Jetzt pitchen sie wieder. Das TV-Erfolgsmodell der Gründershows kommt nach der Sommerpause erneut in die Gänge. In Deutschland läuft das Format «Höhle der Löwen» schon im zehnten Jahr; in der Schweiz startet nächste Woche die sechste Staffel. 

Manche Members der Startup-Zunft rümpfen bei diesen Sendungen die Nase, weil am Fernsehen eine Scheinwelt gezeigt werde. Wie bei solchen TV-Formaten Ideen und Geldgeber zueinander fänden, so die Kritikaster, habe mit der Realität wenig zu tun. Dass Gründerinnen und Gründer gleich zu Beginn einen Firmenwert nennen – so laufe das nicht. Umsatz- und Gewinnprognosen ohne Slides und Flipcharts – forget it. Während der hiesige Startup-Werkplatz stark von Biotechs geprägt wird, werden den Löwinnen und Löwen öfter mal Tüftler und Unternehmerinnen zugeführt, die Ideen für den täglichen Konsumgebrauch vorstellen. 

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Mehr Kredit fürs Thema Wirtschaft

Einen weiteren grundsätzlichen Konflikt sehen Kennerinnen und Kenner in den Formaten, die im angelsächsischen Raum als «Shark Tank» und «Dragon’s Den» bekannt sind: dass Gründer und Investoren in nur wenigen Minuten vom ersten Kennenlernen zum fertigen Deal  kommen. Das gehe viel zu schnell. Oder in den launigen Worten des Schweizer Startup-Verstehers Nicolas Berg:  «Fast so, wie wenn zwei Menschen beim ersten Date gleich Sex haben, den Nachwuchs planen und das Taufdatum für die Kinder festlegen.»

Wer die einzelnen Elemente der Gründershows so grundsätzlich kritisiert, hat zwar recht. Aber zielt am Sinn der Sache vorbei. Sendungen wie «Höhle der Löwen» verleihen Mut, grösser zu denken. Und sie machen Lust auf das Abenteuer Wirtschaft. Im besten Fall wirken sie als regelrechte Business-Antörner. 

In einer Zeit, da Wirtschaftsthemen im Kino und in TV-Serien oft von gierigen Schurken leben, ist es nichts als erfrischend, wenn solche Gründershows Leute wie du und ich zeigen, die ein positives Geschäftsmodell aufbauen. Hier wird Unternehmertum nicht in düsteren Farben geschildert, sondern es geht darum, bei einem breiteren Publikum die Themen Innovation, Geschäftssinn und stringente Ideen-Verknalltheit beliebt zu machen. Dies in einer spannenden, emotionalen und TV-gerechten Art, die weniger von seelenlosem «Corporate Wording», sondern vielmehr von einer Sprache lebt, die jede und jeder versteht. 

So gesehen können solche Serien dazu beitragen, dem Thema Wirtschaft mehr Kredit und einen Schuss Spass zu verleihen. Und wenn Zuschauerinnen und Zuschauer nach einer ganzen Staffel gelernt haben, ihre persönliche Ideen-Pitcherei im eigenen Berufsleben zu verbessern, kann man dies ebenfalls als Gewinn sehen. 

Gründershows sind von der Realität möglichweise so weit weg wie Polizei-Serien. Dafür deutlich lebensbejahender. Wenn die TV-Legende «Tatort» von Leichen lebt, ist es bei Gründershows genau andersrum. Sie leben davon, Ideen zu sezieren. Lebendige Ideen.