum multifunktionalen Sport- und Kulturzentrum einer ganzen Region gewandelt.

Ein wichtiger regionaler Wirtschaftsfaktor

Gleichzeitig ist auch die wirtschaftliche Bedeutung des Hallenstadions für die Stadt und Region Zürich nicht zu unterschätzen oder, wie es Stadtrat Martin Vollenwyder, Finanzvorstand der Stadt Zürich, anlässlich der Grundsteinlegung zum «neuen» Hallenstadion ausdrückte: «Das Hallenstadion ist mit seiner Ausstrahlung ein Symbol für die Wirtschaft und den Tourismus der Stadt Zürich. Es wird immer wieder vergessen, dass Zürich die drittgrösste Tourismusregion der Schweiz ist und damit die Wertschöpfung in unserer Stadt massgeblich mitbestimmt.»

Ganz vergessen scheinen dies jedoch die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Zürichs nicht zu haben, als sie im Mai 2003 mit grossem Mehr dem Kredit für einen Um- und Ausbau der Arena zustimmten.

Sicherheit und Komfort nicht mehr zeitgemäss

Die Vorgeschichte des Projektes geht allerdings noch in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück, als sich der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der AG Hallenstadion zur einer umfassenden und konsequenten Neuausrichtung entschlossen. Zentraler Bestandteil dieser Neuausrichtung war der Um- und Ausbau der Arena, die bereits seit längerem den Anforderungen bezüglich Sicherheit und Komfort nicht mehr zu genügen vermochte.

Vor diesem Hintergrund wurde schon im Jahre 2000 die Karl Steiner AG als Totalunternehmer für sämtliche baulichen Massnahmen ausgewählt. Eingebunden in ein umfassendes Projektteam erarbeitete fortan der Total Services Contractor zusammen mit der Bauherrin AG Hallenstadion, den Nutzern und Betreibern, der Architektengemeinschaft, Ingenieuren, Spezialisten und Behörden ein Konzept, das sowohl die Erhaltung des denkmalgeschützten Ovals sicherstellte, als auch die Einbindung neuer, zeitgemässer Infrastrukturen ermöglichte.

Konsequenz dieser komplexen Anforderungen war das vom Stimmvolk gutgeheissene und derzeit realisierte Projekt mit der vollständigen Auskernung der alten Arena und der gleichzeitigen Realisation des neuen, viergeschossigen Vorbaus mit Konferenz- und Kongressräumlichkeiten. In diesem Neubau befinden sich auch ein Restaurant mit 500 Plätzen, ein VIP-Zentrum mit 110 Plätzen sowie geräumige Konferenzräume, die unabhängig vom Stadion genutzt werden können. Der Vorbau hat ein beachtliches Format, ist inklusive EG vier Geschosse hoch, 80 m lang und 20 m breit. Er ersetzt die früheren provisorischen Zelte, die bei Grossanlässen um die Eingangszone aufgebaut wurden.

Das eigentliche Kernstück des Projektes, die ehemalige Radrennbahn, wird nach dem Umbau wohl nur noch von aussen her zu erkennen sein; das Innenleben wird vollständig an die aktuellen Anforderungen angepasst.

Zwei Faktoren stehen dabei im Vordergrund:

- die Ansprüche der Betreiber und Nutzer in Sachen Flexibilität und Wirtschaftlichkeit.

Für den Besucher am augenfälligsten werden wohl die bequemen Einzelsitze, die vollständig erneuerten sanitarischen und klimatechnischen Installationen sowie die 20 neu realisierten Logen sein, die jeweils fix für fünf Jahre an Interessenten vermietet werden. Nebenbei wird zudem das Angebot an maximal angebotenen Plätzen von ehemals 12000 auf 13000 erhöht. Für den Besucher kaum sichtbar, sicherheitstechnisch und vor allem akustisch aber von grosser Bedeutung ist zudem die vollständige Renovation der denkmalschützerisch relevanten Dachtragkonstruktion und der Stützenfreiheit des Innenraumes.

Was die Optimierung der Wirtschaftlichkeit betrifft, so stand im Gegensatz zur ursprünglichen Projektidee in den 30er Jahren nicht mehr die alleinige Verwendung als Sporttempel, sondern die Multifunktionalität im Vordergrund. Für die Planung bedeutete dies, 18 verschiedene Layouts für die zukünftige Nutzung zu entwickeln, entsprechend den 18 unterschiedlichen Veranstaltungstypen, die in der neuen Arena durchgeführt werden können. Vom Hockeyspiel über Opernaufführungen bis hin zur GV von Grossunternehmen wird auch weiterhin alles möglich sein, nur effizienter, flexibler und damit für den Betreiber auch wesentlich rentabler.

Mit dem Sattelschlepper direkt in den Innnenraum

Mit den baulichen Eingriffen wird eine viel höhere Veranstaltungsdichte ermöglicht, da der Auf- und Abbau der sich dicht aufeinander folgenden Veranstaltungen wesentlich schneller vonstatten gehen kann. So können in Zukunft die Sattelschlepper der Veranstalter direkt ins Stadion einfahren, um den Auf- und Abbau der jeweiligen Infrastrukturen parallel an die Hand zu nehmen. Die Ausnutzungsziffer der Arena wird dadurch entscheidend erhöht.

Für die Karl Steiner AG als beauftragten Generalunternehmer bedeutete die Kombination von Umbau und Neubau eine grosse Herausforderung, da in geschützter Bausubstanz sehr schnell und multifunktional gebaut werden muss. Diese Anforderungen und die damit verbundene Übernahme entsprechender Risiken bedeutete auch für den Total Services Contractor eine nicht unbedeutende Herausforderung. Budgetiert ist das neue Hallenstadion mit 147 Mio Fr. Die durch einen laufenden Veranstaltungskalender gewährte Umbauzeit beträgt lediglich knapp 14 Monate.

Bei Verzug Konventionalstrafe in siebenstelliger Höhe

Definiert sind die entsprechenden Vereinbarungen in einem Vertrag mit der Bauherrschaft AG Hallenstadion, an der die Stadt und private Aktionäre beteiligt sind. Dieser umfasst zwar lediglich 22 Seiten. Die Vertragsgrundlagen sind aber in einem prallvollen Bundesordner zusammengefasst. Allein die Auflistung der relevanten Planunterlagen umfasst beispielsweise 12 weitere A4-Seiten.

Aus der Sicht des Generalunternehmers von besonderer Wichtigkeit ist nebst der geforderten Funktionalität des Projektes vor allem der Passus, wonach eine siebenstellige Konventionalstrafe fällig würde, sollten der Bau nicht termingerecht vollendet werden.

Thomas Grossenbacher, Projektverantwortlicher, Karl Steiner AG, und Bereichsleiter Unirenova Deutschschweiz, Zürich.

Das TSC-Konzept: Vom Spatenstich bis zum Abbruch

Als Total Services Contractor begleitet die Karl Steiner AG ein Immobilienprojekt über den ganzen Lebenszyklus, von der Entwicklung über die Realisierung bis hin zur Nutzung. Mit der Vernetzung der innerbetrieblichen Kompetenzen Immobilien-Entwicklung, Consulting, Engineering, Neubau, Renovation/Umbau, Facility Management, Immobilien-Bewirtschaftung und Immobilien-Handel werden dabei Mehrwerte für bestehende und potenzielle Kunden geschaffen.

Ob nur einzelne Module oder das ganze Leistungspaket in Anspruch genommen wird, das TSC-Konzept garantiert eine integrale, effiziente und individuell auf die Kundenbedürfnisse abgestimmte Umsetzung. (gro)

Um- und Ausbau Hallenstadion: Bis zu 500 Beschäftigte vor Ort

Die Rahmenbedingungen beim Um- und Ausbau des Zürcher Hallenstadions stellen fachlich und logistisch höchste Anforderungen an die Karl Steiner AG. So war es etwa notwendig, für den Start des Bauvorhabens am 2. Juni 2004 pünktlich um 06.00 Uhr 125 Mitarbeiter und 26 Maschinen der beteiligte Subunternehmer zu koordinieren. In der Endphase werden bis zu 500 Leute gleichzeitig auf der Baustelle beschäftigt sein.

Die Karl Steiner AG selber beschäftigt bis Bauende ein siebenköpfiges Team direkt auf der Baustelle, wo ein vollständig ausgerüstetes Baubüro eingerichtet wurde. Die Aufgaben vor Ort teilen sich auf in die Bereiche Projektleitung, Termin- und Kostenplanung, Rohbau, Haustechnik, Hallenbau, Vorbau und Administration. Auf der Basis des TSC-Konzeptes wird dabei laufend vorhandenes Know-how eingebracht und erweitert. Synergien zwischen den beiden Bereichen Umbau (alte Arena) und Neubau (Restaurations- und Kongress-Infrastruktur) können optimal genutzt und entsprechend die personellen und infrastrukturellen Ressourcen laufend angeglichen werden.

Bis heute entwickelt sich das Projekt Hallenstadion exakt nach dem vorgegebenen Zeitplan. Bauherrschaft und Generalunternehmer sind zuversichtlich, dass die neue Arena termingerecht per Ende Juli 2005 wieder ihrer Bestimmung als grösstem Sport- und Kulturtempel der Grossregion Zürich übergeben werden kann. (gro)