Wer nichts wagt, hat keine Zukunft»: Marisabel Spitz Kaspar, Verwaltungsratspräsidentin bei Hapimag, wusste bereits kurz nach Amtsantritt im Frühjahr 2002, worauf es im Geschäft mit Ferienwohnrechten ankommt. Die damals angekündigten Verfeinerungen am Produkt Feridence hat Hapimag trotz mutigem Zureden der VR-Präsidentin nicht in Angriff genommen. Feridence, das Angebot für jüngere Kunden, verkam zu dem, was Spitz Kaspar damals noch in Abrede stellte: Zum Flop.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Spitzen brechen

Feridence steht stellvertretend für das gesamte Geschäft von Hapimag. Der Vermittler von Ferienrechten kommt nicht vom Fleck. Er hat im letzen Jahr insgesamt 5800-mal Ferien verkauft. Budgetiert waren ursprünglich 12000. Im Verlaufe des Jahres wurde die Latte dann auf 6000 gesenkt. Selbst diese wurde nicht erreicht. Neuaktionäre konnten gerade noch 2000 gewonnen werden, so wenige wie seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr. Der Umsatz ist um über 5% zurückgegangen, nachdem bereits 2001 ein Minus zu verzeichnen war. Ob für 2002 ein Gewinn ausgewiesen werden kann, ist gemäss VR-Präsidentin Spitz Kaspar derzeit noch offen. «Auf Stufe Ebit werden wir aber schwarze Zahlen schreiben», versichert sie.

Dass eine Trendwende Not tut, hat auch sie erkannt und sich vor einer Woche als Erstes von Firmenchef Marco Hartmann getrennt und Kurt Scholl zu seinem Nachfolger ernannt. Hartmann hat sich gegen eine Neuausrichtung gestellt, Scholl hat als Berater bei KPMG die Neuausrichtung im Auftrag des Verwaltungsrates ausgearbeitet. Er darf sie nun auch umsetzen. Dabei will er das Angebot erweitern. Heute bietet Hapimag den Kunden Wohnrechte in Form von Aktien oder Ferienpässen an. Diesen Mix will Hapimag künftig flexibler gestalten. «Wir müssen die Spitzen im Sommer und Winter brechen», erklärt Spitz Kaspar. Wie sie die Umschichtung bewerkstelligen will, lässt sie offen.

Daneben sucht Hapimag verstärkt Kooperationen mit Dritten um so die Palette zu erweitern. Scholl muss den Betrieb ausserdem reorganisieren. Dabei dürfte es zu weiteren Entlassungen kommen. Im Jahr 2002 wurden bereits 30 Mitarbeiter aus Kostengründen vor die Tür gestellt.

Doch damit nicht genug: Spitz Kaspar will auch bei den Feriensiedlungen eine Bereinigung vornehmen. Schlecht ausgelastete Resorts sollen abgestossen werden. Da die Aktien mit genügend Wohnrechten unterlegt sein müssen, muss Ersatz beschafft werden, was wiederum grössere Investitionen nach sich zieht.

In der Branche kriselts

Ob neue Produkte die Trendwende bringen, ist in der Branche jedoch umstritten. Der Time-Sharing-Markt weist klare Sättigungstendenzen auf. Ob Tui, Marriott, Mondi oder La Costa: Alle grossen Anbieter kämpfen mit Umsatzeinbrüchen. Hapimag schielt mit den neuen Produkten zudem vor allem auf bisherige Kunden. Diese will man länger halten oder wie es ein Branchenkenner ausdrückt noch etwas mehr auspressen. Die Lancierung neuer Angebote ist mit hohen Kosten verbunden. Spitz Kaspar erklärt, dass Hapimag in Zukunft weniger investieren wolle. Die Lancierung neuer Angebote und die Ausmusterung von Resorts legen indes das Gegenteil nahe. Dass neue Produkte nicht unbedingt zum Ziel führen, beweist Hapimags jüngste Vergangenheit. Das vor drei Jahren mit viel Aufwand lancierte Feridence, ein billigeres Angebot für jüngere Generationen, wird dieser Tage endgültig vom Markt genommen, wie der neue Firmenchef Stoll erklärt. Die Vermarktung des Produkts hat den Betrieb eine zweistellige Millionen-Summe gekostet, unter dem Strich aber nichts gebracht. Hapimag hat das Produkt zuletzt auch gar nicht mehr aktiv beworben.

Saure Altaktionäre

Das Fehlen von Neuaktionären löst bei den bestehenden Zertifikatsinhabern Unmut aus. Hapimag muss gemäss Statuten 10% der Neuverkäufe zurücknehmen. Die 130000 Altaktionäre bleiben also auf ihren Ferienrechten sitzen. Kein Wunder hat das Hapimag-Papier im letzten Jahr über einen Drittel von seinem Wert eingebüsst. Bei einer Rückgabe bekommt der Kunde 85% des aktuellen Wertes. «Das ist in der Regel über dem Einkaufspreis», sagte Spitz noch vor einem Jahr. Womit sie sich vorderhand gründlich verrechnet hat.