Die Fusion zwischen den Zementriesen Holcim und Lafarge scheiterte fast am Gebaren von Lafarge-Chef Bruno Lafont. Nun wird klarer, ab wann und weshalb sich Holcim gegen die Ernennung des designierten Chefs des fusionierten Konzerns stemmte. 

Lafont ist Lafarge: Mehr als 30 Jahre in Diensten des Zementkolosses, CEO und Präsident in Personalunion, mit besten Beziehungen in den Elysée-Palast. Lafont fühlt sich in seiner Ehre getroffen. Die Heirat der zwei grössten Zementkonzerne der Welt steht auf dem Spiel. Führt ein gekränktes Ego zum Platzen des Megadeals?

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Selten bis nie in der Schweiz

Lafont kam selten bis nie in die Schweiz, trat gleichzeitig aber zunehmend diktatorisch auf, liess jedermann subtil spüren wer der Boss ist und brachte durch sein Mikromanagement die Fusion in Verzug. Alles musste über sein Pult. War er nicht zu erreichen, stockte der Fusionsprozess. «Bottle Neck», heisst es bei Holcim hinter vorgehaltener Hand. Schweizer sehe Lafont als «petits Suisses», sagt ein in der Fusion Involvierter. Seinem Fusionspartner gab er zu verstehen, dass man doch ziemlich «fou» sein müsse, wenn man die Abzockerinitiative annehme.

Politische Belehrungen aus dem zentralistischen Paris kamen in Oerlikon gar nicht gut an. Am Schluss verweigerte das Team um Holcim-Präsident Wolfgang Reitzle die Zusammenarbeit.

In Paris klingt es anders

In Paris klingt es anders. Wie in einer Familie üblich habe es Spannungen gegeben. Während die Schweizer die «double autorité» des Présidentdirecteur général (PDG) nicht verstanden hätten, so habe Lafont die Funktion und die damit einhergehende Machtfülle des Präsidenten eines Schweizer Konzerns unterschätzt. Lafont sei enttäuscht gewesen, doch die Spannungen seien nun passé. «Bruno va le faire», heisst es.

Das darf bezweifelt werden. Lafont, ein Lafarge-Urgestein, seit 2006 CEO, ab 2007 PDG, wird sich als Co-Präsident kaum unterordnen. Vielmehr wird er versuchen, mit einem ihm genehmen CEO Einfluss zu nehmen.

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