Wer bei der Hector Egger Holzbau über einen Auftrag verhandelt, kann sich neuerdings gleich selbst ein Bild davon machen, wie das von ihm gewünschte Produkt entsteht. Von den Büros und Showräumen im soeben bezogenen Neubau gelangt man direkt auf eine Galerie, welche die Produktionshalle umschliesst und einen bequemen Rundgang ermöglicht. Diese Galerie ist ein klares Marketinginstrument. «Der Bauherr muss überwältigt sein und sagen: Mit dem will ich bauen», bemerkt Besitzer und Geschäftsleiter Paul Schär. Der Neubau selbst soll, auch von den verwendeten Materialien her, zeigen, was im Holzbau alles möglich ist.
Die neusten Maschinen
Was die Kundin und der Kunde in der 30 Meter breiten und 82 Meter langen Halle zu sehen bekommen, ist durchaus beeindruckend. Für den Hightech-Elementbau verfügt die Hector Egger Holzbau AG über eine vollautomatische Abbundmaschine für Serien und Einzelstücke sowie eine so genannte CNC-Multifunktionalsbrücke WMS 10 von Weinmann. Diese kann vollautomatisch Platten auflegen, Platten und Latten abnageln, klammern oder schrauben, Fenster- und Türausschnitte sägen und fräsen sowie Löcher für Elektrodosen und Wandanschlüsse bohren. 1,2 Mio Fr. liess sich Schär die CNC-Technologie (Computer Numerical Control) kosten. Der Bau allein kam auf 5 Mio Fr. zu stehen. «Wir sind jetzt der modernste Holzbaubetrieb der Schweiz», meint Schär. Eine eigene Abbundanlage besitzen nur 4% der Mitglieder von Holzbau Schweiz, eine CNC-Anlage steht bei 2% in der Werkhalle. Stolz erzählt er, dass Bankenvertreter feststellten, sie hätten noch nie einen so innovativen Typ aus der Holzbranche gesehen.
Mit der neuen Produktionshalle werde die Logistik, so Schär, «zehnmal verbessert». Vorne wird das Material angeliefert, hinten verlassen die fertigen Elemente das Werk. Ziel der Vorfabrikation sei es, die Zahl der Baustunden zu reduzieren, denn auf der Baustelle verliere der traditionelle Holzbau wetterbedingt und wegen Koordinationsmängeln viel Geld. Schär hofft denn auch auf ein Zusatzgeschäft mit Partnern, welche bei ihm fertige Elemente einkaufen. Durch die Forcierung des Elementbaus erfolgen bei Hector Egger inzwischen etwa 70% der Arbeiten im Werk. Das verbessere auch die Qualität von Produkt und Arbeitsplatz, unterstreichen die Holzbauer.
Die Architekten überzeugen
Vielen Architekten fehle noch der Mut zum Holzbau, «weil ihnen niemand die Details lösen hilft», bemerkt Schär. Er sucht deshalb vermehrt die Partnerschaft mit Planern und will gesamtheitliche Lösungen anbieten. Er sei aber kein Fertighausbauer, sondern er betreibe den Elementbau zusammen mit Architekten, betont er. Wenn seine Firma als Generalunternehmerin im Holzsystembau auftrete, so integriere sie den Architekten als Generalplaner.
Gelangt ein Architekt mit seinen Plänen an die Firma, so arbeitet diese eine fertig durchgeplante Elementbau-Offerte aus, welche bereits auch die Leerrohre für die Sanitär- und elektrischen Installationen enthält. Hat der Architekt die Pläne visiert, erfolgt die Vorfabrikation. Ziel ist es, danach ein Einfamilienhaus in einem Tag «regendicht» aufzustellen.
Das Spektrum der Bauten, welche die Hector Egger Holzbau ausführt, reicht von Umbauten über Ein- und Mehrfamilienhäuser, landwirtschaftliche Siedlungen und Ladenzentren bis zu Kirchen, Kindergärten, Sporthallen und Werkhöfen. Die Firma bearbeitet die ganze Deutschschweiz und überschreitet gelegentlich auch die Landesgrenze. Für das Papiermacherzentrum Gernsbach bei Baden-Baden erstellte Hector Egger vor drei Jahren ein Seminargebäude.
Schär, der die Bauherren «früher abholen» und mit ihnen nicht nur über den Preis diskutieren will, glaubt entschieden an die Chancen des Holzbaus. «Wir können unsern Kuchen viel grösser machen», stellt er fest. Dazu beitragen werden die neuen Brandschutzvorschriften, die auf Anfang 2004 in Kraft treten sollen. War bisher in Regelbauweise der reine Holzbau nur zweigeschossig erlaubt, so sind neu vier, verkleidet mit nicht brennbaren Materialien sogar sechs Geschosse gestattet.
Damit werden die Holzbauer, so hoffen sie, den Baumaterialien Beton und Backstein, die heute den Rohbau dominieren, etwas das Wasser abgraben. Mit den jetzt vorgenommenen Investitionen ist die Hector Egger bereit, wenn die Konjunktur wieder anzieht. Sie beschäftigt rund 40 Festangestellte und zählt im vorwiegend kleinbetrieblichen Holzbau bereits zu den grossen Unternehmen.
Hector Egger ist ein traditionsreicher Name. Paul Schär, eidg. dipl. Zimmermeister und im Zentralvorstand von Holzbau Schweiz für das Ressort Bildung verantwortlich, hat 2001 die Holzbau-Sparte durch ein Management Buyout übernommen. Damals wurde der Holzbau aus dem gleichnamigen, gut 150 Jahre alten Bauunternehmen herausgelöst. Jetzt ist auch die räumliche Trennung vollzogen. Der Neubau, der eine Holzschnitzelfeuerung aufweist, wurde Minergie-zertifiziert und erhielt vom Kanton Bern das Minergie-Label. Auch das ist für einen Gewerbebau ziemlich ungewöhnlich.
Firmen-Profil
Firma: Hector Egger Holzbau AG, Steinackerweg 18, 4901 Langenthal
Gründung: 1848
Besitzer und Geschäftsleiter: Paul Schär
Umsatz: 9 Mio Fr.
Beschäftigte: 40
Tätigkeitsgebiete: Projektmanagement, GU-Holzbau, individuelle Holzelementbau-Vorfertigung, Ingenieurholzbau, konventioneller Holzbau, Kundenschreinerei