Er geht voraus und zieht uns nach», gesteht Elisabeth Zölch, Vizepräsidentin Swiss Venture Club. Und Silvio Tarchini, Unternehmer und ebenfalls Vorstandsmitglied, bekennt: «Er ist zu schnell für uns.»

Charakterisiert wird Hans-Ulrich Müller, ein Unternehmer und Manager, der mehrere Hüte trägt: Gründer und Präsident Swiss Venture Club (den er sein Hobby nennt) sowie Investor in zahlreiche KMU und Immobilien. Am wichtigsten aber ist die Credit Suisse: Mit 25 Jahren Bankvergangenheit und der aktuellen Funktion als Chief Operating Officer der Region Schweiz hat er einen Schlüssel zur Verfügung, der ihm in der Schweiz fast jede Türe öffnet.

Zu kommunizieren hat er schon als Kind gelernt. Seine Eltern führten das Flughafenrestaurant Bern-Belp und bauten 1963 ein Hotel dazu. «Ein Fanta, zwei Coki, drei Schnipo» konnte sich der zierliche Knabe auch dann einprägen, wenn alle 650 Sitzplätze besetzt waren. Als Belohnung für seine Fronarbeit winkten ihm Freiflüge auf Einladung der Piloten.

Extrem wurde die Belastung, als der Vater erkrankte und der Küchenchef ausfiel: Nun stand Mutter Müller am Herd und dirigierte die 50 Serviceangestellten. Hans-Ulrich servierte in seiner Freizeit, bis er selber Vater wurde. Er war auch dabei, wenn die Eltern am Weihnachtstisch einsame Stammgäste verköstigten. «Meine Eltern hatten ein grosses Herz. Sollten meine drei Kinder an meinem Grab dasselbe von mir denken, habe ich es weit gebracht.»

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Massiver Zeitmangel

Was bedeutet dem Manager Erfolg? Hans-Ulrich Müller überlegt: «Ich werde oft als Troubleshooter eingesetzt. Wenn es mir gelingt, das Problem zu lösen, bin ich zufrieden.» Er gehe chaotisch an Probleme heran, bevor er strukturiere und Lösungsvarianten entwickle, verrät Müller. «Zum Glück bin ich von Teams umgeben, die mich unterstützen.» Diese Äusserung wird von seinen Heinzelpersonen unisono bestätigt: «Herr Müller hat geniale Ideen, aber zu wenig Zeit für die Umsetzung: Wir bringen seine Projekte auf den Boden. Er ist eine grosse Herausforderung für uns», tönt es aus der obersten Etage des Berner CS-Gebäudes.

Anderen Leuten Aufträge zu erteilen, hat der ausgemusterte Oberstleutnant eines Transportregiments im Militär gelernt: «Chronischer Zeitmangel ist mein grösstes Problem. Während andere fürs Studium lernten, räumte ich zuhause die Kegelbahn auf. Es musste daher immer alles Ruckzuck gehen. Im Militär liess ich meine Untergebenen Ideen entwickeln, die sie gleich selber umsetzen mussten.»

Gesunder Körper, gesunder Geist

Seine Weiterbildung am Institut Insead in Fontainebleau hat Müller ebenfalls effizient absolviert: Wenn er nach den acht Modulen von Paris nach Bern zurückflog, schrieb er seine Notizen ins Reine und verfasste daraus sieben Kapitel. So konnte er an der Diplomfeier ein Buch vorweisen mit der Essenz des Gelernten.

Auch heute macht er mehrere Dinge auf einmal: Während er der grünen Aare entlang joggt, heckt er neue Ideen aus. Trainiert er auf dem Laufband, hört er sich seine Reden an, die er auf Band hat sprechen lassen und an den sieben Standorten des Swiss Venture Club halten wird, zum Beispiel auf Italienisch im Tessin.

Eine gewisse Sturheit

Andere Menschen machen solche Überschläge nur sinnbildlich. Beim früheren Kunstturner des Schweizer Juniorenkaders finden sie auch physisch statt: «Den Handstand und den Überschlag beherrsche ich noch», erwähnt der Grossvater von zwei Enkelkindern stolz. Zudem fährt er Ski und spielt Golf. «Ich liebe es, mit meiner Frau zu golfen. Unsere Partnerschaft ist das Wichtigste in meinem Leben.»

Während der Fusion der Volksbank mit der Schweizerischen Kreditanstalt war Müller «Wochenend-Aufenthalter in der Familie», wie er etwas beschämt erzählt. «Diese Lebensphase versuche ich wieder gutzumachen.» Wer verdient seine Bewunderung? «Roger Federer. Gibt es einen besseren Ambassadoren für die Schweiz?»

Er lasse sich begeistern von Menschen, die gesellschaftliche Verantwortung trügen und den Blick hätten fürs Ganze – auch für soziale Aspekte. «Denn ich lege genau so viel Wert auf den EQ wie auf den IQ.» Dies erklärt ein Manager, der zeitlebens angestellt war, aber nebenher so viele andere wirtschaftliche Engagements einging, dass er es sich 2003 leisten konnte, den ersten SVC-Unternehmerpreis privat zu zahlen.

