Der weltgrösste Konsumgüterkonzern Procter & Gamble setzt nach jahrelanger Expansion die Axt an. Der Hersteller von Gillette-Rasierklingen, Pampers-Windeln und Wella-Shampoo will weltweit rund 5'700 Stellen streichen. Auch einige der 3'200 Beschäftigten in Genf müssen um ihren Job bangen. Welche Auswirkungen der Sparplan auf den Standort hat, ist noch offen. Eine Reduktion der Arbeitsplätze ist aber nicht ausgeschlossen, sagte ein Konzernsprecher am Freitag auf Anfrage.
Konzern will zehn Milliarden einsparen
Procter & Gamble ist seit 1953 in der Schweiz tätig. Seit 1999 betreibt der Konzern in Genf neben der Schweizer Vertretung seinen Sitz für die Geschäfte in Europa, Nahost und Afrika. Es ist mittlerweile der drittgrösste private Arbeitgeber im Kanton. Der Stellenabbau ist Teil eines Plans, mit dem bis Ende des Geschäftsjahrs 2016 zehn Milliarden Dollar eingespart werden sollen. Das führte Konzernchef Bob McDonald in Boca Raton in Florida aus. Reduziert werden sollen vor allem der nicht-produzierende Bereich. Weltweit arbeiten bei Procter & Gamble rund 57'000 der insgesamt 129'000 Beschäftigten nicht in der Produktion.
Der Konzern hatte bereits im Januar einen Stellenabbau angekündigt, nachdem der Gewinn im zweiten Quartal eingebrochen war. Grund waren unter anderem Abschreibungen auf das schwächelnde Wella-Geschäft. Das deutsche Haarpflegeunternehmen gehört seit 2003 zu Procter & Gamble. Analysten sehen die Verschärfung des Restrukturierungsplans positiv. «Sie müssen das tun», sagte etwa UBS-Analyst Nik Modi. Angesichts der Grösse von P&G gebe es viele Möglichkeiten, die Produktivität zu erhöhen, «man muss sie nur finden». Das Einsparziel von zehn Milliarden Dollar sei «wohl durchdacht», lobte auch Experte Javier Escalante von Edge Research.
Billigere Verpackungen
P&G will die Kosten durch ein Bündel von Massnahmen senken. Der Konzern will unter anderem billigere Verpackungen verwenden, in Werbekampagnen gleich mehrere Produkte anpreisen und bei neuen Projekten mit Drittfirmen zusammenarbeiten. Einige Konkurrenten von P&G sind nach Ansicht von Experten flexibler als der Konsumgüterriese, der im Geschäftsjahr 2011 rund 83 Milliarden Dollar umsetzte. Viele Konkurrenten hätten die Restrukturierung bereits hinter sich, Stellen gestrichen und Kosten gesenkt, erklärte Analyst Escalante.
P&G ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und hat besonders in Wachstumsmärkten wie Indien oder Brasilien expandiert. Zuletzt gab es jedoch einige Rückschläge: Unter anderem konnte der Konzern nicht genug von seinem Reinigungsmittel Tide für eine Marketing-Offensive in den Geschäften produzieren und musste Preiserhöhungen zurücknehmen, weil Rivalen nicht folgten.
Wegen des geplanten Verkaufs der Chips-Marke Pringles an Kellogg schraubte P&G am Donnerstagabend auch seine Gewinnprognose nach unten. Für das im Juni endende Geschäftsjahr erwartet der Konzern aus Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio nun einen Gewinn von 3,93 bis 4,03 Dollar je Anteilsschein - sieben Cent weniger als bisher.
(muv/sda/awp)