Philipp Reber ist grad nicht gut auf den Zahlungsabwickler SIX zu sprechen. Seit zehn Tagen laufe bei ihm das Terminal für die Zahlkarten nicht, sagt der Optiker aus Gstaad. «Dies ist sehr störend, da wir in der Winter-Hauptsaison sind und Touristen nicht gewillt sind, Barbeträge von mehreren hundert oder tausend Franken in cash zu bezahlen.»
Reber ist einer von rund 20'000 Händler, die in den vergangenen Tagen von einer grossen Systempanne bei der SIX betroffen waren. Pressesprecher Stephan Meier bestätigt auf Anfrage die Probleme, betont aber, es habe sich nicht um einen Totalausfall gehandelt. Einzelne Transaktionen seien in «Time-outs» gelaufen, sagt er. Sprich: Sie mussten abgebrochen werden, weil nichts mehr ging. Zwischendurch seien aber auch Zahlungen möglich gewesen. Laut einem Anbieter von Bezahlterminals kam es zudem zu Doppeltransaktionen.
Auch bei Manor keine Kartenzahlungen
Probleme hatten auch Grosskunden wie der Warenhauskonzern Manor. «Die Zahlterminals haben vom 5. bis zum 12. Februar nicht immer funktioniert», bestätigt ein Sprecher. Kartenzahlungen seien über grosse Zeiträume «komplett blockiert» gewesen. «Das Problem unseres Verarbeiters hat natürlich einen negativen Einfluss auf unseren Umsatz gehabt», sagt der Sprecher. Erst recht, da auch das Wochenende betroffen war.
Das Problem sei seit dieser Woche wieder behoben, betont SIX-Sprecher Meier. Offiziell bestanden die Probleme während fünf Tagen. Bei Händler Reber ging es länger: «Ich war zehn Tage lang offline.» Sein Problem. Gleichzeitig trat auch noch ein Gerätedefekt auf, der vom Support nicht richtig erkannt wurde.
Von den Ausfällen seien nur bestimmte Terminal-Typen betroffen gewesen, sagt SIX-Sprecher Meier. Brisant ist: Es handelt sich ausschliesslich um frühere Aduno-Kunden. Im Herbst hat SIX das Akzeptanzgeschäft ihrer Konkurrentin – und damit auch deren Kunden – übernommen. Seither hat sie im Schweizer Akzeptanz-Markt bei einigen Kartentypen ein Beinahe-Monopol.
Probleme machte ein System von Aduno
Probleme machte das Cloud-System der Aduno-Tochter Vibbek. Vibbek-Terminals verbinden sich beim Bezahlen mit einem Server, um einen Teil der Software dynamisch zu laden. Und genau dieses Cloud-System habe versagt, erzählt ein Brancheninsider. Auch Rebers SIX-Techniker verwies auf Probleme mit Vibbek. SIX und Vibbek/Aduno äussern sich nicht zum Hintergrund der technischen Probleme.
Anders als das Akzeptanzgeschäft wurde Vibbek nicht an SIX verkauft. Sie gehört noch immer zu einem Drittel den Gründern und zu zwei Dritteln der Aduno – und sie soll offenbar auch in den Händen von Aduno bleiben. Angeblich schreibt Vibbek Verluste. Die Sprecherin von Aduno wollte sich dazu nicht äussern. Klar ist nur: Seit der Gründung 2012 wurde bei der Vibbek AG bereits zwei Mal frisches Kapital eingeschossen; insgesamt 2,5 Millionen Franken.
Derweil prüft die SIX selber einen Verkauf ihres Karten-Akzeptanzgeschäfts, wie im September bekannt wurde. Der hochrentable Geschäftsbereich soll offenbar zu Geld gemacht werden. Um Kunden wie Optiker Reber müssten sich dann andere kümmern. Dieser hat sich während der Offline-Tage selber geholfen. Wollte einer seiner Kunden mit Karte bezahlen, so hat ein benachbartes Geschäft die Zahlung abgewickelt. Dessen Terminals laufen über die Konkurrenzfirma CCV.