Zur ersten Preisverleihung in Bern kamen bereits 600 Personen, und es gab eine Handvoll Nüssli zum Wein, statt wie heute einen währschaften Apéro Riche für 2000 Gäste. Gleichentags habe er beschlossen, den SVC-Unternehmerpreis von Bern auf die Schweiz auszuweiten.

So spricht einer, der aus der Fülle schöpft. Was er anrührt, hat Erfolg. Auch wenn er bei einem Engagement kurzfristig Zeit und Geld verliert, investiert er unverdrossen weiter. Denn eine gewisse Sturheit, kombiniert mit Diskretion, hat sich immer gelohnt. Verlieren gehört zum Gewinnen.

Mit Auslanderfahrung gesegnet, ist Hans-Ulrich Müller ein grosser Schweiz-Fan: «Unser Land ist voller KMU-Perlen!» schwärmt der Mitinhaber der ehemaligen Ascom-Tochter Asetronics, die Leuchtdioden produziert. «Spitzentechnologien zu entwickeln liegt in unseren Genen.» Aber wir müssten uns riesig anstrengen, um in der globalisierten Welt zu bestehen. «Immer weiter, immer höher», sei die Devise.

Kein Wunder, findet er mit dieser Mentalität für seinen Swiss Venture Club namhafte Sponsoren, vorwiegend aus der Banken- und Beratungsbranche. Nicht ohne zu betonen, das 3,5-Mio-Fr.-Budget mit 1,3 Mio Fr. cash werde dergestalt aufgestellt, «dass wir von keinem Donatoren abhängig, sondern nur der Gemeinschaft verpflichtet sind.»

Übrigens hätten er und Gleichgesinnte den Club in der konjunkturellen Flaute aus der Taufe gehoben und nicht erst, als die Wirtschaft wieder brummte.

Mehr tun, als man muss

Der multiple Investor ist kein Hochstapler, sondern benutzt die Hände des öftern dazu, die Luft wieder nach unten zu drücken mit den Worten: «Ich bin nicht so wichtig. Bitte beachten Sie die Teamleistung!» Sagts und schaut in seinem Chefbüro mit dem grandiosen Alpenblick optimistisch zum Fenster hinaus. Rundherum offenbart sich seine Sammelleidenschaft: Vor ihm stehen Würfel, die gebieten, die richtigen Prioritäten zu setzen. An der Wand hängt der Spruch «Alles Grosse in der Welt geschieht nur, weil einer mehr tut, als er muss». Daneben fasziniert eine Zeichnung, die sein ganzes Leben illustriert. Und ein prominent platziertes Foto zeigt Müller mit 50 Führungskräften auf dem 4000 m hohen Allalinhorn ob Saas Fee. Eine Gruppenleistung nach dem Motto: Wir waren oben.

Alle Fäden in einer Hand

Auch dieses Erlebnis hat die Credit Suisse möglich gemacht. Kein Wunder, ist Müllers Loyalität zur Bank fast grenzenlos. Schnell kommt er ins Schwärmen: Das Bankenwesen sei ein Segen für unser Land. «Darin sind wir wirklich Spitze!» Damit die CS den anderen Banken vorabsegelt, fördert Hans-Ulrich Müller die bereichsübergreifende Zusammenarbeit in der Schweiz von Private Banking, Corporate Banking, Private Clients, Investment Banking und Asset Management. «Der Ruf einer Bank ist ihr kostbarstes Gut», weiss der frühere Bücherexperte. Er kann sich daher masslos ärgern, wenn Exponenten der Branche die gute Reputation aller Banken aufs Spiel setzen.

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ZUR PERSON: Steckbrief

Name: Hans-Ulrich Müller

Funktion: COO Region Schweiz sowie Leiter Business Support Private and Business Banking Schweiz und Mitglied des Management Committee bei der Credit Suisse; Präsident Swiss Venture Club

Alter: 57

Wohnort: Muri bei Bern

Familie: Verheiratet, 3 Kinder

Karriere

1975–1978 Arthur Andersen, Genf, Wirtschaftsprüfer

1979–1981 Sandoz/Wander Intern. Bern, Ländercontroller

seit 1982 Credit-Suisse-Kaderfunktionen, Präsident SVC

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Führungsprinzipien

1. Eine Meinung haben und eine Richtung vorgeben

2. Organisatorische Voraussetzungen schaffen

3. Wirkungsvoll kommunizieren

4. Charakterstärke zeigen

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Firma

Swiss Venture Club

Ein unabhängiger Verein von KMU für KMU mit mehr als 1600 Mitgliedern. Ziele: Nachhaltige Unterstützung innovativer Firmen und Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Am 27. November wird in Basel der SVC Unternehmerpreis Nordschweiz verliehen. (www.swiss-venture-club.ch)