In den frühen 1980er Jahren befand sich die Uhrmacherei in der Schweiz auf dem Tiefpunkt. Die japanische Konkurrenz brachte die ganze Branche an den Rand des Kollapses. Doch dank der revolutionären Entwicklung einer Plastikuhr durch die Ingenieure Elmar Mock und Jaques Müller schaffte sie schliesslich die glückliche Wende.
Mit einem neuen Herstellungsverfahren ermöglichten Mock und Müller eine Uhr aus Plastik – statt aus Metall – und reduzierten die Zahl der Teile von den damals üblichen 91 auf 51. Nicolas Hayek, der Gründer der späteren Swatch-Gruppe erkannte das Potenzial der Erfindung und vermarktete sie erfolgreich. Während Hayek heute als «Vater der Swatch» und Retter der Uhrenindustrie gilt, gerieten die Erfinder fast in Vergessenheit.
Uhrenherstellung revolutioniert
Der jährliche Erfinderpreis des Europäischen Patentamts (EPA) will dies nun ändern: Mock, der als Erfinder und Miterfinder in 30 Jahren 178 Patentfamilien geschaffen hat, ist als einer von drei Finalisten für den Preis nominiert worden. Die Preisverleihung findet am 15. Juni in Venedig statt.
«Mock ist ein Erfinder, der es gewagt hat, den bis dahin als unantastbar geltenden Standard der Uhrenherstellung zu hinterfragen», schreibt das Europäische Patentamt (EPA) in der Mitteilung zur Nominierung. «Indem der mit Konventionen brach, gab er der Welt nicht nur ein Kultobjekt. Er gründete auch ein erfolgreiches Unternehmen mit dem Geschäftszweck, Erfindungen auf den Weg zu bringen. Er verbindet auf einzigartige Weise Erfindungsreichtum mit Unternehmertum.»
Think Tank für Erfindungen
Nach dem Ausscheiden bei Swatch gründete Mock 1986 die Denkfabrik Creaholic. Sein Think Tank hat über 200 Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen. Zu den Kunden gehören Würth, Ikea, Nestle, Du Pont, Bosch, Nespresso, BMW und Roche. Für diese werden ganz spezifische technische Probleme gelöst – die Erfindungen entstehen quasi als Nebenprodukt der Lösungssuche.
«Die Summe der Zufälle macht es aus, dass eine erfolgreiche Erfindung entsteht», sagte Mock 2012 in einem Interview mit der «Berner Zeitung». «Bei Creaholic erfinden wir nichts fundamental Neues. Wir setzen eher bestehende Systeme und Techniken anders zusammen und erhalten dadurch neue Funktionen.»
Profitiert haben andere
Reich wurden mit der Erfindung der Plastikuhr andere. Dennoch habe er den Uhrenkonzern nicht primär wegen der fehlenden Anerkennung verlassen. «Mit dem Erfolg der Swatch kamen neue Strukturen. Wir hatten weniger Freiheit, es gab kaum mehr Möglichkeiten, kreativ zu sein. Ich konnte nicht akzeptieren, dass das in einem grossen Unternehmen normal ist», so Mock im Interview.
Dennoch bleibt seine Zeit in der Uhrenindustrie prägend: «Ohne die Erfahrungen, die ich bei Swatch gesammelt hatte, hätte ich Creaholic nicht gründen können», ist der Erfinder überzeugt.
Das sind die Uhrentrends 2017: