Die ersten Zahlen zum laufenden Geschäft von Unaxis überraschen: Alleine für das vierte Quartal verzeichnet der Technologiekonzern beim Bestellungseingang ein Plus von 68% gegenüber dem Vorquartal. Der Umsatz erhöhte sich um 19% auf 462 Mio Fr. Unaxis profitiert von der stark gestiegenen Nachfrage von Hightech-Gütern. Eine der treibenden Kräfte ist die Chipbranche. Sie beflügelt auch die Tochtergesellschaft Esec. Bei der Herstellerin von Montageautomaten für die Halbleiterindustrie fiel der Bestellungseingang im vierten Quartal mit 81 Mio Fr. fast doppelt so hoch aus wie im Vorquartal. Was beide Resultate zeigen: Die Chipindustrie boomt wieder. Zwar haben Unaxis und Esec vorderhand nur Umsatz und Bestellungseingang bekannt gegeben und verweisen für detaillierte Aussagen auf die Bilanzpräsentation am 23. März. Doch so zurückhaltend die einen, so euphorisch andere: «2004 wird ein sensationelles Jahr», sagt Kurt Lackenbucher, Geschäftsleitungsmitglied der SEZ-Gruppe.
Aufschwung bis 2005
Bereits jetzt sei eine gute Auslastung bis weit ins zweite Semester erkennbar. «Viele Projekte gehen sogar schon ins Jahr 2005 rein.» Im Jahr 2004 rechnet SEZ mit einem Umsatz von mindestens 240 Mio Fr., was gegenüber dem Vorjahr einer Steigerungsrate von 40% entspricht. Analysten beurteilen die Schätzung als eher konservativ. «Zieht die Halbleiterindustrie erst einmal an, dann kann alles sehr schnell gehen», so ZKB-Analyst Stefan Gächter. Er mahnt allerdings auch zur Vorsicht, da die momentane Entwicklung der Halbleiteraktien schon vieles vorweg nehmen.
Für 2004 gehen Marktbeobachter inzwischen alleine für die fünf grössten Equipment-Hersteller der Chipindustrie (u.a. Applied Materials, Novellus) von einem Steigerungspotenzial von 40 bis 50% aus. Am deutlichsten sind die Impulse aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Klare Anzeichen gibt es aber auch vom US-Markt, wo alleine die Auftragszahlen der Halbleiterausrüster im vierten Quartal mehr als 30% über dem Vorquartal liegen. Und auch hier setzt die in Villach (Österreich) beheimatete, aber in der Schweiz kotierte Firma erste Massstäbe: Nach einem Umsatz von 62 Mio Fr. im vierten Quartal rechnet Lackenbucher bis im zweiten Quartal nochmals mit einem Sprung, was einige Analysten gar schon befürchten liess, SEZ könnte an ihre Kapazitätsgrenze stossen. 80 Mio Fr. pro Quartal liegen drin, kontert Lackenbucher und verspricht, dass sich die Kapazitäten notfalls kurzfristig um 15% steigern lassen.
Feinere Technologie
Die markante Zunahme bei SEZ ausgelöst hat eine erste starke Welle von Investitionen im Bereich der neuen 300-mm-Technologie, auf die der Spezialist für die Reinigung von Siliziumscheiben schon früh gesetzt hatte. Das neue Verfahren gestattet die Verarbeitung wesentlich grösserer Chipmengen auf kleinerem Raum als auf den herkömmlichen so genannten 200-mm-Wafern, was enorme Kosten spart. Die Umrüstung auf die neue Technologie setzt allerdings milliardenschwere Investitionen voraus.
Jüngstes Beispiel ist Intel. Der weltgrösste Chiphersteller setzt bei der kürzlich angelaufenen Produktion seines neusten PC-Chip «Prescott» nur noch auf Wafer mit einem Durchmesser von 300-mm. ZKB-Analyst Stefan Gächter zum Marktmechanismus: «Hat ein Hersteller erst einmal den Startschuss gegeben, folgen die andern auf dem Tritt.» Weltweit zu den grössten Chipherstellern gehören neben Intel auch Toshiba, NEC oder Sony.
Der einzige grössere Chiphersteller aus Schweizer Sicht ist Micronas. Die Gruppe produziert am deutschen Standort Freiburg Chips für die Unterhaltungselektronik (DVD und Flachbildschirme). Gemäss CFO Manfred Häner erfreut sich das Unternehmen einer überaus guten Nachfrage, die auch 2004 anhalten dürfte. Micronas bestätigt nicht nur, dass die Fabrik voll ausgelastet ist, sondern spricht auch von externen Wachstumsplänen. Verstärkt werden soll die TV-Sparte. In Frage komme dabei fast alles, was man in Zukunft an einen Fernseher anschliessen könne. Im Wesentlichen geht es dabei um die Verknüpfung von TV und PC (PC-Connectiviy oder -Scaling) sowie auch HDTV.
Unaxis: Über Erwartung
Im Bereich Halbleiter hat sich Unaxis auf die Beschichtung von Chips spezialisiert. Zudem hält der Konzern an der Halbleiterausrüsterin Esec 58,6%. Im Weiteren ist Unaxis in verschiedenen Hightech-Bereichen aktiv, wo ebenfalls eine Belebung eingesetzt hat, wie die neusten Zahlen zeigen. Einzig belastend für Unaxis wirkt sich die Verzögerung beim geplanten Merger mit Esec aus. Solange das Obergericht Zug nicht grünes Licht gibt, muss Unaxis mit der Integration zuwarten.
Esec: Am Durchstarten
Esec ist spezialisiert auf die Herstellung von «Wire Bonder» und «Die Bonder», mit denen die einzelnen Chips verdrahtet werden. Neustes Produkt ist der Flip-Chip-Bonder, der die beiden Verfahren verknüpft. Nach der schwersten Krise in der Firmengeschichte sieht es danach aus, als könnte Esec durchstarten: Mit einem Order-Plus von 100% vom dritten zum vierten Quartal hat Esec US-Erz-Rivalin Kulicke und Soffa (+45%) klar distanziert.
Micronas: Vitale Aussichten
Der Hersteller von Chips für die elektronische Unterhaltungsindustrie strotz vor Vitalität. Bei Micronas hat das Verhältnis von Auftragseingang zu Auslieferung (Book-to-Bill Ratio) im vierten Quartal den ungewöhnlich hohen Wert von 1,46 erreicht und ist auch im Januar mit 1,1 hoch geblieben. Detaillierte Informationen zum Geschäftsverlauf und zu den Aussichten will Micronas am 12. Februar anlässlich der Bilanzpräsentation liefern.
SEZ: Richtig gesetzt
Trumpfkarte der SEZ-Gruppe ist ein neues Plattform-Verfahren (Da Vinci) zur Einzelscheiben-Bearbeitung (Single-Wafer-Technologie), das zunehmend herkömmliche Prozesse zur Reinigung von Siliziumscheiben ersetzt. Entsprechend stehen die Aussichten für 2004 sehr gut. Alleine der Bestellungseingang erhöhte sich im vierten Quartal auf Jahresbasis um 207%. Massgebend für den markanten Sprung sind primär Aufträge für 300-mm-Projekte.