Mit dem wilden Bart und seiner Haarpracht war Heini Hemmi bereits als Fahrer eine spezielle Erscheinung im Weltcupzirkus. Es ist deshalb kaum überraschend, dass das Idol aus den 70er-Jahren auch heute ein eher ausgefallenes Business betreibt.
Dabei hatte Hemmis «Leben danach» noch eher gewöhnlich begonnen. Nach dem Rücktritt mit dreissig startete er mit Promo- und Schulungsauftritten für einen Ausrüster, bevor er 1984 seine Einmannfirma gründete. Heval (aus Hemmi und seinem Wohnort Valbella) vertreibt bis heute Pistenzubehör wie Absperrungen, Fangnetze und Torstangen.
Ein Olympiasieg krempelt das Leben um
An seinen grossen Tag in Innsbruck kann sich Heini Hemmi noch sehr gut erinnern. «Im ersten Moment ist man einfach nur glücklich. Dass so ein Sieg das ganze Leben auf den Kopf stellt, wird einem erst Stunden oder Tage später bewusst.»
Der Olympiasieg 1976 war auch für Hemmi selbst eine Überraschung. Der 27-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt noch keinen einzigen Weltcupsieg auf dem Konto. Starke erste Läufe wurden oft von mässigen Leistungen oder Ausfällen in den zweiten Läufen zunichte gemacht. «Technisch hatte ich es schon lange drauf, doch im Kopf musste es erst Klick machen.»
Kein Loch nach der Karriere
Der Olympiasieg sei für sein Leben nach der Karriere sicher ein Türöffner gewesen, findet Heini Hemmi. «Meine Bekanntheit half mir beim Einstieg in den Sportfachhandel». Als gelernter Maurer hätte er eigentlich das Baugeschäft des Vaters übernehmen sollen, «doch ich hatte nicht die Energie nach der Karriere nochmals ganz unten anzufangen», sagt Hemmi.
Trotz dem späten Berufseinstieg sei der Spitzensport eine hervorragende Lebensschule: «Man lernt zu beissen und mit Niederlagen umzugehen.» Bodenständigkeit, Geduld und Willen seien auch in der Wirtschaft gefragt.
Die Idee mit den Fischen
Nach dem Verkauf von Heval im Jahr 2007 konnte sich Heini Hemmi wieder vermehrt seiner grossen Leidenschaft, dem Fischen widmen. Diese hatte er einst nach seinem Olympiasieg entdeckt, als er einen Ausgleich zum ganzen Rummel suchte, der ihn damals umgab. «Insofern hat auch mein heutiges Geschäft mit der Sportlerkarriere zu tun».
Er hätte aber nie gedacht, dass er seine Freude am Fischen zum Beruf machen könnte. «Wer Fische fängt, will gerne grosse Fische fangen», so Hemmi, und da komme man automatisch auf Alaska und die riesigen Lachse.
Die dritte Karriere
Durch sein Hobby kam der ehemalige Skistar mit der Räucherei und seinem heutigen Importeur in Kontakt. Dieser bat ihn den Vertrieb in Graubünden zu übernehmen und Hemmi sagte eher widerwillig zu. «Als ich im Oktober 2010 die ersten 60 Kilo zu verkaufen versuchte war ich schon ein wenig besorgt ob es überhaupt eine Nachfrage gibt.» Die scheint es allerdings zu geben, denn heute vertreibt Hemmi den Lachs gleich tonnenweise. Etwa zwei Tonnen im Monat verkaufe er, so Hemmi.
Die Website von «Heini Hemmi Best Quality Fish» zieren immer noch die olympischen Ringe. «Ein diskreter Hinweis», lacht Hemmi, «falls es wirklich jemanden in der Schweiz gibt, der mich nicht kennt».
Im Januar konnte Heini Hemmi den 65 Geburtstag feiern. Inzwischen Grossvater, denkt er aber noch lange nicht ans Aufhören. Der Job sei ja nicht anstrengend und ausserdem mit viel Freude verbunden. «Alaska-Wildlachs hat nur einen Nachteil: Wenn man ihn einmal probiert hat, mag man den Zuchtlachs nicht mehr.»