Der Baustoffhersteller Holcim holt zum Paukenschlag aus: Er will sein rasant gewachsenes Nordamerikageschäft abspalten und als eigene Firma an die Börse bringen. Gleichzeitig hat der Konzern einen neuen Konzernchef ernannt.
Damit führt das Traditionsunternehmen den grössten Wandel durch seit der Übernahme des französischen Konkurrenten Lafarge im Jahre 2015. Damals wurde Holcim zum mit Abstand grössten Zement- und Baustoffhersteller der Welt.
Nun soll das Nordamerikageschäft als vollständig unabhängiges Unternehmen in den USA an der Börse kotiert werden, wie Holcim am Sonntag mitteilte. Es entstehe der «führende Anbieter von Baulösungen in der Region».
Trennung von Grossteil des Geschäfts
Holcim trennt damit einen Grossteil des Geschäfts ab, das der Konzern in den vergangenen Jahren mit einer Serie von Firmenübernahmen massiv ausgebaut hatte. Das Nordamerika-Geschäft habe im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 11 Milliarden Dollar (9,5 Milliarden Franken) erzielt, sagte Konzernchef und Verwaltungsratspräsident Jan Jenisch an einer Telefonkonferenz. Das Geschäft erziele eine Betriebsgewinnmarge (EBIT) von über 19 Prozent.
Nach der Abspaltung werde Holcim noch einen Umsatz von 17 Milliarden erzielen. Er erwarte, dass Holcim damit im Leitindex der Schweizer Börse SMI verbleiben werde, sagte Jenisch weiter. Mehr als die Hälfte des Geschäfts werde in Europa erzielt.
Bis 2030 will der Schweizer Konzern den Nettoumsatz auf ungefähr 22 Milliarden Franken und den EBIT auf über 4 Milliarden Franken steigern. Der freie Cashflow solle mehr als 3 Milliarden Franken erreichen.
Abspaltung im 2025
Holcim habe sowohl finanziell als auch operativ eine noch nie dagewesene Stärke erreicht, hiess es in der Mitteilung weiter. Die Börsenkotierung in den USA werde es dem neu geschaffenen Unternehmen ermöglichen, sein volles Potenzial auszuschöpfen.
Die Abspaltung ist für die erste Jahreshälfte 2025 vorgesehen. Im zweiten Halbjahr 2024 werde es Investorentage geben, dann werde über die endgültige Struktur der Abspaltung informiert. An einer ausserordentlichen Generalversammlung voraussichtlich im ersten Quartal würden die Aktionären daraufhin über die US-Kotierung abstimmen.
Für die neue Firma sieht Jenisch eine strahlende Zukunft: «Ich denke, die Aktionäre werden begeistert sein.» Das abgespaltene Nordamerika-Geschäft soll bis 2030 mehr als 20 Milliarden Dollar Umsatz und über 5 Milliarden Dollar EBIT erzielen.
Europa-Chef wird neuer CEO
Gleichzeitig wurde Miljan Gutovic per 1. Mai 2024 zum neuen CEO ernannt. Der derzeitige CEO und Verwaltungsratspräsident Jan Jenisch werde sich auf seine Rolle als VRP konzentrieren sowie die Ausgliederung und Kotierung des Nordamerikageschäfts in den USA leiten.
Die Ernennung von Gutovic ist keine Überraschung. In Medien war er schon als Nachfolger von Jenisch als Konzernchef gehandelt worden.
Gutovic ist den Angaben zufolge seit 2018 Mitglied des «Group Executive Committee». Er war Leiter der Region «Middle East and Africa» und anschliessend der Region Europa sowie Group Operational Excellence.
(sda/mbü)