Es tut sich was in Genf. Zumindest drängt sich dieser Eindruck auf, wenn man im Internet «topoweb», das Geographische Informationssystem (GIS) des Kantons, besucht, auf ein Quartier zoomt und in der Legende die erteilten Baubewilligungen anwählt: Auf dem Bildschirm erscheint eine Karte, übersät mit bunten Quadraten.
«eGRIS» bereitet Kopfzerbrechen
Wird der Button mit dem Informationssymbol aktiviert und auf ein bestimmtes Quadrat geklickt, öffnet sich ein neues Fenster mit weiterführenden Angaben: So hat etwa Bowling Switzerland ein Gesuch eingereicht, um ein Untergeschoss zu einer Kegelbahn mit Spielhalle ausbauen zu lassen. Eigentümer der Parzelle, beteiligtes Architekturbüro, geplantes Vorhaben – alles wird mit einem Maus-klick ersichtlich.
Aufschlussreich für die Quartierbewohner, die über Bauprojekte in der Nachbarschaft Bescheid wissen möchten, und für Investoren, die herausfinden wollen, welche Stadtteile sich dynamisch entwickeln. Auf der Website des Genfer Grundbuchs ist noch mehr zu erfahren: In seinen offiziellen Publikationen veröffentlicht es unter anderem Handänderungen – bis hin zum Preis der Objekte. «In Genf hat diese Offenheit Tradition», erklärt Eliane Vogler, stellvertretende Grundbuchführerin. In der Tat: Seit 1916 publiziert der Kanton die Immobilienverkaufspreise.
Wie Genf veröffentlichen auch viele andere Kantone geografische Informationen und Grundbuchdaten online. Das Erscheinungsbild ist dabei so wenig einheitlich wie die Informationstiefe. Die Kantone der Romandie pflegen tendenziell eine offenere Informationspolitik als jene der Deutschschweiz. Diesen Eindruck bestätigen auch Mitarbeitende vom Eidgenössischen Amt für Grundbuch- und Bodenrecht, die betonen, dass beim Datenschutz unterschiedliche kulturelle Sensibilitäten zum Ausdruck kommen. Angesichts dieser Situation stellt sich dem Bund keine einfache Aufgabe: Mit dem Projekt «eGRIS» für «elektronisches Grundbuch-Informationssystem», einem Projekt zur koordinierten Informatisierung des Grundbuchs, will er die Voraussetzungen schaffen, damit eine zentrale Auskunft und langfristige Datensicherung auf Bundesebene möglich werden.
Kanton Zug als Zugpferd
In der deutschen Schweiz zählt der Kanton Zug zu den Vorreitern in Sachen elektronisches Grundbuch. Bereits 1995 stellte er sein Papiergrundbuch auf EDV um. Ende 2006 fasste er Vermessungsamt und Grundbuchamt zu einer Behörde zusammen und widerspiegelt damit seinen Umgang mit den Daten, denn Zug hat sein GIS so aufgebaut, dass es den automatischen Datenabgleich zwischen der amtlichen Vermessung und dem Grundbuch und damit den Zugang zu den Eigentümerangaben übers Internet gewährleistet. Für Meinrad Huser, Leiter des Zuger Grundbuch- und Vermessungsamtes, ist das abschliessende Ziel jedoch noch nicht erreicht. So sollen bis zum Jahr 2008 auch Wegrechte, Dienstbarkeiten und weitere Angaben publiziert werden, die den Schutz der Persönlichkeit nicht berühren.
Doch selbst bei Angaben, die von Gesetzes wegen veröffentlicht werden dürfen, stehen Datenschützer einer Publikation im World Wide Web ablehnend gegenüber. «Sie argumentieren, dass die Daten untereinander verknüpft werden können», sagt Huser. Aus seiner Sicht liefert indes das Zivilgesetz genügend strenge Vorgaben, um einen Missbrauch der Daten zu verhindern.
Einen anderen Weg als Genf und Zug beschreitet der dezentral organisierte Kanton Bern. Eine wichtige Rolle spielen hier die regionalen GIS, die nach Raumeinheiten gegliedert sind. Dem Besucher von www.be-geo.ch erschliessen sich die regionalen Unterschiede auf den zweiten Klick: Die grafische Gestaltung ist für jede Region etwas anders, und auch die Informationen, die angeboten werden – etwa der Zonenplan mit den Baulandreserven oder die Gefahrenkarten –, sind nicht überall die gleichen. Wer aus beruflichen Gründen auf Daten aus dem Grundbuch angewiesen ist, kann auf diese Informationen von den Regio-GIS aus zugreifen.
In drei Jahren Zugriff für alle
Möglich wird das durch GRUDIS, ein vom Kanton Bern aufgebautes Auskunftssystem. Dieses sucht für berechtigte Benutzer – etwa Banken, Versicherungen und Notare, die sich mit Passwort einloggen - Angaben aus dem Grundbuch, der amtlichen Bewertung, dem zentralen Personenverzeichnis und anderen Datenbanken zusammen. Je nach Benutzerkategorie wird den Nutzern ein massgeschneidertes Zugriffsprofil zugewiesen, damit der Datenschutz gewährleistet bleibt. Wer von ausserhalb der kantonalen Verwaltung auf GRUDIS zugreift, zahlt dafür eine
Pauschale. Das Amt
für Geoinformation (AGI) arbeitet zurzeit daran, die kantonalen Geodaten für alle zugänglich zu machen. «Im November schalten wir unter www.be.ch/geoportal ein neues Geoportal auf», sagt Thomas Hardmeier, Ko-Leiter des AGI. In zwei bis drei Jahren, so schätzt er, sind einzelne Grundbuchdaten, wie etwa der Eigentümer einer Parzelle, für jedermann abrufbar.
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www.be-geo.ch
Lucienne Rey, Texterey, Bern