Mit Holunder Geld verdienen? Wie das geht, zeigt der 27-jährige Christof Schenk aus Niederwil SG mit seiner Firma Holderhof Produkte AG. Begonnen hatte alles während seiner Lehre als Landwirt: Schenk verlor sein Herz an eine selten gepflegte Kultur: Den Holunderstrauch. Noch während der Lehrzeit pflanzte er auf dem elterlichen Bauernhof die ersten Holunderkulturen und wurde zum Rohstofflieferanten für eine Sirup-Firma in Biel. Mit der Entwicklung des Holunderblütenweins Elderwood – einem Gemisch aus Weisswein und Holunderblütenextrakt –, schloss Schenk seine Landwirtschaftslehre erfolgreich ab.
Damit war die Basis geschaffen: Sein ehemaliger Lehrer aus der Realschule gestaltete die Etikette, als Lagerraum diente eine alte Scheune. Im Alter von 20 Jahren lieferte Schenk die ersten Flaschen mit seinem Holunderblütenwein an Restaurants in der Region.
Zuhören und handeln
Damit war der Unternehmergeist in Christof Schenk endgültig erwacht. Gezielt informierte er sich bei Fachleuten. «Ich hörte ihnen vor allem zu und redete wenig», sagt Schenk. Folgen liess er dann aber Taten. Sein betriebswirtschaftliches Rüstzeug holte er sich an der Handelsschule. Nachdem ihm der Abnehmer seiner Holunderblütenernte kurzfristig den Abnahmevertrag kündigte, begann er selber mit dem Extrakt zu experimentieren. Den passenden Produktionspartner seines Holunderblütenweins fand er in der Weinkellerei Gasser in Ellikon. Die ersten Abnehmer für die Spezialitäten waren Restaurants aus der Region. Schliesslich nahm der Engros-Markt CCA in Gossau die Getränke ins Sortiment auf.
Hartnäckig sein
Schenk verfolgte von Anfang an hartnäckig eine Vorwärtsstrategie: «Ich versuchte immer wieder einen Termin bei der Landi-Gruppe zu bekommen. Erst nach zwei Jahren klappte es.» Die Ausdauer hatte sich gelohnt: Das Treffen verlief erfolgreich. Bereits im ersten Jahr erzielte die Landi in ihren Läden mit den Holderhof-Produkten – neben dem Holunderblütenwein auch Erdbeerwein – einen Umsatz von mehreren 100000 Fr.
Damit war die Zeit vorbei, als Christof Schenk die Kartons mit den Flaschen noch im Kofferraum seines Autos zu den Kunden transportierte. Von jetzt an fuhren in Niederwil die Sattelschlepper vor.
Als die Landi-Gruppe zusätzlich eine Siruplinie lancierte, war Schenk schnell zur Stelle. Wieder kam zuerst seine Lieblingskultur Holunder zum Einsatz. Entwickelt hatte er das Rezept nach Feierabend in der eigenen Küche: «Ich fragte meine Grossmutter um Rat.» Dieser nützte, die Nachfrage stieg weiter, neue Produkte wurden lanciert. So zum Beispiel das Erfrischungsgetränk Sambus, ein Gemisch aus Mineralwasser, Holunderblütenextrakt und Holunderbeersaft.
Ernte beginnt
«3,5 bis 4,5 Mio Fr. werden wir 2007 umsetzen», sagt der Jungunternehmer. Bald geht es los mit der nächsten Ernte: Dann sind 20 Aushilfen für Holderhof tätig. Was müssen diese beachten? Die Holunderblüten müssen innerhalb weniger Stunden zu Extrakt verarbeitet und tiefgekühlt werden. Denn Qualität ist alles im Sirup-Business. Schenk geht dabei keine Risiken ein. Die Produkte in zertifizierter Bioqualität lässt er freiwillig auf Rückstände von Pestiziden untersuchen. Da er konventionelle und biologische Rohstoffe verarbeitet, macht das Sinn. «Obwohl alle Verarbeitungsschritte getrennt erfolgen, will ich keinerlei Angriffsfläche für Kritiker bieten», sagt der Firmenchef.
Neuer Markt in China
Seine Arbeitszeit verbringt Schenk meistens im Büro, in fremden Sitzungszimmern oder im Auto. Oft ist er tagelang unterwegs auf der Suche nach neuen Kunden und Partnern. Dieses Jahr ist der erste Grossverteiler auf den Zug aufgesprungen. «Nach vielen vergeblichen Bemühungen ist dieser jetzt sogar von selbst auf mich zugekommen», sagt er stolz. Den Namen will er noch nicht nennen.
Doch Schenk hat noch nicht genug: In Deutschland und in
Österreich hat er bereits Kunden. Nun will er den chinesischen Markt erobern. Seit 2007 hat er einen Verkäufer eingestellt – ein Deutsch sprechender Chinese –, der vor Ort den Markt bearbeitet. Bereits sind erste Bestellungen eingegangen. Der Jungunternehmer träumt von zweistelligen Millionenumsätzen und hat ein grosses Ziel: «Ich möchte in der Schweiz die Nummer eins im Handel mit Holunderprodukten werden.»
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Firma
Name: Holderhof Produkte AG, Niederwil SG
Gründung: 2000
Führung: Christof Schenk
Umsatz: 3,5 bis 4,5 Mio Fr. (Prognose für 2007)
Beschäftigte: 3 (während der Ernte zusätzlich 20 Aushilfen)
Produkte: Holunderprodukte
Internet: www.holderhof.ch