Absolute Renditen und tiefe Volatilität: Die Werbung der Hedge-Fonds-Industrie tönt verlockend. Dennoch kam im laufenden Jahr die Ernüchterung: Bis jetzt verlor der HFR-Index, einer der wichtigsten Benchmark der Branche, rund 0,9%. Das ist auf den ersten Blick nicht viel. Enttäuscht werden die Anleger trotzdem sein. Denn immerhin hat die Branche langfristig Renditen von 10 bis 15% in Aussicht gestellt.
Dies ist jedoch nicht der Hauptgrund, warum Schweizer Pensionskassen solchen Anlagen gegenüber immer noch skeptisch sind. Abwarten ist vielerorts die Devise, weil im Stiftungsrat und bei den Anlageverantwortlichen oft das nötige Wissen fehlt. Hedge-Fonds führen daher oftmals noch ein Randdasein bei Pensionskassen. 202 Pensionskassen haben an der Umfrage von Lusenti Partners mitgemacht. 40% von ihnen investieren bereits in Alternative Anlagen. Man darf davon ausgehen, dass Hedge-Fonds fast immer dazugehören. Hedge-Fonds machen am Gesamtvermögen dieser Kassen 3,9% aus. Damit sind sie immerhin die gewichtigsten Alternativen Anlagen.
Es gibt also Pensionskassen, die in der Schweiz als Vorreiter einige Prozent ihres Anlagevermögens in Hegde-Fonds gesteckt haben.
Avadis achtet auf tiefe Korrelation mit der Börse
Zu jenen Schweizer Pensionskassen, die bereits substanziell in Hedge-Fonds angelegt haben, zählt Avadis. Der Vermögensverwalter von über fünfzig Vorsorgeeinrichtungen legt einen Teil der Anlagen von 5 Mrd Fr. in Hedge-Fonds an und ist mit der bisher erreichten Rendite durchaus zufrieden. «Absolut gegenüber anderen Anlagekategorien betrachtet, sind unsere Erwartungen erfüllt worden», sagt Daniel Dubach. Dass die HedgeFonds gerade in diesem Jahr über Erwarten schlecht abgeschnitten haben, überrascht den Investmentchef von Avadis nicht: «Es ist das erste Mal seit unserem Einstieg im Jahr 2002, dass die Hedge-Fonds das angestrebte Ziel nicht erreicht haben.»
Avadis investiert laufend in 25 bis 40 Single-Hedge-Fonds. Berücksichtigt werden alle wichtigen Strategien des Hedge-Fonds-Universums, wobei der Mix so ausgerichtet ist, dass eine möglichst tiefe Korrelation zum Aktienmarkt erreicht wird. Gemessen am BVG-40-Mischindex ist die angestrebte Zielgrösse bei der Korrelation ein Wert unter 0,2. Ein weiterer Ausbau der Hedge-Fonds-Anlagen ist derzeit jedoch nicht vorgesehen unabhängig von der jüngst negativen Performance dieser Fonds: «Für uns sind die Hedge-Fonds vor allem ein ideales Diversifikationsprodukt.»
Kein Problem hat Dubach mit der mitunter kritisierten Geheimnistuerei der Fonds-Manager. «Es gibt Strategien, die davon leben, dass sie nicht kommuniziert werden. Und volle Transparenz über die Anlagen brauchen wir auch nicht», sagt er. Bei Risikoanlagen definiert er die von ihm gewünschte Transparenz anders. «Massgebend für mich sind nicht die einzelnen Positionen, sondern das Risk-Reporting. Das heisst: Mich interessiert die Risikolage des Gesamtportefeuilles des Hedge-Fonds. Interessant ist auch die Frage, wie sich der Fonds bezüglich Zins- und Währungsveränderungen verhält.»
Andere Kassen sind zurückhaltender, wie etwa die Pensionskasse Energie (PKE). «Wir sind skeptisch, ob die hochgestellten Erwartungen der Hedge-Fonds-Industrie tatsächlich erfüllt werden», sagt Stefan Kühne. Seit rund einem Jahr investiert die PKE 1% ihres Anlagevermögens in Hedge-Fonds, wobei die Erfahrungen im Rahmen der Erwartungen liegen. «Wir stellen jedoch fest, dass Hedge-Fonds aus unserer Sicht sehr teuer und intransparent sind und dazu von einem schnellen Wachstum begleitet sind.»
Zu geringe Liquidität
Kühne stösst sich auch daran, dass die Hedge-Fonds-Anbieter absolute Renditen verkaufen, die nicht immer eintreffen. Kühnes Fazit deshalb: «Das laufende Jahr hat uns Recht gegeben und uns in unserer Zurückhaltung unterstützt.» Die PKE, die gemäss internen Richtlinien bis zu 3% in nicht-traditionelle Anlagen investieren darf, will deshalb bis auf weiteres den Anteil an Hedge-Fonds-Anlagen nicht ausbauen. Dieser Entscheid hat auch damit zu tun, dass die PKE seit gut zwei Jahren zusätzlich zum Leistungsprimat auch das Beitragsprimat anbietet. «Das macht es erforderlich, in möglichst liquiden Märkten anzulegen.»
Eine weitere Eintrittshürde für Pensionskassen ist das fehlende Know-how. Das ist der Grund, warum Hedge-Fonds derzeit für die Beamtenversicherungskasse des Kantons Zürich (BVK) mit ihren rund 60000 Versicherten kein Thema sind. «Wir können schlicht nicht alle Anlageformen abdecken. Zudem haben wir mit unserer heutigen Diversifikation bereits genug zu tun», sagt Daniel Gloor.
Gleichzeitig ist der Chef Vermögensverwaltung der BVK aber auch skeptisch, ob die Hedge-Fonds-Industrie auch hält, was sie verspricht. «Ich habe noch keinen Stress-Test über Hedge-Fonds gesehen. Interessieren würde mich auch, wie die Renditen von Hedge-Fonds über einen längeren Zeitraum von fünf bis zehn Jahren aussehen», so Gloor. Für ihn gibt es Parallelen zwischen Hedge-Fonds und Private Equity: Bei beiden Anlagen brauche man nicht nur Know-how, sondern auch ein wenig Glück. Deshalb setzt die BVK lieber weiter auf den Private-Equity-Bereich, wo sich die Kasse mit Hilfe eines externen Beraters Wissen erarbeitet hat. Allerdings beträgt auch hier der Anteil verschwindend kleine 0,8%.
Was Hedge-Fonds betrifft, bleibt Gloor lieber noch an der Seitenlinie, um das Geschehen aus sicherer Distanz zu beobachten. Er will aber nicht ausschliessen, dass auch die BVK eines Tages einen Teil ihres Vermögens in Hedge-Fonds anlegt. Aber vorderhand sieht er keinen Grund, die Anlagepolitik zu ändern, denn: «Die Hegde-Fonds laufen uns nicht davon.»
Hedge-Fonds-Performance 2004: Kein Geld gemacht (in %)
HFRX Hedge Fund Index 0.894
-Convertible Arbitrage 0.032
-Distressed Securities 2.837
-Equity Hedge
-Market Neutral 1.156
-Event Driven 0.026
-Macro Index 6.418
-Merger Arbitrage 0.964
-Relative Value 0.096
Quelle: HFRX