Die Karriere von Monika Ribar verdient das Prädikat «beeindruckend». Wer sonst aus der helvetischen Wirtschaftsprominenz hat so klingende Namen wie Panalpina, Sika, Julius Bär, Lufthansa oder Logitech im Palmarès?

Doch jetzt, im Spätherbst ihres Wirkens, scheint Ribar als Präsidentin der SBB Träumereien zu verfallen. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie wie aus dem Nichts von der Beschaffung von Hochgeschwindigkeitszügen fabuliert? Von einer Highspeedverbindung nach London?

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 
Monika Ribar, die Präsidentin der SBB.

Monika Ribar, die Präsidentin der SBB.

Quelle: Matthias Willi / BILANZ

Ribar tritt nächstes Jahr ab, nach zwölf langen Jahren an der Spitze der Bundesbahnen. Da scheint sie der finanzielle Zustand des Staatsbetriebs weniger umzutreiben als ihr persönliches Vermächtnis. Doch machen wir uns nichts vor: Die SBB hängen am Tropf der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Das ist politisch gewollt, aber nicht nachhaltig. Es hat mit Wirtschaft wenig zu tun.

«Für Milliarden an Krediten bezahlen die SBB keinen müden Rappen Zins.»

Konkret spielt die Bahn in ihrem Kerngeschäft– dem Transport von Personen und Gütern – nicht einmal genug ein, um ihr Personal zu bezahlen. Mehr als 3 Milliarden Franken der Gelder, die die Bahn als Ertrag verbucht, stammen direkt aus öffentlichen Kassen. Für Milliarden an Krediten bezahlen die SBB keinen müden Rappen Zins.

Wäre der Staatsbetrieb ein Unternehmen, hätte er längst handeln müssen, hart handeln müssen. Ribar hätte ihrem Firmenchef den Auftrag für eine umfassende, die Schweiz erschütternde Restrukturierung geben müssen.

Doch die SBB gehören zum Land wie die Fasnacht zu Basel oder die Kapellbrücke zu Luzern. Selbst das notorisch defizitäre Cargo-Geschäft – eigentlich der Home-Turf von Logistikerin Ribar – wird nicht radikal umgebaut, sondern seit Jahren bloss da und dort kosmetisch an die Realitäten angepasst. In perpetuierter Pflästerlipolitik.

Doch Monika Ribar träumt lieber von eigenen Hochgeschwindigkeitszügen. Es sei ganz sachlich gefragt: Mit welchem Geld? Mit welchem Geschäftsmodell? Für welche Nachfrage? Es scheint, dass die Präsidentin ihren zwölf insgesamt doch recht müden SBB-Jahren noch einen gesuchten Höhepunkt verleihen wollte.