Das Familienunternehmen nahe an der Grenzezu Deutschland stellt seit über 70 Jahren Sperrholz für die Möbel- und Bauindustrie her. Mit rund 40% des heutigen Volumens ein überaus wichtiges Standbein ist seit den 70er Jahren indes der Sportsektor, konkret die Produktion von Holzkernen für Skier und Snowboards.
30 bis 40 Lagen ist solch ein Kern dick; vertikal zusammengefügt aus verschiedenen Hölzern wie Buche, Esche oder Pappelverleiht er den schnellen Brettern zugleich Stabil- wie Elastizität. Und dies in solch bewährtem Masse, dass Kunststoffprodukte nur bedingt eine Konkurrenz darstellen. «Holzkerne sind gegenüber Temperaturschwankungen resistent, werden nicht spröde und ermüden kaum», erläutert Geschäftsführer Daniel Hess deren Vorteile.
Zu den Abnehmern von Hess-Kernen gehören praktisch sämtliche Ski- und Boardhersteller von Rang und Namen, so etwa Head, Salomon, Stöckli oder Santa Cruz, Hammer und Hot. Mit rund 60% Marktanteil bei den Skiern und über 80% bei den Snowboards ist das Traditionsunternehmen die weltweite Nummer eins, was das Innenleben von Carvern und Co. anbelangt. Die Chancen, dass ein Weltcuprennen von einem Fahrer oder einer Fahrerin auf Brettern mit Kern aus dem Hause Hess gewonnen wird, stehen in Anbetracht dessen äusserst gut.
Skier und Snowboards haben ausgeboomt
Trotz Erfolgen auf den Renn- und Tourenpisten, trotz zufriedener Kundschaft, viel unternehmerischer Flexibilität und Qualität: Auch der Marktleader aus der Schweiz notabene die letzte Sperrholzfabrik im Lande spürt die momentan angespannte Wirtschaftslage, die dadurch verschärft wird, dass der Wintersport seine Boomjahre hinter sich zu haben scheint. Wurden in den 70er Jahren weltweit jährlich um die 12 Mio Paar Skier verkauft, so waren es in der Wintersaison 2001/02 noch deren 4,5 Mio sowie 1,5 Mio Schneebretter.
Der nur zaghaft in die Gänge gekommene Winter 2002/03 verspricht dahingehend kaum Besserung. Im Gegenteil: «Die Skiindustrie hat die Produktion deutlich heruntergefahren, gegenüber dem Vorjahr um über 10%», stellt Daniel Hess fest. Die daraus resultierenden Folgen hat sein Unternehmen bereits zu spüren bekommen. Der Umsatz ging innert Jahresfrist von 27 Mio auf 22 Mio Fr. zurück, die Belegschaft musste im selben Zeitraum von 150 auf 125 Mitarbeiter reduziert werden.
Daniel Hess geht davon aus, dass die Skiindustrie die Talsohle bald erreicht haben wird, Anlass zur Hoffnung liefert ihm die wintersportliche Erschliessung neuer Absatzmärkte wie etwa von Korea oder Ländern in Osteuropa. Dass der Verkauf von neuen Skiern und Snowboards in den letzten Jahren zurückgegangen ist, dazu hätten auch er und seine Mitarbeiter ihren Teil beigetragen, bemerkt Hess augenzwinkernd: «Das Material wird immer besser und widerstandsfähiger. Früher hielten Skier vielleicht zwei Saisons, die heutigen Geräte hingegen haben eine Lebensdauer von fünf bis sieben Jahren, das schränkt den Absatz automatisch ein.»
Von der Bettlatte bis zur Hausfassade
Die Hess & Co. AG, die sich zu 20% im Besitz von Daniel Hess und zu 80% von Vater Marcel Hess befindet, verarbeitet im Jahr 30000 m3 Rundholz. Dies entspricht der Ladung von über 600 Güterwaggons. Der Exportanteil beläuft sich mittlerweile auf 70%, beliefert wird vorab das benachbarte Ausland, Hess-Produkte gehen aber auch nach Übersee, in die USA oder nach Japan. Nebst Ski- und Snowboardkernen stellt das Döttinger Unternehmen Sperrholzplatten und Formsperrholz her, welches für die Fertigung von Möbeln oder im Fahrzeug- und Waggonbau (Bahn 2000) benötigt wird. Bekannt ist die Firma unter anderem auch für ihre Federleisten, die so genannten «Hess-Lättli», die in praktisch jedem Bett made in Switzerland stecken.
Ein grosses Augenmerk richtet man im unteren Aaretal auf die Entwicklung innovativer Produkte, so wurde unlängst die Produktion von Fassadenplatten aufgenommen, die behandelt oder naturbelassen im Häuserbau Verwendung finden. Gerade im Bausektor hat der Werkstoff Holz seine Stellung in den letzten Jahren gemäss Daniel Hess behaupten können. Der Faktor Umweltverträglichkeit habe Gewicht und werde auch in Zukunft einen wichtigen Pluspunkt darstellen, der für die Verwendung von Holz in Bau und Industrie spreche.
KMU-PROFIL
Gründung: 1929 durch Franz Hess-Thomann
Umsatz: 22 Mio Fr (2002)
Beschäftigte: 125
Produkte: Herstellung von Sperrholzprodukten für Sportartikel-, Möbel-, Bauindustrie, Waggonbau
Firma:
Hess & Co. AG
5312 Döttingen
Tel. 056 245 45 45