Der Schaffhauser Privatklinik Belair droht die Schliessung, ein entsprechendes Konsultationsverfahren wurde eingeleitet. Der Schritt erfolge «vor dem Hintergrund zunehmend erschwerter regulatorischer Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen», teilt die Hirslanden-Spitze mit.
Belair ist die kleinste Klinik der Hirslanden-Privatspital-Gruppe: Sie bietet 28 Betten an und beschäftigt rund 120 Mitarbeitende.
«Erschwerte Rahmenbedingungen»: Dies spielt an auf die allgemeine Verlagerung von Behandlungen aus dem stationären Bereich (also den Spitälern und Kliniken) hin zu ambulanten Therapien. Dabei hätten diverse Aspekte die Lage des Hauses in Schaffhausen erschwert, so die Mitteilung von Hirslanden: nur begrenzte kantonale Leistungsaufträge, ein kleines Einzugsgebiet, keine direkte Anbindung an ein Grundversorgungsspital mit Notfall.
Ärzteteam wechselte ans kantonale Spital
Im Hintergrund steht aber auch, dass mehrere Belegärzte die Klinik Belair verlassen wollen: Ende März wurde bekannt, dass ein Orthopädie-Spezialisten-Team zu den Spitälern Schaffhausen wechselt. Klinikdirektor Peter Werder rechnete in den «Schaffhauser Nachrichten» vor, dass Belair damit rund 40 Prozent der Patienten verlieren könnte.
Nun startet Hirslanden ein Konsultationsverfahren mit der Belegschaft. «Dem Entscheid zur Einleitung des Konsultationsverfahrens ging eine intensive Evaluation verschiedener Szenarien voraus, welche es der Klinik Belair ermöglicht hätten, ihre Tätigkeit für die Schaffhauser Patientinnen und Patienten fortzuführen», schreibt das Hirslanden-Management. Die geprüften Optionen hätten aber nicht erfolgsversprechend gewirkt.
«Es trifft mich persönlich sehr, wenn ich an das langjährige, erfolgreiche Bestehen dieser sehr kleinen, aber renommierten Klinik mit ihrem engagierten und kompetenten Team denke», sagt Peter Werder. «Umso mehr werden wir die Zeit der Konsultation nochmals für ein Abwägen von Alternativen zu einer Schliessung nutzen.»
Sollte eine Betriebseinstellung unvermeidbar sein, werde den Mitarbeitenden möglichst eine Anstellung an einer anderen Hirslanden-Klinik angeboten.
Ein Konzern unter Gesundheits-Kosten-Druck
Hirslanden ist die grösste Privatspital-Gruppe der Schweiz. Sie umfasst unter anderem 18 Kliniken, drei ambulante Praxiszentren sowie zwei ambulante Operationszentren. Die Rentabilität des Gesundheits-Konzern kam in den letzten zwei Jahren allerdings unter Druck. Im letzten Geschäftsjahr sank das operative Ergebnis um 10 Prozent auf 285 Millionen Franken (Vorjahr: 318 Millionen Franken). Und die Ebitda-Marge reduzierte sich von 18,3 auf 16 Prozent.
Die Muttergesellschaft von Hirslanden – der südafrikanisch-britische Mediclinic-Konzern – blickt offenbar weiterhin skeptisch in die Zukunft. Mitte Mai teilte Mediclinic mit, man werde bei der Schweizer Tochter Wertberichtigungen vornehmen. Der erwähnte Druck im Schweizer Gesundheitssystem veranlasse dazu, bei Anlagen und Markenwerten Abschreiber im Umfang von 241 Millionen Pfund (307 Millionen Franken) zu verbuchen.
Bereits im März 2018 hatte Mediclinic eine drastische Wertberichtigung bei Hirslanden vorgenommen und dabei 644 Millionen Pfund (oder 840 Millionen Franken) abgeschrieben.
(rap)