Bis Ende der 90er Jahre war die Welt der Headhunter (oder edler «Executive Searcher») noch in bester Ordnung. Bei gesunden Margen lagen 30% Umsatzwachstum drin, und wer nicht mindestens 10% erreichte, musste an sich selber zweifeln.

Heute sind die Zahlen im Weltmarkt noch dieselben, allerdings mit umgekehrtem Vorzeichen. Die Marktbeobachterin Hunt-Scanlon nannte 2001 das schlechteste Jahr seit zehn Jahren, und die Economist Intelligence Unit unkte ein Minus von 40%.

Der geschäftsschädigende Sturm begann im Herbst 2000 an der amerikanischen Westküste ? Biotechnologie und New Economy begannen einzubrechen ? und zog bis im Sommer 2001 zur Ostküste. Im Herbst 2001 erreichte er Grossbritannien, und seit letztem Frühling steht Kontinentaleuropa und somit auch die Schweiz im Regen. Bei der Boutique ? so heissen die kleinen Anbieter mit einem oder einigen wenigen Partnern ? von Daniel Luchsinger, der Mac Lynx in Zürich, brach das Geschäft im April 2002 «von einem Tag auf den anderen» ein. Typisch für die Branche war die Erholung, die er ab Herbst erlebte. Seither verläuft die Umsatzkurve flach, und Vorhersagen will angesichts der schwelenden Irak-Krise und den generell verunsicherten Investoren niemand wagen. In der Branche beobachtet man seit Februar immerhin eine schwache Erholung, die sich allerdings niemand der Befragten so richtig erklären konnte.

Bei dem globalen Anbieter Amrop Hever in Zürich begann der «Sinkflug», so Partner Werner Bantli in seiner vorsichtigen Formulierung, im August 2001. 2002 muss als sehr durchwachsen angesehen werden, und für 2003 werde gleich budgetiert wie für das Vorjahr. Normalerweise betrage der Arbeitsvorrat drei bis vier Monate; derzeit seien es zwei bis drei. «Wir sind zufrieden», meint er und dürfte damit andeuten, dass es in der Schweiz immer noch besser aussieht als in anderen Ländern, vorab in den USA.

*Verdrängungskampf von oben bis unten*

Boutiquen, die wie Knight Gianella oder Bjørn Johansson vom Charisma ihrer Eigentümer leben, mit fixen Honoraren arbeiten und sich auf die alleroberste Stufe konzentrieren, haben weniger Schwierigkeiten. CEOs und Finanzchefs sowie fachkundige Verwaltungsräte sind gerade heutzutage Mangelware, auch wenn weiter unten Stellen abgebaut werden. Das grosse Flugwetter ist allerdings auch hier vorbei: Man bleibt wieder gerne auf seinem Posten, die Wechselbereitschaft ist in den letzten Monaten merklich gesunken. Knight Gianella, die sich frühzeitig auf das Topkader und Verwaltungsräte (VR-Umsatzanteil 65%) konzentriert, geht es im Verhältnis sehr gut. «2002 war für uns ein Boom-Jahr», erklärt Stephan Reifferscheid, Partner bei Gianella. Diese Aussage wäre unglaubwürdig, würde die Konkurrenz diese Einschätzung nicht sogar noch teilen ? eine Ausnahme, denn normalerweise schweigen sich die Headhunter zwar über ihre Kunden eisern aus, nehmen aber bezüglich der Schwächen bei Konkurrenzunternehmen kein Blatt vor den Mund.

Besonders unter Druck stehen hingegen die beiden grossen Amerikaner, die vor vier Jahren an die Börse gingen. Bei Heidrick & Struggles und Korn/Ferry haben Quartalszyklen und hohe Erwartungen der Aktionäre für Stress gesorgt, und die Online-Töchter von Korn/Ferry und Amrop Hever sind komplett unter die Räder geraten.

Bei Heidrick & Struggles Schweiz, die gut ins Jahr 2003 gestartet sind und für den Rest des Jahres zuversichtlicher als noch 2002 sind, ist gleichzeitig noch ein Generationenwechsel im Gang: Die Partner Slongo, Nater und Steckling haben das Unternehmen bereits verlassen, und die Nummer eins unter den Gleichen, Romeo Crameri, will ab Herbst kürzer treten und sich dann ausschliesslich um den Markt der Verwaltungsräte kümmern.

*Teure Netzwerke*

Die neue junge Chefin Denise Stüdi ? unbestrittene Umsatzmaschine Nummer eins in der Branche ? und ihr Partnerteam haben in den Chefsesseln Platz genommen. Doch auch Stüdi muss das Problem lösen, dass ihr Hauptkunde, die Credit Suisse, und ihre Hauptbranche, die Informatik, schwer leiden.

Druck kommt aber nicht nur von der Kundenseite, weil die grossen Konzerne eher entlassen als einstellen, sich auch Führungskräfte aus eigener Kraft andienen, überall der Rotstift angesetzt wird und den Personalabteilungen wieder mehr interne Kandidaten zur Verfügung stehen. Druck kommt auch von den klassischen Stellenvermittlern und Personalberatern wie Mercuri Urval oder Adecco. Sie stehen wie auch die grossen Headhunter mit ihren kostspieligen Datenbank- und Filial-Strukturen unter erheblichem Kostendruck. Und so fischen die Headhunter im ? margenärmeren ? Gewässer des mittleren Kaders, während die Personalberater in den Bereich des Executive Search vorstossen. Letzte Woche hat Mercuri Urval bekannt gegeben, dass ihr Geschäftsergebnis nur dank Zunahmen im Topmanagement «respektabel» ausgefallen sei.

Federn lassen musste auch das eigentliche Pionierunternehmen der Branche, Egon Zehnder International. Die Schweizer, die in Europa führend sind und auch im Weltmarkt zu den Edlen und Grossen zählen, erlebten im Geschäftsjahr 2001 einen Umsatzrückgang von 7%, bis Oktober 2002 waren es 10,6%.

Doch Zehnder, Korn/Ferry, Spencer Stuart und andere haben bereits neue Jagdgründe erschlossen: Die so genannten Management Assessments oder Management Appraisals, die Beurteilung von Führungspotenzial innerhalb von Unternehmen. Hier werden die internen Führungskräfte auf den Prüfstand gestellt. Auftraggeber sind CEOs, die solche Aufgaben nicht (mehr) an die Personalchefs vergeben wollen. Die Headhunter werden so auch zu Beratern, und für die Kundenbindung kann das nur förderlich sein. Diese Form der Pflege bestehender Kunden ist auch nötig: Das Neukundengeschäft ist für die Headhunter schwierig, zumal ihre Kunden von Searchern geradezu belagert werden.

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