Die Heizölpreise haben in den letzten Tagen in der Schweiz, für die Branche nicht unerwartet, nur leicht nachgegeben. Die Gründe dafür liegen zum einen bei der erhöhten Nachfrage der Konsumenten und zum andern bei der kürzlich beschlossenen Förderkürzung der Opec. «Die Konsumenten müssen sich mittelfristig noch auf relativ hohe Preise einstellen. Denn zumindest kurzfristig ist nicht mit wesentlichen Preisabschlägen zu rechnen», glaubt Rolf Hartl, Geschäftsführer der Erdöl-Vereinigung. Laut Hartl gibt es für die Konsumenten daher auch keinen Grund, den Einkauf für den kommenden Winter weiter hinauszuzögern.
Jetzt kaufen macht Sinn
Wer sich als Hausbesitzer für den nahenden Winter somit noch nicht mit dem notwendigen Brennstoff Heizöl extraleicht eingedeckt hat, tut gut daran, dies möglichst bald nachzuholen. «Die Konsumenten schätzen offenbar die künftige Preisentwicklung mit grosser Gelassenheit ein», wundert sich Hartl. Einen wesentlichen Grund für die Zurückhaltung vor allem der Kleinkonsumenten (Bezüge von 3000 bis 6000 l) sieht der Marktkenner in der aktuellen Notierung der Heizölpreise: Diese bewegen sich zurzeit noch immer knapp über der psychologisch relevanten Marke von 40 Fr. pro 100 l (siehe Grafik).
Auch Marcel Meier, Präsident des Zürcher Brennstoffhändler Verbandes (BVKZ), rät: «Wer als Hausbesitzer seine Eigenverantwortung wahrnehmen will, sollte jetzt Heizöl für den kommenden Winter kaufen.» Dies, zumal aus der Sicht des Mineralölhandels auf der Nachfragerseite ohnehin ein erheblicher Nachholbedarf besteht, weil der Tankfüllungsgrad per Ende August mit 52% im mehrjährigen Vergleich auf einem tiefen Niveau lag.
Notierten zudem die Frachtkosten aufgrund des tiefen Wasserstandes des Rheins in den letzten Wochen noch relativ hoch, so geben diese aufgrund der jüngsten Niederschläge nun markant nach. Zusammen mit dem schwächer werdenden Dollar wirken sich diese beiden Faktoren aber dämpfend auf die Schweizer Konsumentenpreise aus und mildern bis zu einem gewissen Grad auch die hohen Produktepreise für Heizöl und Benzin. «Der Dollarkurs, der noch weiter nachgeben dürfte, sowie auch die massiv von 100 auf 30 Fr. je Tonne gesunkenen Rheinfrachten werden die Heizölpreise eher sinken lassen», ist Christoph Küng von der Avia Küng AG in Bern überzeugt.
Kein Preissturz in Sicht
Tendenziell kann der Konsument somit wohl in den nächsten Wochen an der Preisfront eher mit einer Entspannung rechnen. Zwar fehlen derzeit noch die deutlichen Anzeichen für eine Preis-Trendwende gegen unten. «Ein Preissturz ist aufgrund der historischen Erfahrung zwar wahrscheinlich, doch ob und wann dieser tatsächlich eintritt, ist aus heutiger Sicht nicht abzusehen», gibt sich Hartl realistisch. «Nur Wahrsager wagen bezüglich der absehbaren Preisentwicklung eine Voraussage», meint selbst Heizölhändler Meier leicht sarkastisch.
Am 24./25. November 2003 treffen sich Vertreter der Energiebranche in Zürich zur 7. Jahrestagung. Unter dem Titel «Der schweizerische Strommarkt zwischen EMG-Nein und Liberalisierung» referieren Experten aus der Schweiz, Deutschland, Italien und von der Europäischen Kommission über die Zukunft der Schweiz als Stromerzeuger, -verteiler und -handelspartner.
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