Nordamerika und Westeuropa sind die grössten Märkte weltweit für Tierfutter. «Diese Märkte indes - und in der Schweiz ist es nicht anders - haben aber eine stagnierende Heimtierpopulation. Die Märkte in Osteuropa hingegen sind stark am Wachsen», hält Jakob Stillhard von Nestlé Purina fest.
Internationaler Marktleader im Heimtiernahrungsbereich sind die schweizerische Nestlé Purina PetCare, die zur Nestlé-Gruppe gehört, und das amerikanische Unternehmen Masterfoods, das Teil der Mars-Gruppe ist. In der Schweiz jedoch ist Masterfoods der grösste Anbieter von Hunde- und Katzenfutter. Die Marken, die sich die beiden Grossen aufteilen, sind wohl bekannt. Zu Nestlé Purina gehören Friskies, Felix, Purina One, Gourmet, Vital Balance, Matzinger und Pro Plan, zu Masterfoods Whiskas, Pedigree, Cesar, Sheba, Kite Kat, Exelcat, Brekkies und Ron Ron sowie neu auch Perfect Fit.
Die meisten Tierfutterprodukte gehen bei Migros über den Ladentisch. Gemäss den letzten Zahlen des Marktforschers AC Nielsen hielt Migros 2004 im Bereich Petfood und Snacks einen Marktanteil von 38% und Coop von 29%. Der Gesamtmarkt ist im Gegensatz zum Vorjahr um 3,6% leicht gesunken. Bei den Grossverteilern legten preisgünstigere Eigenmarken - meistens Dosenfutter - tendenziell eher zu.
*Trockenfutter ist billiger*
Bei Coop machen Eigenmarken zwischen 5% und 10% des Tiernahrungs-Umsatzes aus, dazu gehören auch Produkte im Tiefpreissegment. Coop-Sprecher Karl Weisskopf: «Für die einen reicht günstiges Tierfutter, die anderen sagen, sie wollen ihrem Tier nur das Beste geben.» Diese Tendenz bestätigt Urs-Peter Naef von der Migros: «Es gibt eine Polarisierung zwischen preisbewussten und qualitätsbewussten Käufern. Manche sparen lieber bei sich selbst als beim geliebten Haustier.» Migros erzielt satte 54% des Petfood-Umsatzes mit Eigenmarken.
In den letzten Jahren konnten die Grossverteiler ihren Absatz im Bereich der Trockennahrung steigern. Zwar verfüttern die Schweizer ihren Vierbeinern (vor allem den Katzen) immer noch viel Nassnahrung aus Dosen, Alubeuteln und -schalen. Wie bei den Hunden nimmt der Konsum von Trockennahrung, so genannten Kroketten, nun auch bei den Katzen zu. Nicht zuletzt, weil das Trockenfutter günstiger ist. Ein weiterer Grund ist die unkomplizierte Handhabung für Herrchen und Frauchen. Das Stichwort heisst Convenience Food: Das Futter soll leicht zu dosieren sein, nicht riechen und wenig Abfall erzeugen. Das gilt auch für die Einzelportionen der Katzenluxusnahrung. Die edlen Alu-Schälchen sprechen zudem die Emotionen des Tierhalters an: Man geniesst das Gefühl, seinen Vierbeiner mit einem Hauch Luxus verwöhnen zu können.
*Convenience Food und Functional Food*
Der zweite, ebenfalls bei den Lebensmitteln für Menschen abgeschaute Trend heisst Functional Food. Jakob Stillhard von Nestlé erkärt, dass immer mehr Produkte auf den Markt kommen, die einen spezifischen Zweck verfolgen: «Es gibt Junior-, Adult- und Senior-Produkte, Indoor-Produkte für Hauskatzen, Light-Produkte für Katzen mit Übergewicht, Spezialprodukte für Katzen mit sehr heikler Verdauung. Dieses Produktsegment ist sehr stark am Wachsen.» Auch bei der Konkurrenz haben sich Spezialprodukte für jüngere, ältere und übergewichtige Katzen längst etabliert.
Bei Masterfoods haben Snacks an Bedeutung gewonnen, wie Sprecherin Sandra Kobelt betont: «Mit kleinen Häppchen, die man dem Tier zwischendurch gibt, kann man das Tier belohnen und seine Liebe zeigen. Dies setzt sich auch bei Katzen immer mehr durch.» Der Marktführer arbeitet zurzeit an Tierfutter, das - analog zu probiotischen Jogurts für den Menschen - die Darmflora des Tieres positiv beeinflusst. Seit Anfang Jahr ist bei Coop Bio-Whiskas erhältlich, das guten Anklang findet. Nicht alle Neulancierungen sind erfolgreich: Vor ein paar Jahren brachte Masterfoods ein Vollnahrungsprodukt auf Milchbasis, eine Art Katzenquark, auf den Markt, das niemand kaufen wollte.
*Weg vom Zoofachhandel?*
In Zukunft rechnet die Branche mit stabilen Umsätzen. Dazu Guy Emmenegger, Geschäftsführer des Verbandes für Heimtiernahrung: «In der Vergangenheit hat eine leichte Verschiebung des Marktes vom Detailhandel in Richtung Zoofachgeschäfte stattgefunden. Wir gehen davon aus, dass nun der Detailhandel wieder leicht wachsen wird.» Ein gewisses Marktpotenzial stellen die Tierhalter dar, die der Werbung widerstehen. Sie verwöhnen ihre Tiere nicht mit Lachsmenüs oder Spezialfutter für den Knochenbau, sondern verfuttern kostenlose Essens- und günstige Metzgereiabfälle. Möglich, dass diese Konsumenten eines Tages ebenfalls auf industriell hergestelltes Futter umschwenken.
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Heimtiernahrung: Selbst beim Liebling wird nun gespart
Fast in jedem zweiten Haushalt lebt ein Haustier. Mit Tierfutter wird in der Schweiz über eine halbe Milliarde Franken jährlich umgesetzt. Doch der Markt kann kaum mehr wachsen.
Lesezeit: 3 Minuten
Von Susanne Wagner
am 28.06.2005 - 19:33 Uhr
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