Das Wasser von Rhone und Vispa ist für den Chemiekonzern Lonza in Visp im Kanton Wallis unerlässlich als Kühlmedium, Lösungs- und Löschmittel. Eine Umsiedlung des Werks ist trotz Hochwassergefahr kein Thema, wie Raymond Vouillamoz, Sicherheitschef bei Lonza, auf Anfrage sagt. Im Gegenteil: Lonza investierte in den letzten zehn Jahren jährlich 80 Mio Fr. in den Standort Visp. Eine laufende 120-Mio-Fr.-Investition soll zudem die Biotechnologie in Visp verankern.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Drohende Umweltgefahr

Hochwasser würde nicht nur die Millioneninvestitionen gefährden, sondern auch die Arbeitsplätze von 2000 Angestellten. Unabschätzbare Folgen hätte zudem die Freisetzung von Chemikalien für die Umwelt.

Das Beispiel Lonza zeigt, wie sich ein Unternehmen mit der Gefahr des Wassers abfinden und wie es sich dagegen wappnen kann.

Obwohl Lonza seit 1907 in Visp angesiedelt ist, wurde der Hochwasserschutz erst nach den Überschwemmungen 1987 zur Chefsache erklärt. Damals fand die Werksfeuerwehr noch von Mäusen angenagte Sandsäcke vor. Nach der verheerenden Überschwemmungen von 1993, als das Werk stillgelegt werden musste, wurde der Rhone-Damm bei Brig um 50 cm erhöht. Die Massnahme kostete rund 100000 Fr. Sie wurde vom Kanton und vom Bund übernommen, von Lonza aber vorgeschossen. Zudem traf man einige betriebsinterne Massnahmen:

- Die Tanks und Wannen wurden gegen Aufschwimmen und Losreissen gesichert.

- Das Lager- und Logistik-Konzept wurde angepasst. Die Bahnkesselwagen sowie wasserempfindliche Stoffe wurde, in höhere Lagen verschoben.

- Die Abschottung einzelner Räume wurde vorbereitet.

Im organisatorischen Bereich wurden Vorgehen, Art und Ausrüstung der Einsatzkräfte festgelegt und mit den öffentlichen Stellen koordiniert, ein Überwachungs- und Alarmierungskonzept etabliert und die Evakuierung des Werkes vorbereitet.

Das zahlte sich aus: Beim Hochwasser 2000 wurde das Werk erstmals ordnungsgemäss evakuiert grösserer Schaden konnte verhindert werden. Lonza zog daraus weitere Lehren: Laut Vouillamoz wurde der Damm im Jahr darauf für 200000 Fr. verstärkt und erhöht.

Platz fürs Wasser

Damit nicht genug: Die wirtschaftliche Entwicklung der Lonza könne nur dank weiteren Massnahmen sichergestellt werden, erklärt Vouillamoz. Ende dieses Jahres werde deshalb ein Projekt zur Absenkung des Rhonebetts und für einen grossräumigen Vorland-Abtrag ausgeschrieben. Diese Massnahmen sollen dafür sorgen, dass das Wasser sicher durch das Werkareal strömen kann. «Mit diesen Eingriffen werden wir gegen ein Jahrtausendhochwasser gewappnet sein», sagt der Walliser Experte.

Die Arbeiten, die mehrere Winter dauern werden, kosten rund 80 Mio Fr. Daran beteiligen werden sich der Bund, der Kanton und Private wie Lonza, die davon profitieren. Der Finanzierungsschlüssel steht noch nicht fest.

Volkswirtschaftlich begründet

Die Beteiligung der öffentlichen Hand rechtfertigt sich dadurch, dass jeder sechste Arbeitsplatz im Oberwallis direkt oder indirekt an die Lonza gebunden ist. Der Chemiekonzern pumpt im Jahr 400 Mio Fr. in die Volkswirtschaft.

Dennoch gibt es Widerstand gegen den Hochwasserschutz. Einsprachen sind für Vouillamoz das grösste Risiko, welches das Projekt zum Scheitern bringen oder verzögern könnte. Deshalb hätten sich Lonza und Projektpartner bemüht, alle Betroffenen Anwohner, Unternehmen und Umweltschützer in das Projekt einzubeziehen.