Die Folgen der Beschattungsaffäre um den ehemaligen Mitarbeiter Iqbal Khan und dessen Wechsel zur Paradeplatz-Rivalin UBS werden für die Credit Suisse und ihren Präsidenten Urs Rohner immer heikler. Nicht nur, weil die Finanzmarktaufsicht Finma ein Enforcement-Verfahren gegen die Grossbank eröffnet hat. Sondern auch, weil die Aufarbeitung des Skandals durch Behörden und Medien zeigt, dass CS-Präsident je länger, je mehr ein Glaubwürdigkeitsproblem hat.
Über die jüngste Erweiterung der Affäre berichtet die "Sonntagszeitung". Offenbar gibt es mehr Beschattungsfälle als die, welche bislang publik sind. Mindestens zwei mehr. Die Zeitung beruft sich dabei auf "mehrere Insider".
Bisher war bekannt, dass die Credit Suisse in der Ära des ehemaligen Firmenchefs Tidjane Thiam zwei ehemalige Top-Shots von Detektiven überwachen liess. Konkret Iqbal Khan und Ex-Personalchef Peter Goerke.
Ein Fall in den USA, einer in Asien
Eine der bisher unbekannten Überwachungen fand in den USA statt, die andere in Asien. Sie hätten sich aber nicht gegen Mitglieder der Konzernleitung der Bank gerichtet, schreibt die "Sonntagszeitung". Beim Fall in Asien soll ein Bankmitarbeiter Drohungen gegen andere Angestellte geäussert haben. Deshalb sei eine Überwachung angeordnet worden. Ob sie tatsächlich durchgeführt wurde, sei nicht erhärtet.
Bei dem Fall in den USA soll die angebliche Geliebte des ehemaligen Co-Leiters im Investmentsbanking, Gaël de Boissard, beschattet worden sein. Der Verdacht: Sie soll vertrauliche Informationen an de Boissard weitergeleitet haben.
Die Finma äusserte sich gegenüber der "Sonntagszeitung" nicht zu den Fällen. Die Credit Suisse verwies auf ihr Communique von vergangener Woche. Darin schreibt sie: "Credit Suisse wird vollständig mit der Finma kooperieren und ist entschlossen, gemeinsam mit der Aufsichtsbehörde aktiv auf eine lückenlose und zügige Aufarbeitung dieser Angelegenheit hinzuarbeiten und daraus resultierende Erkenntnisse adäquat zu adressieren. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung von Credit Suisse sind sich darüber einig und halten fest, dass die Beschattung von Mitarbeitenden nicht zur Kultur der Bank gehört."