Das Jammern über die wirtschaftlich harte Gegenwart liegt Heller Junior fern: Sein Umsatz stieg während der letzten Jahre kontinuierlich. Die Margen, räumt er ein, sind ein anderes Kapitel: «Alles, was heute zählt, ist der Preis.» Stimmt dieser nicht, retten auch Sympathie und langjährige Kontakte eine Kundenbeziehung nicht. Selbst über Qualität und Einhaltung der Liefertermine könne man sich nicht profilieren beides werde heute vorausgesetzt.

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Wie profiliert sich der Kleinbetrieb mit 18 Mitarbeitern also gegenüber der grossen Konkurrenz? «Durch Invididualität», kommt es prompt. Bei Heller heisst das: Eine kleine Administration und bei der Infrastruktur nur das Notwendige. Die Büroräume befinden sich im eigenen Haus im Zentrum von Cham, die gemieteten Produktionsräume keine fünfzig Schritte davon entfernt in einer ehemaligen Mühle. Ein weiterer Vorteil: Das Unternehmen ist schuldenfrei. Expansion ist trotzdem kein Thema: «Man muss das machen, was man kann. Mit dem Minimum das Optimum erreichen.»

Was nicht heisst, es sich im Erreichten gemütlich zu machen. Heller hat ein waches Auge für Chancen und den Mut, Risiken einzugehen. Den Markt und die technologische Entwicklung beobachtet er genau. Sieht er einen Nutzen in einer neuen Technologie, scheut er kaum Kosten, sie zu erwerben. Zu einer Zeit, in der Verbände und Branchenkollegen noch glaubten, Copy to Plate eigne sich nur für grosse Druckereien, stellte er als einer der Ersten im Kanton Zug auf das neue Verfahren um. Die mutige Entscheidung hat er nie bereut, obwohl er damals auf das falsche Produkt setzte und eine Menge Lehrgeld bezahlte. «Man muss kontinuierlich investieren», ist Heller überzeugt, «und ein Gespür dafür haben, wo Chancen liegen und wo etwas schief läuft.»

Nischenprodukteselber lancieren

Konnten seine Vorfahren noch mehrheitlich darauf zählen, dass die Aufträge von Stammkunden vorbeigebracht wurden, muss Heller erheblich aktiver agieren. Zwar sind noch immer vergleichsweise komfortable 45% seiner Aufträge regelmässig wiederkehrende, auch bei diesen gilt es aber, ein scharfes Auge auf Preis und Qualität zu haben. Und den guten Kunden wie einen König zu behandeln: «Stimmen Leistung und Preis, hat er keinen Grund abzuwandern. In einer grossen Druckerei ist er unter Umständen nur ein kleiner unter vielen anderen Kunden.» Sich in der Nische auszuruhen sei ausserdem fatal: «Man muss Nischenprodukte erfinden, sie selber lancieren.»

Einer der Märkte, die sich der Unternehmer erschlossen hat, ist das Partybusiness. Organisatoren aus den Grossräumen Luzern, Zürich und Basel lassen bei ihm Druckmaterial vom Flyer bis zu Plakaten produzieren. Zusätzlich verlassen wöchentlich rund 10000 individuelle Postkarten die Druckerei ein weiteres erfolgreiches Nischenprodukt. Der Verdienst sei nicht riesig, dafür komme er mit sehr vielen Leuten in Kontakt: Alles potenzielle Kunden. Berührungsängste hat er nicht, der clevere Drucker überschätzt sich aber auch nicht: Den direkten Kontakt zu den Eventorganisatoren überlässt er einem seiner jüngeren Mitarbeiter. Dieser geht auf seine Altersgenossen anders zu, als der 40-jährige Chef es könnte.

Offen kommunizieren

Christoff Heller ist kein autoritärer Patron, kann aber markig auftreten: Etwa, wenn es im Dorf um die Vergabe von Druckaufträgen geht. Er scheut sich nicht, darauf hinzuweisen, dass er als Arbeitgeber und als Privatmann Gemeindesteuern bezahle. Gegenüber Anbietern von ausserhalb ist das ein Argument. Intern sei sein Führungsstil offen und kollegial. Selbstverantwortung und Mitdenken setze er voraus, treffe beides aber nicht so oft an wie erwünscht. Kein Freund von Überstunden, schaut er darauf, dass während der Arbeitszeit gearbeitet wird. Neuerdings in zwei Schichten, durchgehend zwischen 6 Uhr morgens und 10 Uhr abends. Davon seien nicht nur seine Mitarbeiter, sondern auch die Kunden begeistert: Mittags erteilte Aufträge werden anderntags am Morgen ausgeliefert. Was beweist: Heller kann umgehen mit Druck.

Umsätze Druckindustrie Schweiz Nach Bereichen (in Mio Fr.)

1998 1999 2000 2001 2002 2003

Druckvorstufe 460 450 470 500 460 430

Druck 5560 5570 5680 5740 5700 5550

Weiterverarbeitung 230 230 250 260 240 220

Total 6250 6250 6400 6500 6400 6200

Quelle: Schätzungen Viscom, 2004